Oberschleißheim:Niemand soll vergessen werden

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Ein Tanzcafé für Demenzkranke und Angehörige ist in Oberschleißheim bereits in Vorbereitung.

(Foto: dpa)

Oberschleißheim will demenzfreundliche Gemeinde werden. Ein Arbeitsausschuss lässt den Worten Taten folgen

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Demenz wird in Oberschleißheim nicht vergessen. Mit einer anhaltenden Reihe von Veranstaltungen hält der Kranken- und Altenpflegeverein die Auseinandersetzung mit dem Altersthema permanent im Gespräch, während im Hintergrund an der Umsetzung tragfähiger Konzepte gearbeitet wird. "Unser wesentliches Anliegen ist derzeit, die Leute mehr zu öffnen", sagt der Vereinsvorsitzende Georg Kalmer, "damit sie sich trauen, darüber zu reden". Unter Federführung des Vereins realisiert Oberschleißheim gerade das vom Landkreis prämierte Modellprojekt "Wege gemeinsam gehen" zum Umgang mit Demenz.

Ein Arbeitsausschuss "Demenzfreundliche Kommune Oberschleißheim" erarbeitet zurzeit eine Bürgerbefragung. Den Ausschuss, der schon viermal getagt hat, bilden Kalmer, sein Stellvertreter Peter Benthues und Christine Fichtl-Scholl vom Kranken- und Altenpflegeverein, Irene Beck von der Nachbarschaftshilfe, Jana Drews, die Leiterin des Seniorenparks, und der Dritte Bürgermeister Hans Hirschfeld. Mit der Befragung sollen im Idealfall im Herbst die Situation um die Alterserkrankung am Ort ausgeleuchtet, die Zahl der Betroffenen erhoben, die Wünsche und Vorstellungen der begleitenden Angehörigen, die Angebote und Möglichkeiten werden. Im Vorjahr hatte der Verein einen Demenztag mit Ausstellung, Infoständen und Fachvorträgen initiiert, vergangene Woche hielt die Fachärztin Sandra Emmerich unter dem Motto "Vergesslich, aber nicht vergessen" einen Vortrag, der Auftakt zur Realisierung des preisgekrönten Projekts in der Gemeinde war.

"Es muss ein Thema werden, über das man reden kann", sagt Kalmer. Die Vorträge und eine öffentliche Debatte sollten den Boden bereiten, damit in der Umfrage auch offene Antworten zurückkommen. "Viele Betroffene wehren immer noch Hilfe ab, weil sie sich selbst verantwortlich fühlen", schildert Kalmer. "Das ist eine Situation, die man ändern sollte." Der Oberschleißheimer Weg der Gemeinsamkeit will ein breites Bündnis schmieden, um der Erkrankung offen zu begegnen. Heilbar ist Demenz nach aktuellem Forschungsstand weiterhin nicht, aber bei frühzeitigem Erkennen könne eine geeignete Medikation "große Erleichterung für viele Jahre" bewirken, weiß Kalmer. Daher sei es immens wichtig, "sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen".

Als niederschwellige Begegnungsmöglichkeit für Demenzkranke und deren Angehörige wird in Oberschleißheim gerade ein Tanztee aufgebaut, dessen Federführung die Nachbarschaftshilfe übernommen hat. Der Seniorenpark will zudem seine Tagespflege mehr auf Demenz ausrichten. Aus einer Schulung für pflegende Angehörige im Zuge des Demenztages 2016 hat sich eine Selbsthilfegruppe entwickelt, bei der Betroffene gegenseitige Unterstützung finden können. Ein weiteres Ziel: Demenz-Wohngruppen in Neubaugebieten.

Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen sind acht Demenzhelfer im Einsatz: Sonja Friedmann, Áine Hagenbucher, Venera Kabashi, Hannelore Laux, Viktor Münster, Irene Ryseck, Christel Taprogge und Tanja Lilienthal beraten und übernehmen für einige Stunden die Betreuung zu Hause.

Weitere Informationen unter www.kapverein.de oder bei Georg Kalmer, Telefon: 089/315 33 54.

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