Oberschleißheim:Der Campus wächst in die Höhe

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Die hochfliegenden Pläne der Universität für den Campus der Tierärztlichen Fakultät decken sich mit den Vorstellungen der Gemeinde. Die neuen Gebäude dürfen mehr als 17 Meter hoch werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Pläne der Universität für eine Pferdeklinik und ein Mikrobiologie-Institut auf dem Gelände der Tierärztlichen Fakultät in Oberschleißheim sprengen die gültigen Vorgaben der Gemeinde. Trotzdem winkt der Bauausschuss sie durch.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Auf dem Campus der Tierärztlichen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität auf dem Oberschleißheimer Veterinäranger siedeln sich die nächsten Institute an. Südlich der Klauentierklinik wird eine Pferdeklinik entstehen und als erstes Bauwerk auf der östlichen Seite des künftigen Campus entlang der Sonnenstraße ein Institut für Mikrobiologie. Schon nach dem Winter soll der Bau beginnen, die Universität will die neuen Häuser 2020 beziehen.

Die Genehmigung im Bauausschuss des Gemeinderats war allerdings immer noch eine heikle Angelegenheit, weil die beiden Projekte massiv vom aktuell gültigen Bebauungsplan abweichen. Einen neuen will das Rathaus aber erst erlassen, wenn alle parallel laufenden Verhandlungen mit dem Freistaat, beispielsweise über ein neues Gewerbegebiet auf staatlichem Grund, zur Oberschleißheimer Zufriedenheit abgeschlossen sind.

Der Bedarf der Uni ist aber so dringend, dass sie nicht warten kann. Das aktuelle Gebäude der Mikrobiologie ist so alt, dass es demnächst geschlossen werden muss, für die Immobilien der Pferdeklinik im Stadtgebiet wartet schon die Nachfolgenutzung. Vor Jahresfrist war die Universität daher schon im Rathaus vorstellig geworden, um den Bebauungsplan für die beiden Maßnahmen zu ändern, was aber wegen der offenen Fragen auf anderem Terrain seither vom Rathaus nicht vorangetrieben wurde.

Nun ergibt sich das Problem, dass das neue Mikrobiologie-Institut mehr als 17 Meter hoch werden wird, die aktuellen Vorgaben als Regel aber eine Gebäudehöhe von 6,50 Meter vorschreiben und nur an den Campusrändern ausnahmsweise bis zu acht Meter zulassen. Nach dem visionären neuen Masterplan für den gesamten Campus sind diese Gebäudehöhen durchaus gewollt - nur beschlossen sind sie halt noch nirgends.

Der Bebauungsplan ist Druckmittel in den Verhandlungen mit dem Freistaat

Bei diesen gravierenden Ausgriffen könne man nicht mehr Ausnahmegenehmigungen durchwinken, befand Florian Spirkl (SPD) im Bauausschuss. Für einen neuen Bebauungsplan hätte man nun lange genug Zeit gehabt. Auch wenn es sich nun um Einzelfallentscheidungen handle, würden dafür doch die Leitlinien für die weitere Bebauung im Sinne des Masterplans zugrunde gelegt, und die sollten vorab diskutiert werden, forderte er. Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FWG) hielt dagegen, dass der Gemeinderat stets signalisiert habe, den Bebauungsplan nicht zu ändern, solange unter die parallel laufenden Verhandlungen keine Unterschriften gesetzt seien.

Gegen die Stimmen von Spirkl und Irene Beck (FDP) billigten CSU, FWG, Grüne und eine SPD-Rätin die Ausnahme für die beiden Gebäude. In der Mikrobiologie werden zwei Institute der Tierärztlichen Fakultät einziehen. Dort wird keine Lehre betrieben, sondern ausschließlich Forschung. Wegen der infektiösen Forschungsgegenstände werden dort strenge Sicherheitsvorkehrungen herrschen. Beide Neubauten werden etwa 100 Mitarbeiter nach Oberschleißheim bringen.

Die Pferdeklinik wird nach derzeitigem Planungsstand der größte Gebäudekomplex auf dem Campus. Analog zur Kammform der benachbarten Klauentierklinik werden sich westlich an das Institutsgebäude drei Ställe und eine Reithalle anschließen. Behandelt werden können hier jährlich knapp 800 Pferde stationär und knapp 400 ambulant. Die Klinik erhält auch opulente Außenanlagen zum Auslauf der Tiere. Jenseits der St.-Hubertus-Straße grenzt unmittelbar an den Auslauf der Pferdeklinik das Lehr- und Versuchsgut der Fakultät an.

Zentrale Erschließung des bisherigen Campus ist die Abzweigung von der Sonnenstraße auf Höhe der Tankstelle. Unmittelbar südlich an dieser Abzweigung entsteht die Mikrobiologie. Grundsätzlich soll der Campus im Endausbau über den bestehenden Verkehrskreisel in der Sonnenstraße erschlossen werden - aber diese Anbindung läge schon außerhalb des gültigen Bebauungsplans, so dass auch diese Ausweisung noch nicht getroffen werden kann.

Strittig ist noch die "Schaufensterseite" des Veterinärmedizin-Campus zur Sonnenstraße hin und damit der künftige Ortseingang von Oberschleißheim. Der Masterplan sieht zwischen der Bauzeile und der Sonnenstraße alle Parkplätze der Institute vor, was den Ausschuss wenig entzückte. Auch wenn Vertreter der Uni versicherten, dass die Stellplätze begrünt und optisch attraktiv gestaltet werden, hat das Rathaus doch dringend eine Nachbesserung angemahnt.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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