Oberschleißheim:Ein Dorf entsteht

Oberschleißheim: Das Hans-Scherer-Haus in Mittenheim ist Sitz des Katholischen Männerfürsorgevereins, der in der Nachbarschaft eine Wohnsiedlung plant.

Das Hans-Scherer-Haus in Mittenheim ist Sitz des Katholischen Männerfürsorgevereins, der in der Nachbarschaft eine Wohnsiedlung plant.

(Foto: Robert Haas)

Wohnraum für 1500 Menschen: Der Männerfürsorgeverein beteuert bei der "Quartierentwicklung Mittenheim" Bereitschaft zum Dialog und zu Korrekturen. Als nächstes soll es um Dichte und Höhe der Bebauung gehen

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Für die mögliche "Quartierentwicklung Mittenheim" müssen nun Visionen konkretisiert und Eckwerte definiert werden. Nach einer ersten Vorstellungsrunde der groß angelegten Pläne für eine neue Wohnsiedlung für rund 1500 Einwohner zwischen Ober- und Unterschleißheim hat der Katholische Männerfürsorgeverein als Initiator des Projekts Zwischenbilanz gezogen. Demnach sei die Grundidee auf einem guten Weg, hieß es. Es sei jetzt aber an der Zeit, das Projekt mit Inhalten zu hinterlegen, etwa was die Wohndichte angeht und die Höhenentwicklung der Gebäude. Auch zu den Infrastrukturkosten und deren Aufteilung gilt es jetzt, Farbe zu bekennen.

Unabhängig davon wird nach den ersten Reaktionen seit Bekanntwerden der Pläne geplant, weiter einen breiten Dialog zu führen. Auch will man sich einem äußerst behutsamen Vorgehen verschreiben.

Ein komplett neues Dorf auf rund 19 Hektar Fläche mit großflächigen grünen Lungen rund um das historische Klostergebäude in Mittenheim am Nordrand von Oberschleißheim: Dieses Wohnungsbauprojekt hat der Verein als alleiniger Eigentümer der Ländereien nacheinander dem Oberschleißheimer Gemeinderat, dem Unterschleißheimer Stadtrat als unmittelbarem Nachbarn, den Anliegern und in einem öffentlichen Dialogforum allen Interessierten vorgestellt und dabei Anregungen und Rückmeldungen abgefragt.

Die zentrale Erkenntnis aus diesem Dialogprozess ist für den Männerfürsorgeverein, dass der Austausch weitergehen muss. Ein Projekt in dieser Größenordnung benötige "eine sorgfältige Erörterung aus unterschiedlichen Perspektiven", heißt es in der Bilanz der ersten Vorstellungsrunde, und dafür sei "Zeit notwendig". Der eingeleitete Dialog werde daher "ohne zeitlichen Druck und ergebnisoffen fortgeführt". Mit dem Oberschleißheimer Gemeinderat werde intensiver Kontakt gehalten, dazu werde den Nachbarn in der Mittenheimer Siedlung "besondere Wertschätzung entgegengebracht", verspricht der Verein.

Als nächste Stufe der Konkretisierung will man nun aber auch mit Gesellschaften, Genossenschaften und Investoren für die Bebauung sprechen. Die Strategie ist, die komplette Fläche von möglichst unterschiedlichen Partnern mit unterschiedlicher Ausrichtung bebauen zu lassen, um so eine möglichst vielfältige Bewohnerstruktur zu erreichen: Vom Privatinvestor im Hochpreissegment auf dem freien Immobilienmarkt bis hin zum Männerfürsorgeverein selbst, der sich 40 Prozent des Bauvolumens vorbehalten und dort auch Wohnungen für Mieter mit geringeren Einkommen oder zu Eingliederungszwecken anbieten will.

Überhaupt sei die absolut offene Form der Projektentwicklung in der ersten Runde auch schon an ihre Grenzen gestoßen, heißt es in der Bilanz des Vereins. Speziell bei den geplanten Wohnquartieren müsse man nun konkreter erarbeiten, wie diese aussehen sollten. In den Erörterungen hatte sich eine Konfliktlinie an den beiden Forderungen aufgetan, dass einerseits möglichst wenig Fläche versiegelt werden, andererseits die Höhenentwicklung limitiert bleiben soll. Der Männerfürsorgeverein muss dazu jetzt erst intern mit spitzer Feder kalkulieren, welche Bauvolumina er erreichen will, um das Großprojekt wirtschaftlich abwickeln zu können.

Auch das Rathaus braucht konkretere Zahlen, um abschätzen zu können, welche Folgelasten an Verkehrserschließung, Kindertagesstätten und ähnlicher Infrastruktur das Gebiet fordern wird. Und um dem Verein wiederum die Rückmeldung geben zu können, was davon die Investoren berappen müssen. Die unterschiedlichen Beteiligten von Rathaus bis Anwohner sind zudem diametral unterschiedlicher Ansicht, ob die Bebauung nun im Osten oder im Westen des Areals forciert werden soll.

Unisono positiv gesehen worden ist laut Zwischenbilanz der Planungsansatz, zum Kern des Quartiers üppige Grünzüge zu machen, die sich wiederum aus dem kulturellen Kern entwickeln, nämlich der einstigen Franziskusklause als Keimzelle der Besiedlung und dem später daraus entstanden Kloster. Als neue Anregung nimmt der Verein nun allerdings auf, die Wohnbebauung auch in die umliegende Landschaft zu integrieren und somit an den Rändern mit der Flur zu verzahnen. Bisheriges Konzept war gewesen, das Quartier klar zu begrenzen mit den Wohnblöcken um die grünen Lungen herum als Abschluss nach außen.

Unverändertes Ziel ist der Darstellung des Vereins zufolge weiterhin, die dieser als momentane Situationsbestimmung in dem Großprojekt begreift, "ein lebenswertes Wohnquartier in Verknüpfung mit passgenauer Infrastruktur und hochwertigen Freiräumen" zu schaffen. Der Männerfürsorgeverein sehe sich "in langfristiger Verantwortung".

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