Oberschleißheim:Ringen um die Regattastrecke

Bürgermeister Markus Böck fordert in einem dringenden Appell ein breites Bündnis zur Rettung der maroden Anlage

Von Bernhard Lohr, Oberschleißheim

Oberschleißheims Bürgermeister Markus Böck (CSU) hat einen dringenden Appell an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) adressiert, die Kürzungen bei der Sanierung der Ruderregattaanlage zu überdenken. Er warnt vor einer "De-facto-Aufgabe der Regattastrecke für ihren eigentlichen Zweck", sollte die dabei bleiben, wegen der coronabedingten Steuerausfälle statt der ursprünglich vorgesehenen 61 Millionen Euro nur neun Millionen Euro in den Erhalt der seit den Olympischen Sommerspielen 1972 genutzten Anlage zu stecken. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hat der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl mehrheitlich einen Antrag mit derselben Stoßrichtung angenommen. Die Stadt solle sich bei Bund und Freistaat um Zuschüsse bemühen, fordert man dort.

Der Brief geht an OB Dieter Reiter und an Minister Joachim Herrmann

Auch Bürgermeister Böck setzt auf ein breites Bündnis, um die denkmalgeschützte Sportanlage zu retten und für den Breiten- und den Spitzensport zu erhalten. Die Gemeinde Oberschleißheim und die Rudervereine seien bereit, sich einzubringen, schreibt er in seinem Brief an den OB, den auch Sportminister Joachim Herrmann erhalten hat. Aus seiner Sicht wäre es fatal "für den Sportstandort München und die Region Oberbayern, würde es dem Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt nicht gelingen, hier eine gemeinsame, tragfähige und zukunftsweisende Lösung zu finden". Böck befürchtet wie die Vereine, dass an der für den Spitzensport errichteten Strecke professionelle Regatten in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein werden. Und er erinnert daran, dass Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl mehrmals die Bedeutung des Vereins- und Breitensports betont hat.

Doch in Oberschleißheim befürchtet man, dass zweierlei Maß angelegt wird. Während zum Erhalt des Grünwalder Stadions große finanzielle Anstrengungen unternommen würden, drohe die Regattastrecke zum Opfer der Sparbemühungen zu werden, beklagt Böck. Er fragt sich, ob das daran liegt, dass "es sich 'nur' um eine Randsportart handelt und hier nicht Fußball gespielt wird". Es werde sicher notwendig sein, nochmals konzeptionelle Überlegungen zum Umfang und Durchführung der Sanierung, einer Priorisierung der Maßnahmen sowie der Kostentragung anzustellen. Das werde nicht leicht.

Böck hält es für bemerkenswert, dass die an sich nur für die Olympischen Spiele 1972 errichtete Anlage seit nahezu 50 Jahren genutzt werden kann. Sie sei aus historischer Hinsicht und im Hinblick auf die landschaftliche Lage einzigartig. Es handle sich um die einzige Regattastrecke im süddeutschen Raum, die für Großveranstaltungen dieser Form geeignet sei. Diese aufzugeben, hätte touristisch als auch wirtschaftlich für den Münchner Norden gravierende Folgen.

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