Oberschleißheim:Kunst und andere Köstlichkeiten

Seit 2011 unterhält der Schleißheimer Tourismusverein im Wilhelmshof ein Büro. Dort werden nicht nur Fragen nach den Schlössern und der Flugwerft beantwortet, es gibt auch zahlreiche Produkte aus dem Ort zu kaufen

Von Gudrun Passarge, Oberschleißheim

Schnaps gehört zum Sortiment, Bücher über die Schlösser und die Künstler, die in Schleißheim wirkten, Tassen mit Schleißheimer Motiven, T-Shirts, Karten, Aquarelle, Schmuck und Olivenöl. Es gibt wenig, was im Tourismusbüro Schleißheim nicht angeboten wird. Doch, halt, der Schleißheimer Käse nach Parmesanart, ein Gaumenschmeichler, der ist ausverkauft. Isabelle Herbst sitzt am Tisch, den auch interessierte Leser nutzen können, um in den Bildbänden zu schmökern. Sie ist ehrenamtliche Büroleiterin und Mitgründerin des Projekts, das der Tourismusverein ins Leben gerufen hat. Herbst erzählt, wie 2011 alles angefangen hat und was daraus wurde: "Wir sind kein reines Touristenbüro, sondern ein kleiner Schleißheimer Laden."

Das hat sich allerdings erst langsam entwickelt, denn als Herbst das Büro aufbaute, standen in der Drei-Zimmer-Wohnung im Wilhelmshof nur leere Holzregale und Mitarbeiter gab es auch noch nicht. Der Vorsitzende des Tourismusvereins, Gerhart Maier, hatte sie angesprochen, wie Herbst erzählt. Sie vermutet, er hatte von ihren "Führungen der etwas anderen Art" im Schloss gehört, wo sie Interessierten die Mode oder die Hygiene im Barock erklärt. Maier dachte wohl, damit hätte sie doch gleich ein Netzwerk. "Stimmt auch", sagt Isabelle Herbst. Sie kniete sich rein und das Tourismusbüro nahm Stück für Stück Gestalt an. "Ein Konzept hatte ich nicht", sagt sie, aber sie habe gelernt, "sehr flexibel zu sein".

Oberschleißheim: Ein Platz zum Verweilen: Das von Isabelle Herbst auf die Beine gestellte Tourismusbüro in Oberschleißheim.

Ein Platz zum Verweilen: Das von Isabelle Herbst auf die Beine gestellte Tourismusbüro in Oberschleißheim.

(Foto: Robert Haas)

Am Anfang hatte sie nur ein paar Prospekte ausliegen, "aber allmählich kam die Idee, dass ein reines Informationsbüro nicht funktionieren kann". Obwohl sie berichtet, dass schon sehr viele der Besucher nach der Flugwerft oder dem Schloss fragen. "Welches Schloss?", erkundigen sich die Mitarbeiter dann. "Wir haben drei Schlösser in Schleißheim." Dann sind die Besucher erstaunt, das hätten sie nicht gewusst. Die Tourismusmagnete in Schleißheim ziehen jährlich mehr als 200 000 Gäste an, gut 100 000 steuern die Flugwerft an, die Schlösser haben 2018 circa 110 000 Tickets verkauft. Im Tourismusbüro schauten im vergangenen Jahr fast 1300 Besucher vorbei.

Aber um ihnen den Weg zu erklären, ist oft besondere Sprachkenntnis erforderlich. Herbst erinnert sich an eine italienische Familie, die sich nur in ihrer Muttersprache verständigen konnte. Herbst spricht fließend Französisch (ihre Muttersprache) und Englisch, aber Italienisch eben nicht. "Das ging dann mit Händen und Füßen, wir haben sehr gelacht", und natürlich sind die Touristen bis zum Schloss geführt worden. Wie gut, sagt Herbst, dass die Mitarbeiter, drei Frauen und ein junger Mann, so multilingual seien. Es gab sogar einmal eine Mitarbeiterin, die ungarisch und slawische Sprachen beherrschte. Die vier bekommen für ihren Einsatz im Büro zehn Euro pro Stunde, genauso wie die Fünfte im Bunde, die von daheim aus den Terminkalender für den Tourismusverein und sein Magazin im Blick hat. Über ihre Arbeit führen sie Buch, deswegen weiß Herbst immer genau, was passiert. Das ist für sie von Vorteil, weil sie mittlerweile nicht mehr im Tourismusbüro sitzt. Das erlaubt ihre neue Arbeit nicht mehr, die 44-Jährige ist inzwischen eine von zwei Leiterinnen der Oberschleißheimer Volkshochschule.

Oberschleißheim: Ein wahrer Fundus ist das Tourismusbüro in Schleißheim. Dort gibt es Bücher, Bilder und Kulinarisches.

Ein wahrer Fundus ist das Tourismusbüro in Schleißheim. Dort gibt es Bücher, Bilder und Kulinarisches.

(Foto: Robert Haas)

Das Tourismusbüro ist bis auf die Weihnachtsferien ganzjährig geöffnet. Ein Gästebuch auf dem Lesetisch zeugt von der bunten Besucherschar. Da sind etwa die Schulklassen, die das Biene-Maja-Projekt angelockt hat. Die Biene, die als Geburtsort Oberschleißheim angeben könnte, weil ihr Schöpfer Waldemar Bonsels dort lebte und arbeitete, hat eine eigene Ecke im Büro bekommen - mit Büchern, Puzzles, Plüschbienen und Honig, Met sowie Bienenwachskerzen. Christine Ezzat hat für die Kinder noch mehr Programmpunkte zusammengestellt. Sie malen auf Staffeleien mit Pastellkreiden, lernen etwas über die Biene Maja und über das Leben ihrer Artgenossinnen. Anscheinend können manche Kinder gar nicht genug von Bienen bekommen, auch im Gästebuch sind einige Zeichnungen gelandet.

Nicht alle Einträge lassen sich jedoch lesen. Außer man versteht Japanisch oder kann kyrillische Schrift entziffern. Da sind Zeilen aus aller Welt, von Spaniern, Kanadiern, die das "sehr freundliche Tourismusbüro" loben. Sie alle goutieren das Konzept des Büros, das Bilder von Schleißheimer Künstlern ausstellt, selbstgemachte Postkarten und Filzobjekte verkauft und Holz-Steckenpferde, die der katholische Männerfürsorgeverein baut.

Herbst berichtet von Kritik, manchen war das Büro zu "gruschig", das Angebot zu kommerziell. Sie findet, gerade das mache den Charme aus, denn alle Produkte seien von Schleißheimern. Auch viele der Besucher, die Käse, Öl und Obstbrände kaufen, stammen von hier. "Wir wollen zeigen, welche Varianz Schleißheim hat", sagt Herbst. Auf jeden Fall mehr als drei Schlösser und eine Flugwerft.

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