Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim:Eine Genossenschaft soll Zug reinbringen

Der Verein Vabosh rüstet sich für den Fall, dass der alte Oberschleißheimer Bahnhof zum Verkauf steht

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Für einen möglichen Ankauf des historischen Oberschleißheimer Bahnhofs will der Verein Vabosh (Verrückter alter Bahnhof Oberschleißheim) nun eine Genossenschaft ins Leben rufen. In seiner nächsten Sitzung will der Vereinsvorstand über die genauen Modalitäten beraten. Der Verein will gerüstet sein, falls ein seit Jahren immer wieder verschlepptes Verkaufsangebot der zuständigen Immobilientochter der Bahn AG kommt. Der Gemeinderat hatte sich zu diesem Projekt zuletzt bedeckt gehalten und Vabosh eher symbolische Unterstützung signalisiert.

In den Gemeindehaushalt für 2017 nahm das Gremium nach einer Mehrheitsentscheidung im Finanzausschuss gerade 10 000 Euro als symbolischen Platzhalter für die Etatposition auf - ein Betrag, der bei einer tatsächlichen Kaufgelegenheit wohl kaum reichen würde. Der Verein hatte beantragt, dass die Gemeinde den zehnfachen Wert, 100 000 Euro, im Etat vorsehen solle. Dennoch interpretiert Vabosh auch die Verankerung der 10 000 Euro als "ein deutliches Zeichen für die Bedeutung unseres alten Bahnhofs", wie Vorsitzender Andreas Hofmann betont. Auch Vorstandsmitglied Anke Schuster wertet das Votum als gutes Zeichen: "Die Mehrheit des Gemeinderates steht den Bestrebungen des Vereins positiv gegenüber, den alten Bahnhof für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen." Ein Verkauf des historischen Gebäudes ist allerdings offenbar weiterhin nicht in Sicht. Bürgermeister Christian Kuchlbauer hat stets versichert, das Rathaus werde gemäß seinen Absprachen mit der Bahn und ihrem Immobilienverwerter als erstes informiert, bevor das Gebäude auf den Markt komme. Auch hat Vabosh noch keinerlei Anhaltspunkte, in welcher Höhe sich die Preisvorstellungen bewegen könnten.

Im Falle eines Erwerbs des Bahnhofs kämen zum Kaufpreis dann noch die nötigen Renovierungskosten und schließlich der Unterhalt. In den Visionen, auf deren Basis Vabosh sich gegründet hatte, sollte der Bahnhof für eine öffentliche und vorrangig kulturelle und kommunikative Nutzung erschlossen werden: ein Café, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume, gegebenenfalls ein Heimatmuseum. Mit der möglichen Genossenschaft solle nun ein ausreichendes finanzielles Fundament dafür geschaffen werden.

Der Bahnhof ist bereits seit der Eröffnung des S-Bahnhofs außer Dienst gestellt. Er diente seither verschiedensten Nutzungen, stand auch immer wieder leer und verfiel zusehends. Zurzeit ist er als Lager vermietet. "Verrückt" ist er insofern, als er vor mehr als hundert Jahren wegen eines Ausbaus der Bahn auf Rollen gesetzt und um einige Meter verschoben worden war.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2017
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