Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim:Die neue grüne Mitte

Im Oberschleißheimer Ortsteil Mittenheim ist das größte Wohnbauprojekt der Gemeinde in diesem Jahrhundert geplant. Entstehen soll eine Großsiedlung mit hoher Aufenthaltsqualität und unverwechselbarem Charakter.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Das neue Wohnviertel in Mittenheim soll nicht nur das größte Wohnbauvorhaben in Oberschleißheim bislang in diesem Jahrhundert werden - der Anspruch ist auch, ein außergewöhnlich attraktives Areal zu kreieren. Um ihre Wertschätzung der Planung auszudrücken, haben bei den bisherigen Verfahrensschritten Gemeinderäte schon mehrmals angemerkt, dass sie sofort dort einziehen würden. Ein Gestaltungsleitfaden hält die Ideen und Grundsätze der künftigen Bebauung fest, nachdem der Eigentümer und Entwickler der Siedlung, der Katholische Männerfürsorgeverein, nicht alle Baumaßnahmen selbst umsetzen wird.

Ziel des vom beauftragten Planungsbüro "Goergens Miklautz Partner" verfassten Leitfadens sei es, "dem neuen Ortsteil einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen", heißt es im Vorwort, "der sich aus den besonderen Eigenarten des Standorts entwickelt". Die bestehen darin, dass sich westlich die Gemeindegrenze zu Unterschleißheim mit Ackerflächen bis hin zur Autobahn A 92 anschließt und östlich der Berglbach mit Wiesen und alten Bäumen drumherum liegt.

Die Großsiedlung will diese Vorgaben aufnehmen und eine "intensive und barrierefreie Vernetzung der Baustrukturen mit der Landschaft" schaffen, "ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität und eine identitätsstiftende Sprache zur Gestaltung der Gebäude und der Freianlagen".

Die vier neuen Wohnquartiere, die sich in Nord-Süd-Richtung aneinanderreihen, sollen dabei als gestalterische Einheit mit reichhaltigen Differenzierungen im Detail wahrgenommen werden. Im Leitfaden sind nun wesentliche Kennzeichen des Zusammenhalts sehr genau geregelt, bis hin zur vorgeschriebenen Farbgebung, andere sollen bewusst individuell gestaltet werden. Jedes Quartier besteht aus Punkthäusern und Riegelgebäuden, die zusammen einen Binnenhof umschließen.

Rechte Winkel soll es ganz bewusst nicht geben

Die Riegelgebäude sind an den Stirnseiten aufgeweitet, um mehr Wohnfläche auf der attraktivsten Wohnseite zu bieten. Überhaupt sei der rechte Winkel aus den Grundrissen verbannt, heißt es im Leitfaden ausdrücklich.

Die Wohngebäude bilden nach Westen zum freien Feld eine klare Kante und öffnen sich durch die städtebauliche Komposition dann nach Osten zur "Grünen Mitte" des Quartiers um den Berglbach. Die Riegelgebäude, die im Westen und Norden auch für die Abschirmung der Schallimmissionen sorgen müssen, sind horizontal bis zu vier Stockwerken gestaffelt. Großzügige Zonen in Form von zusammengefassten Loggien und Balkonen sollen die langen Gebäudefronten aufbrechen und gliedern. Die dreigeschossigen Punkthäuser, die als Solitäre um den Hof platziert sind, sollen mit eingeschnittenen Eckloggien ausgestattet werden.

Als Erschließung führt eine Zufahrtsstraße im Westen entlang der Quartiere und zweigt von dort in Tiefgaragen ab. Die Innenhöfe sind somit komplett autofrei. Die Freiräume in diesen Binnenhöfen sollen "vorhandene und ursprüngliche landschaftliche Typologien aufgreifen und zu identitätsstiftenden Motiven machen". So solle "eine organische Verzahnung von Landschaft und Urbanität mit hoher Aufenthaltsqualität und hohem Wiedererkennungswert entstehen".

Für die gemeinschaftliche Nutzung sind Aufenthaltsbereiche, Möglichkeiten zur Begegnung und Spielflächen für Kleinkinder vorgesehen. Das Quartier durchzieht ein Fuß- und Radwegenetz, das an überörtliche Verbindungen andockt. Alle Dächer sollen extensiv begrünt werden. Ein dezentrale Energieversorgung wird gerade noch geprüft.

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