Oberschleißheim:Crossover der Kreativen

Junge Kunststipendiaten aus Deutschland und Polen arbeiten während einer Projektwoche im Heiner Janik Haus zusammen

Von Kaja Weber, Oberschleißheim

Im ersten Stock riecht es nach Farbe. In einer Reihe nebeneinander stehen sieben junge Frauen vor ihren Leinwänden, hinter ihnen sind die Fenster geöffnet, die Rollläden heruntergelassen. Sie arbeiten ruhig, manche mit Kopfhörern im Ohr. Ab und zu unterhalten sie sich - manche auf Polnisch, andere auf Deutsch. Sie alle sind Stipendiatinnen des Kunst- und Kulturprojektes "Young Master" des Heiner Janik Hauses, einer Einrichtung des Kreisjugendrings München-Land. Eine Woche lang arbeiten sie gemeinsam mit anderen jungen Künstlern hier in Oberschleißheim. Heute geht es um Selbstporträts, je nach Ansatz und Fähigkeiten eher abstrakt oder realistisch gehalten. Viele arbeiten mit kräftigen Farben, etwa einem satten gelben Hintergrund.

Ziel des "Young Master"-Programmes ist es, Grundlagen zu vermitteln, die eigenen Fähigkeiten der Teilnehmer auszubauen und Crossover zwischen den verschiedenen Disziplinen Musik, Fine Arts und Performance zu ermöglichen. Eine Auflage war, dass die jungen Künstler eine Verbindung zum Landkreis München oder den polnischen Partnerlandkreisen Krakau und Wieliczka haben. 20 wurden von einer deutsch-polnischen Jury ausgewählt, 19 haben die Arbeit angetreten. Neben den Malern sind in dieser Woche vom 4. bis 11. August auch Bildhauer und Musiker im Heiner Janik Haus am Werk. Englisch war zwar als Arbeitssprache angedacht, aber wird mal etwas nicht verstanden, kann eine Mitarbeiterin des Hauses übersetzen, die Polnisch spricht.

Oberschleißheim: Formen, gestalten, sich austauschen - die Werke, die Künstler wie Mattias Imhof (l.) schaffen, werden im Herbst im Landratsamt gezeigt.

Formen, gestalten, sich austauschen - die Werke, die Künstler wie Mattias Imhof (l.) schaffen, werden im Herbst im Landratsamt gezeigt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Gesichter im Obergeschoss, Gesichter im Erdgeschoss: In einer anderen Werkstatt mit hohen Decken und braunen Holztischen arbeiten die Bildhauer ebenfalls am plastischen Darstellen. Der 18-jährige Mattias Imhof hat einen kahlen Kopf geformt, Augen, Nase und Mund des Gesichtes, das auf einem kräftigen Hals sitzt, sind klar herausgearbeitet. Neben dem Kopf aufgestellt sind eine einzelne Hand und ein Fuß, der knapp über dem Knöchel endet - ebenfalls von Imhof erarbeitet. Draußen vor der Werkstatt bearbeitet die 22-jährige Dominika Popiolek einen Block, aus dem ein Bild entstehen soll. Sie hat einen freien Blick ins Grüne, man hört nur einen Sprinkler auf dem Rasen. Das Gelände des Heiner Janik Hauses steht relativ frei, zu Fuß ist es 25 Minuten vom Bahnhof Oberschleißheim entfernt. Der Großteil des Programms findet hier statt.

Auch durch die Ruhe ist die Atmosphäre entspannt, dennoch wird konzentriert gearbeitet. Es wird auch einiges von den Künstlern erwartet: Von 9 bis 13, 15 bis 18 und 20 bis 22 Uhr arbeiten sie. Das Stipendium, das neben dem Aufenthalt auch ein kleines Taschengeld beinhaltet, sei "kein Hobbypreis, sondern eine ernsthafte Angelegenheit", erklärt Stefan Stoll. Er ist Leiter der Jugendbegegnungsstätte und einer der drei Workshop-Betreuer. Das Stipendium wurde heuer erstmals ausgeschrieben und war ursprünglich für Teilnehmer gedacht, die auf dem Weg in den Beruf sind - allerdings haben sich auch viele Jugendliche beworben. Die meisten Teilnehmer sind Frauen, von einer 15-jährigen Schülerin bis zu einer 27-jährigen Designstudentin. Durch die Mischung von erfahrenen, vielleicht vorsichtigeren, und jungen, eher forschen Künstlern würden "alle voneinander lernen", so Stoll. Finanziert wird das Projekt vom Landkreis und der Familie des verstorbenen Altlandrates Heiner Janik, der auch den Anstoß für die Jugendbegegnungsstätte gab und dem internationale Beziehungen wichtig waren.

Oberschleißheim: Die meisten Teilnehmer sind Frauen, von einer 15-jährigen Schülerin bis zu einer 27-jährigen Designstudentin.

Die meisten Teilnehmer sind Frauen, von einer 15-jährigen Schülerin bis zu einer 27-jährigen Designstudentin.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Auch darüber wird während der Projektwoche in Oberschleißheim gesprochen: wie man von seiner Kunst leben kann. Die Workshop-Leiter haben neben ihrer freien künstlerischen Tätigkeit oft einen "Brotjob", wie Stoll es nennt. Am Ende des Projektes wird eine Ausstellung stehen, in der die fertigen Werke gezeigt werden. Vom 6. November an können sie im Foyer des Landratsamtes München betrachtet werden, 2019 dann werden sie in den Partnerlandkreisen in Polen gezeigt. In Zukunft soll das Stipendium alle zwei Jahre ausgeschrieben werden.

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