Nun ist der alte Oberschleißheimer Bahnhof doch verkauft worden. Die jüngste Ankündigung der Immobilienverwertungsgesellschaft der Bahn, das öffentliche Interesse von Gemeinde und dem Verein "Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim" (Vabosh) zu berücksichtigen, hat sich offenbar als Luftblase herausgestellt. Wie das Rathaus am Dienstag mitteilte, wurde der historische Bahnhof an eine Immobiliengesellschaft veräußert, der Kaufvertrag ist bereits notariell beglaubigt.
"So viel zu den Zusagen der Bahn", sagte Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) in einer ersten Reaktion und zeigte sich "sehr enttäuscht". Im Oktober hatte die SZ aufgedeckt, dass der Verkauf des Bahnhofs längst entschieden sei. Auf Nachbohren der Gemeinde und des Vereins Vabosh hatte die Bahn versichert, angesichts des hohen öffentlichen Interesses die Entscheidung noch mal zu überdenken.
Bei Vabosh ist man verbittert über das Verhalten der Bahn
Vabosh-Vorsitzender Andreas Hofmann nannte den Vorgang "eine Schande". Er sei "zutiefst traurig", sagte er am Dienstag: "Jahrelang haben wir der Bahn die Hand gereicht, und die lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern." Walter Klar, seit Jahrzehnten für eine Nutzung des Bahnhofs engagiert und jetzt im Vabosh-Vorstand, kommentierte die Abläufe bei der Bahn mit den Worten: "Einmal Lügner, immer Lügner."
Der exakt vor 160 Jahren eröffnete Bahnhof war 1972 mit der Inbetriebnahme der S-Bahn stillgelegt worden. Seither wurde er wechselnd genutzt. Nach mehreren Bekundungen, die Immobilie verkaufen zu wollen, denen dann doch immer wieder Absagen folgten, bot die DB Immobilien, Region Süd den Bahnhof im Juli mit einer Bieterfrist von sieben Tagen ausgewählten Interessenten an.
Der Verein konnte so schnell kein seriöses Angebot aufbieten, die Gemeinde stieg spontan mit einem Gebot ein. Das Vergabeverfahren war nicht transparent, auch die Gemeinde bekam nur den rechtskräftigen Kaufvertrag zur Ansicht. Wer der neue Eigentümer ist, wollte Bürgermeister Kuchlbauer nicht sagen. Es handelt sich nach seinen Angaben aber nicht um den Nachbarn, der bereits das alte Postgebäude saniert und zu einer Wohnanlage umgestaltet hat.
Vabosh und die Gemeinde wollten den Bahnhof zu einem kulturellen Begegnungszentrum gestalten. Seine besondere historische Note erhielt das Gebäude, als es 1898 bei einem Gleisausbau komplett und unbeschädigt um sechs Meter nach Osten verrückt wurde; daher auch der Vereinsname des Vereins "Verrückter alter Bahnhof Oberschleißheim".