Ortsgeschichte:Erst mal keine Gedenktafel

Die Grünen wollen an NS-Opfer auf dem Flugplatz Schleißheim erinnern. Doch die Faktenlage ist der Mehrheit im Oberschleißheimer Gemeinderat zu dünn.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Am historischen Flugplatz Schleißheim war wohl im Zweiten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager angesiedelt und es gab dort eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau, die Bombenräumungen auf dem Flugplatz vornahm. Die Oberschleißheimer Grünen haben daher angeregt, mit einer Gedenktafel an diese Einrichtungen und deren Opfer zu erinnern. Mit dem konkreten Vorstoß allerdings konnte der Gemeinderat gar nichts anfangen; das Projekt wurde zur Nacharbeit auf Wiedervorlage zurückgegeben.

Eine Gedenktafel an der Flugwerft des Deutschen Museums fordern die Grünen, "die an die Existenz eines Gefangenenlagers als Außenstelle des KZ Dachaus während des Zweiten Weltkriegs erinnert". Das ist schon mal problematisch, weil das Gefangenenlager ganz sicher keine Außenstelle eines Konzentrationslagers war, es sich mithin um zwei unterschiedliche Einrichtungen handelt. Bürgermeister Markus Böck (CSU) berichtete, er habe Heimatforscher Otto Bürger und Gemeindearchivar Falk Bachter auf das Thema angesetzt - und beide meldeten Fehlanzeige.

Bürger erinnere sich zwar aus seiner Zeit als kleiner Bub an Kriegsgefangene am Ort, aber es gebe "keine belastbaren Dokumente". Damit stelle sich ganz pragmatisch die Frage, "was wir auf die Gedenktafel schreiben wollen, wenn es keine gesicherten Erkenntnisse gibt". Böck bezog sich mit der Aussage der fehlenden Spuren auf den kompletten Antrag; gemeint sein konnte freilich nur das Gefangenenlager, denn zur Außenstelle des Konzentrationslagers fanden Gemeinderäte schon beim Googeln während der Debatte Berichte und Quellen.

Man werde noch einmal vertieft recherchieren, kündigte Gaby Hohenberger (Grüne) an, "wichtig ist das schon". Die Grünen würden den Antrag erneut stellen, "wenn gesicherte Quellen erbracht werden". Dem schloss sich der Bürgermeister an: "Recherchieren wir noch mal."

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