Oberschleißheim:Traum vom eigenen Bier

Erstausschankfest der Brauereigenossenschaft Remontebräu Schleißheim e.G., Oberschleißheim Bürgerplatz

Die bayerische Bierkönigin Johanna Seiler schenkt nach dem Anzapfen das erste Bier in die Krüge.

(Foto: Florian Peljak)

Nach 106 Jahren lebt die Schleißheimer Brautradition wieder auf.

Von Julian Carlos Betz, Oberschleißheim

Ein besseres Wetter hätten sich die Mitglieder der Remontebräu-Genossenschaft und ihre Besucher nicht wünschen können, als am Sonntag die ersten Fässer des Remonte-Urhell zum Transport durch die Gemeinde verladen werden. Seit 106 Jahren, berichtet Alexander Bauer von der bayerischen Schlösserverwaltung im Wilhelmshof, habe es hier in dieser Brauerei im alten Schleißheimer Schloss kein selbst gebrautes Bier mehr gegeben.

Dabei sei die Tradition lang: Schon 1598 wurde im landwirtschaftlichen Mustergut gebraut, die sogenannte "Schleißheimer Schwaige" galt laut Bauer damals sogar als "kleine Schwester des Münchner Hofbräuhauses".

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts sei schließlich sogar eine Konkurrenzsituation zu den Münchner Brauereibetrieben entstanden, nicht zuletzt weil die Anlage als erste Brauerei in Bayern mit einer Kühlmaschine und einem unmittelbaren Eisenbahnanschluss ausgestattet gewesen sei. 1912 jedoch habe die Brauerei dann schließlich ein jähes Ende gefunden. Mit der Übernahme durch die Hacker-Brauerei wurde die Produktion des Schlossbieres eingestellt - bis jetzt: "Das Remontebräu lebt!", ruft Bauer, der auch Pressesprecher der Genossenschaft ist. Davon können sich die Oberschleißheimer bei einer Verkostung überzeugen, als die ersten Fässer von einem Pferdegespann in einem Festzug zum Bürgerplatz gefahren worden sind.

Durch Mundpropaganda zusammengefunden

Überhaupt erst möglich geworden sei das große Projekt, dessen Anfänge gerade einmal ein Jahr zurückreichen, durch die vielen Unterstützer, erklärt Thomas Haselbeck, eines der Vorstandsmitglieder der Genossenschaft. Dank der mehr als 270 Teilhaber, die sich über Facebook und Mundpropaganda zusammengefunden hätten, habe man die finanziellen Grundlagen schaffen können. Für ihn selbst sei es schon immer ein "Traum gewesen, eigenes Bier zu brauen". Nach ersten Versuchen mit Kochtopf in den heimischen vier Wänden habe er jedoch erkannt, dass es hier mehr Zeit und Geld brauche, als er allein mit Familie bieten könne, sagt er.

Mit der Partnerbrauerei Gut Forsting und dem studierten Brauer Florian Trost sei man nach einer Testphase dort angekommen, wo man jetzt stehe: bei einem traditionellen, dunklen Urhellen - kein "Craft-Bier", wie Haselbeck klarstellt. "Unfiltriert und bernsteinfarben, mit einem leicht karamelligen Geschmack", beschreibt er das neue Produkt. Auf die Frage, wo das Bier überall getrunken werden solle, antwortet er bescheiden, dass es sich vor allem um ein "Schleißheimer Bier für die Schleißheimer" handle. Die Münchner Brauereien haben insofern also erst einmal nichts zu befürchten.

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