Oberschleißheim:Schöner als Nymphenburg

Oberschleißheim: Orangenminze hat die Aufmerksamkeit dieser Besucherin geweckt.

Orangenminze hat die Aufmerksamkeit dieser Besucherin geweckt.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gartenlust auf Schloss Schleißheim zieht zu Ostern tausende Besucher an. Aussteller präsentieren ihre Pflanzen, Kräuter, Gewürze und Gartenwerkzeug.

Von Anna-Maria Salmen, Oberschleißheim

Noch ist der Himmel an diesem Samstagmittag etwas grau, ein scharfer Wind zieht durch und lässt die Blätter an den Bäumen im Schleißheimer Schlosspark hörbar rascheln. Die bunten Blumen, die sich an den Verkaufsständen dicht an dicht drängen, leuchten dafür umso auffälliger. Trotz zunächst noch wechselhaften Wetters kann die Gartenlust-Ausstellung am Schloss Schleißheim am Osterwochenende eine Einstimmung auf den nahenden Frühling und Sommer bieten - eine Gelegenheit, die zahlreiche Besucher nach einem langen Winter mit vielen - auch pandemiebedingten - Einschränkungen spürbar sehnsüchtig annehmen und auch wahrnehmen.

Bereits seit etwa 20 Jahren organisieren Kurt Ostermeier und sein Team die Gartenlust mit regelmäßigen Ausstellungen an verschiedenen Orten in Süddeutschland und Österreich. Stets finden die Märkte vor malerischer Kulisse statt, unter anderem an der Burganlage in Burghausen. Vor knapp zehn Jahren wurde Ostermeier eigener Aussage nach auf das Areal südlich des Schleißheimer Schlosskanals aufmerksam, seitdem ist die Gartenlust jährlich im April dort zu Gast - mit pandemiebedingter Unterbrechung im Jahr 2020. "Ich finde es immer wieder verblüffend: Die Anlage ist so beeindruckend und fristet trotzdem eine Art Schattendasein im Vergleich zu Nymphenburg", sagt Ostermeier.

Oberschleißheim: Bis zu 6000 Menschen besuchen jedes Jahr die Gartenlust.

Bis zu 6000 Menschen besuchen jedes Jahr die Gartenlust.

(Foto: Florian Peljak)

Für die Gartenlust eigne sich das weitläufige Gelände optimal, sagt Ostermeier. Etwa 150 Aussteller reihen sich am Rundweg unter alten Bäumen aneinander, die meisten sind kleinere Händler und Produzenten, die nach Angaben des Organisators regelmäßig dabei sind. Sie präsentieren ein breites Angebot: Direkt am Eingang etwa hängen schmiedeeiserne, mit Blumen bepflanzte Körbchen an einem Gestell, daneben wetteifern Rosen in allen erdenklichen Farben mit gelben Narzissen und leuchtend lila Gerbera um die Aufmerksamkeit der Besucher. Ein Verkäufer preist Zitronen an, die sich, größer als Fäuste, an seinem Stand zu einer Pyramide stapeln. Etwas weiter den Weg entlang schaukeln filigrane silberne Windspiele sanft an den Ästen eines Baums. Auch aromatisch duftende Kräuter ziehen die Besucher in ihren Bann: Neben klassischen Küchengewürzen wie Basilikum und Rosmarin finden sich auf den Verkaufstischen der Händler auch Gewächse mit exotisch anmutenden Namen wie australisches Zitronenblatt oder Kraut der Unsterblichkeit. Letzteres soll, so verspricht zumindest das Etikett, Herz und Immunsystem stärken sowie bei Schlafstörungen helfen.

Mittlerweile flanieren die Menschen lieber draußen als drinnen

Doch nicht nur Waren, die man typischerweise auf einer Gartenausstellung erwartet, können die Besucher bewundern. "Es gibt zwei Ansichten: Die einen sind puristisch und meinen, es sollte auf solchen Märkten nur Pflanzen geben. Ich finde aber eine nette Mischung besser", sagt Ostermeier. Und so kann man zwischen Gewächsen, Gartenwerkzeugen und -möbeln auch unter anderem Kleidung, Schmuck oder Strohhüte entdecken. Für jeden sei also etwas dabei, so der Organisator Ostermeier.

Das Konzept kommt offenbar an: 4000 bis 6000 Menschen aus bis zu 60 Kilometern Entfernung strömen nach Angaben des Organisators in der Regel zu den Gartenlust-Ausstellungen. Die zu den Veranstaltungsterminen im Frühjahr oftmals noch kühlen Temperaturen würden die Besucher dabei nicht stören: "Früher wurde ich noch belächelt, als ich zu dieser Jahreszeit eine Gartenausstellung im Freien machen wollte. Viele meinten, da wäre es doch noch zu kalt und wechselhaft", erzählt Ostermeier. Mittlerweile jedoch würden die Menschen lieber draußen als drinnen durch die Reihen der Verkaufstische flanieren. Ostermeier ist zuversichtlich, dass Veranstaltungen wie die Gartenlust auch in unsicheren Zeiten Zukunft haben: "Der Einzelhandel hat durch die Pandemie stark zu kämpfen. Aber solche Märkte werden bleiben, die Leute wollen einfach raus."

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