Oberschleißheim:Nur Bares ist Wahres

Alter Bahnhof Oberschleißheim, Ecke Bahnhof- Schönleutnerstraße

Die Zukunft des alten Oberschleißheimer Bahnhofs ist angesichts der Pläne für eine Tieferlegung der Gleise ungewisser denn je.

(Foto: Florian Peljak)

Der Verein Verrückter Alter Bahnhof will, dass die Gemeinde Geld für den Kauf der Immobilie einplant

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die mögliche Verlegung des S-Bahnhofs im Zuge einer Absenkung der Gleise ist derzeit ein zentrales Diskussionsthema in Oberschleißheim. Ein neuer S-Bahnhalt im Trog auf Höhe der Dachauer Straße, so die Pläne, wäre dann der dritte Bahnhofsstandort am Ort. Was aus dem historischen ersten Bahnhof wird, ist unklar. Während es von der Deutschen Bahn AG weiter keine Signale gibt, dass sie die Immobilie verkaufen will, muss nun der Gemeinderat entscheiden, wie er zu dem Gebäude steht.

Denn der Verein Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim, kurz Vabosh hat nun konkrete Mittel im Gemeindeetat des Jahres 2017 für einen möglichen Bahnhofskauf beantragt. Ein vergleichbarer Vorstoß vor Jahresfrist war vom Gemeinderat in eine vage Absichtserklärung umgebogen worden. Jetzt sollen nach dem Willen des Vereins Vabosh 100 000 Euro in den Etat eingestellt werden.

Die Gemeinde und die für eine mögliche Veräußerung zuständige Immobilientochter der Bahn haben laut Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FWG) vereinbart, dass bei einer Freigabe des Objekts das Rathaus als erstes informiert würde. Bislang ist keine entsprechende Anzeige eingegangen. Parallel zum Antrag an den Gemeinderat arbeitet Vabosh auch an alternativen Finanzierungsmodellen wie einer Genossenschaft oder ähnlichem. Ziel sei es, dass der Gemeinde keine unabsehbaren Folgekosten entstünden, betont Vorsitzender Andreas Hofmann. Während der Verein stets zugesagt hat, im Falle eines Kaufs und einer anschließender öffentlicher Nutzung selbst für Betrieb und Unterhalt zu sorgen, ist vor allem der nötige Sanierungsaufwand Gegenstand der Diskussion um die Immobilie.

Offen ist allerdings auch die Frage, ob das historische Gebäude überhaupt eine Zukunft hat. Denn für die geplante Troglösung und mindestens für die mehrjährige Bauphase muss die Bahn ihre Anlagen nach Südosten erweitern - wo der Bahnhof steht. Als akutes Signal habe der Verein vermittelt bekommen, dass die Umbaupläne nicht zwangsweise einen Abriss bedingen würden, berichtet Hofmann. Allerdings sind die Pläne bislang nur im Stadium einer Machbarkeitsstudie und nicht ansatzweise detailliert.

Einer früheren Ausbaumaßnahme des Gleiskörpers vor mehr als hundert Jahren verdankt der Bahnhof seine historische Alleinstellung. Damals wurde das Gebäude in einer seinerzeit ultramodernen Aktion auf Rollen gesetzt und im Ganzen einige Meter verschoben. Daher hat sich der Verein auch den "verrückten" Bahnhof auf die Fahnen geschrieben. Seit der Eröffnung des S-Bahn-Halts 1972 ist der historische Bahnhof außer Dienst gestellt. Die Immobilie verfiel während mehrerer Nachfolgenutzungen und zuletzt jahrelangem Leerstand zusehends. Aktuell ist sie wieder als Lager vermietet.

Vabosh hat sich von einer Initiative einiger Enthusiasten mittlerweile zum eingetragenen Verein mit aktuell 50 Mitgliedern entwickelt. Dieser propagiert den Erhalt der Preziose und eine künftige öffentliche Nutzung, unter anderem als Kulturcafé mit Veranstaltungsräumen und Heimatmuseum.

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