Oberschleißheim:Kinderhaus-Kosten lassen sich kaum drücken

11,6 Millionen Euro waren dem Gemeinderat zu teuer. Jetzt wird der Neubau kleiner und später fertig - nur um 100 000 Euro einzusparen.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Viel haben die Einsparbemühungen nicht gebracht: Die Planung für das neue Oberschleißheimer Kinderhauses sah Kosten von 11,6 Millionen Euro vor, was vom Gemeinderat empört zurückgewiesen wurde, eine Umplanung mit deutlicher Kostensenkung wurde verlangt. Nach einer Verzögerung von drei Monaten, die im Zeitplan der Fertigstellung dann fehlen wird, liegt nun eine komplette Neuplanung vor, die mit Kosten von 11,5 Millionen Euro abschließt - und vom Gemeinderat einmütig akzeptiert wurde. Dagegen verwahrten sich einzig die Freien Wähler (FW), die "den finanziellen Ruin der Gemeinde" an die Wand malen.

Die neue Planung hat das zuvor dreiflügelig angelegte Gebäude mit differenzierter Höhenentwicklung nun kompakter und gedrungener werden lassen. Entstehen soll jetzt ein zweigeschossiger Block mit zwei eingeschossigen Flügeln. Platz finden sollen sechs Gruppen, laut aktuellem Bedarf vier Krippen- und zwei Kindergartengruppen. Die potenzielle Erweiterung auf bis zu zehn Gruppen, die im ersten Entwurf schon angelegt war und durch Aufstockung erreicht werden sollte, ist nun nicht mehr enthalten; lediglich Erweiterungsfläche für einen Anbau ist vorgehalten.

Durch die Änderungen wurde die Nutzfläche von 1750 auf 1670 Quadratmeter gestaucht und der beheizte Raum von 9680 auf 7950 Kubikmeter reduziert. Weil aber auch die neue Version kostet und die Baupreise binnen der drei Monate Umplanung schon weiter galoppiert sind, ist der finanzielle Effekt nahezu null. Inklusive weiterer Preissteigerungen und mit Puffer für Unvorhergesehenes müssen 13,8 Millionen Euro finanziert werden. Abzüglich möglicher Zuschüsse und der finanziellen Beteiligung von Bauträgern anstehender Neubaugebiete hat das Rathaus einen Kreditbedarf von rund zehn Millionen Euro errechnet.

"Wir können's uns nicht leisten", fasste FW-Sprecher Stefan Vohburger die finanzielle Perspektive zusammen. Das Darlehen würde "einer ganzen Generation jährliche Lasten aufbürden", mahnte er, "notwendige Sanierungen und energetische Optimierungen unserer Gebäude würden in weite Ferne rücken, freiwillige Leistungen müssten auf den Prüfstand". SPD-Sprecher Florian Spirkl formulierte es so, dass das Projekt die Gemeinde "mindestens an den Rand der Leistungsfähigkeit" bringen werde. Dennoch sei es unumgänglich, da die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen eine Pflichtaufgabe sei.

Peter Benthues (CSU) wies darauf hin, dass ein Kinderhaus "nicht für die Gegenwart gebaut wird, sondern für die Zukunft". Insofern sei auch eine Finanzierung über Jahre vertretbar. Einmal mehr rügten es die FW als Kardinalfehler, dass die Gemeinde das Kinderhaus baue und den Bauträgern an Kreuzacker und Schäferanger nur eine finanzielle Beteiligung abverlange, anstatt denen die Baupflicht zu belassen. Alle anderen Gruppierungen wiesen darauf hin, dass auch ohne die Neubaugebiete Bedarf bestünde, sodass die Gemeinde durchaus in der Pflicht sei.

Oberschleißheim hatte nach einer horrenden Verschuldung in den 1980er-Jahren, damals zum Bau der Kläranlage, der völlig aus dem Ruder gelaufen war, seither 25 Jahre keinen Kredit aufgenommen und die Verschuldung auf nahezu Null zurückgefahren. Spätestens seit dem Verlust von fünf Millionen Euro Rücklagen durch eine Bankenpleite ist der Etat der Gemeinde aber jährlich auf Kante genäht. Bürgermeister Markus Böck (CSU) sagte zur Finanzierung des Kinderhauses, er sehe das einzige Heil darin, die Gewerbesteuereinnahmen massiv zu erhöhen. Die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets ist seit fast zehn Jahren in Arbeit.

Für das Kinderhaus gibt es seit zwei Jahren akuten Bedarf. Dutzende Familien erhielten im Vorjahr und heuer keine Betreuungsplätze. Das neue Kinderhaus wurde in die Trägerschaft der Nachbarschaftshilfe vergeben, die dort das sogenannte "Reggio-Konzept" umsetzen will, ein Betreuungsansatz, der die individuellen Interessen des Kindes und das eigene Erkunden und Erleben in den Mittelpunkt stellt. Im Sommer 2024 könnte es eröffnen, sodass noch ein weiteres Jahr Betreuungsplätze fehlen werden. Die Aufstellung provisorischer Container hatte der Gemeinderat aus Kostengründen auch schon abgelehnt. Den Neubau des Kinderhauses beschlossen CSU, Grüne, SPD, FDP und ÖDP mit 17 zu fünf Stimmen gegen die FW.

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