Oberschleißheim:Niemand will den Humpel-Express

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Durch zusätzliche Komfortzüge auf der S1 würden die Schranken etwa in Oberschleißheim noch öfter runter gehen. Dennoch prüft das Innenministerium die Idee.

Von Alexandra Vettori, Oberschleißheim

Kommt er oder kommt er nicht, der Humpel-Express zum Flughafen auf der Strecke der S 1? Vor einem Dreivierteljahr haben die Landeshauptstadt und die Flughafengesellschaft die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Spezielle Komfort-S-Bahnen mit viel Platz für das Gepäck sollten auf der Strecke der S 1 fahren und nur an einzelnen Punkten halten, bis die zweite Stammstrecke fertig ist und die richtige Express-S-Bahn auf den Gleisen der S 8 starten kann. Konkrete Pläne für das Provisorium aber gibt es bis heute nicht. Das liegt vor allem an den vier beschrankten Bahnübergängen zwischen München und dem Flughafen.

Schon jetzt kommt es an den Schranken in den Münchner Stadtteilen Fasanerie und Feldmoching sowie den beiden Übergängen in Oberschleißheim im Berufsverkehr regelmäßig zu langen Staus, weil die herabgelassenen Schlagbäume dicht befahrene Straßen blockieren. In den Anliegerkommunen erhob sich denn auch sofort Protest, als die provisorische Express-S-Bahn im Vorjahr ins Gespräch kam. Denn mehr Züge bedeuten hier nicht nur mehr Lärm für die Anwohner, sondern auch noch länger geschlossene Schranken und noch längere Staus. Zu Spitzenzeiten sind die Schranken laut Oberschleißheims Bürgermeister Christian Kuchlbaur (Freie Wähler) "bereits jetzt 39 Minuten in der Stunde geschlossen".

Beim jüngsten Flughafen-Forum war trotzdem zu vernehmen, dass das Innenministerium weiter Überlegungen zu einer temporären Express-S-Bahn auf der Strecke anstellt. Auf Nachfrage bestätigt man dort jedoch lediglich, dass es vonseiten der Flughafen München Gesellschaft (FMG) Überlegungen gebe. Bevor eine solche Express-Verbindung Realität werden könne, bedarf es laut Ministeriumssprecher Oliver Platzer "noch der Klärung von Sachverhalten, zu denen auch die Frage zur Situation an den Bahnübergängen entlang der S-1-Trasse zählt".

Nun kommt, wenn es um Bahnübergänge geht, allerdings das Eisenbahnkreuzungsgesetz zur Anwendung und das sieht nicht vor, dass das Innenministerium mitspielt. "Wir sind da raus", sagt Pressesprecher Platzer, denn das Gesetz sehe eine Einigung zwischen Bahn und Kommunen vor: bei der planerischen Entscheidung für eine Über- oder Unterführung sowie bei der Aufteilung der Kosten.

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Oberschleißheim allerdings kämpft nicht nur gegen das periodische Chaos an den Bahnschranken, sondern auch um einen großen städtebaulichen Wurf: Die Gemeinde wünscht sich eine tiefer gelegte Bahn mit einem ebenfalls tiefer gelegten zweiten Bahnhof. Der nämlich würde den geplanten Uni-Campus der Veterinärmediziner anschließen, den in zehn Jahren bis zu 5000 Studenten und Mitarbeiter besuchen sollen.

Im Verkehrsministerium setzt man unterdessen, auch was die Flughafenanbindung anbelangt, voll und ganz auf die zweite Stammstrecke. Zusammen mit der im Bau befindlichen Neufahrner Kurve, die Nordostbayern an die Schiene anbinden soll, dem Erdinger Ringschluss und der geplanten zweiten Stammstrecke werde eine Express-S-Bahn auf der S 8 verkehren, heißt es aus dem Ministerium. Was die S 1 anbelangt, versichert das Innenministerium, werde zumindest bis zum Bahnhof Neufahrn mit Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke alles besser. Dann verkehre die S 1 ganztägig im 15-Minuten-Takt. "Dieser S-Bahn-Takt lässt sich gut mit den übrigen Zügen des Schienenpersonennahverkehrs, die im Stunden- oder Halbstundenraster fahren, vereinbaren", so Sprecher Platzer.

Weil aber das bayerische Ministerium immer noch auf konkrete finanzielle Zusagen des Bundes wartet, könnte sich bis dahin der Vorschlag der Grünen im Landtag durchsetzen. Ihr Alternativkonzept S-Bahn 2030 sieht als Flughafenanbindung einen 200 Stundenkilometer schnellen Expresszug vor, der in 18 Minuten vom Hauptbahnhof zum Airport fährt. Die Gleise dafür sollen zwischen Moosach und Neufahrn parallel zur Autobahn 92 verlaufen - dort wo schon früher der Transrapid geplant war.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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