Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim:Deutsches Museum blitzt in Schleißheim ab

Zwei bereits früher als Lager dienende Hallen auf dem ehemaligen Flugplatz dürfen erst wieder als Depot genutzt werden, wenn sie ans Abwassernetz angeschlossen sind. Einen Anbau schließt die Gemeinde ganz aus

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Seine Luft- und Raumfahrtausstellung zeigt das Deutsche Museum in der Flugwerft in Oberschleißheim. Auch Exponate, die nicht öffentlich zu sehen sind, wurden lange Jahre hier gelagert. Jetzt soll dieses Depot auf dem historischen Flugplatzgelände reaktiviert und erweitert werden - doch da spielt das Rathaus nicht mit.

Anfang der Nullerjahre hatte das Deutsche Museum angesichts seiner noch ungezeigten Preziosen, die in die Tausenden gehen, sogar schon mal ein öffentlich zugängliches Schaudepot in Oberschleißheim neben der Flugwerft geplant. Baurechtlich taten sich da freilich hohe Hürden auf, die potenzielle Altlastenproblematik auf dem einstigen Militärflugplatz war unabschätzbar und als dann die Sanierung des Haupthauses auf der Münchner Museumsinsel alle organisatorischen und finanziellen Kapazitäten band, war das Thema eh vom Tisch.

2010 mietete das Museum zwei alte Hallen an dem durch die Jägerstraße markierten Südende des Oberschleißheimer Flugplatzgeländes, die einst die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei genutzt hatte, als sie noch Bundesgrenzschutz hieß. Mit dem Umzug der Bundespolizei in ihren opulenten Neubau wurden die lange leer stehenden Hallen dann auch formal aus dem Zugriff der Staffel genommen und das Deutsche Museum stellte hier Stücke unter.

Als die Immobilienverwaltung des Bundes die Hallen verkaufte, musste der Mieter seine Objekte entfernen. Den Zuschlag für die denkmalgeschützten Hallen erhielt dann freilich das Deutsche Museum. Jetzt würde dieses die Hallen im eigenen Besitz gerne wieder als Depot nutzen und um Anbauten für den immensen Lagerbedarf des Hauses erweitern.

Der Bauausschuss des Oberschleißheimer Gemeinderates hat beide Ansinnen freilich abgewiesen; die Depotnutzung zunächst nur aus formalen Gründen. "Es wär schon schön, wenn die Hallen mal hergerichtet würden", sagte Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW), "aber es gibt einige Hindernisse." Obwohl hier vor wenigen Jahren bereits ein Depot betrieben wurde, verlangt das Rathaus eine korrekte Erschließung, sprich Wasser- und Abwasseranschlüsse.

Auch die geplanten Neubauten zur Ergänzung der Lagerflächen wollte die Gemeindeverwaltung unter Verweis auf die fehlende Erschließung ablehnen - was im Umkehrschluss nahegelegt hätte, dass sie bei entsprechenden Anschlüssen genehmigungsfähig wären. Dieses Signal lehnte der Ausschuss aber mehrheitlich ab. An der sensiblen Stelle in einem Naturschutzgebiet sollten keinerlei Neubauten entstehen. Mit acht zu fünf Stimmen setzten SPD, Grüne, FDP und zwei Gemeinderäte der FW gegen die CSU, den Bürgermeister und einen FW-Kollegen durch, dass der Neubau generell abgelehnt wurde. Eine vorläufige Ablehnung der Depotnutzung für die bestehenden Hallen bis zur Herstellung der Erschließung billigte der Ausschuss mit zehn zu drei Stimmen gegen die Grünen, die sich gegen jegliche neue Belastung für das Gelände aussprachen, und einen FW-Gemeinderat.

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SZ vom 22.01.2020
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