Oberschleißheim:Auf dem Abstellgleis

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Seit Jahren verfällt der historische Bahnhof in Oberschleißheim. Der Verein Vabosh hat nun konkrete Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt - und hofft aus das Entgegenkommen der Bahn und der Gemeinde

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Der ehemalige Bahnhof strahlt in warmem Beige, neben der urtypischen Form erinnert noch eine große Bahnhofsuhr über dem Eingang an die alte Bestimmung. Auf der mit Hecken umfassten Terrasse sitzen Besucher beim Kaffee. In den historischen Mauern warten ein Heimatmuseum, Konferenzräume und ein größerer Veranstaltungssaal in der ehemaligen Eingangshalle. Einen südlichen Anbau schmückt eine Glasfassade, hinter der ein Kulturcafé Platz für Ausstellungen, musikalische Darbietungen und Vorträge bietet.

So also sieht die Zukunft in Oberschleißheim aus.

Für die geplante künftige Nutzung des historischen alten Bahnhofsgebäudes in Oberschleißheim hat der Verein Vabosh jetzt eine konkrete Vision formuliert und durch die geschäftsführende Vorsitzende, die Architektin Anke Schuster, auch in Szene gesetzt. Und die Umsetzung der Vision ist nach Darstellung des Vereins möglicherweise näher denn je.

Im schier undurchdringlichen Zuständigkeitsgeflecht der Deutschen Bahn und ihrer Tochterorganisationen will Vabosh erfahren haben, dass nun doch wieder ein Verkauf des Gebäudes in Aussicht stehe - der auch bereits Ende dieses Jahres erfolgen könnte.

Wo einst das Leben tobte: Der Oberschleißheimer Bahnhof verfällt zusehends - doch bald schon könnte hier wieder ein neues Zentrum entstehen. (Foto: Florian Peljak)

Zuvor hatte die Bahn das bereits zum Verkauf ausgeschriebene Objekt wieder als unverkäuflich bezeichnet, da es bei einem möglichen Ausbau der Gleistrasse durch Oberschleißheim benötigt würde. Mit dem zuletzt mehrfach kommunizierten Ende dieser Ausbaupläne könnte der Eigenbedarf am Bahnhof nun wieder obsolet werden.

Seinen Kauf- und Nutzungsinteressen Nachdruck verliehen hat Vabosh auch mit einer Online-Petition, der sich nach Vereinsangaben über 1000 Unterstützer angeschlossen haben. Die im Juli 2014 gestartete Internetaktion für einen Erhalt und die öffentliche Nutzbarmachung hat exakt 1051 Personen angesprochen. Darunter sind 659 Unterstützer aus Oberschleißheim.

"Mit über 1000 Befürwortern unserer Aktivitäten im Hintergrund werden wir weiterhin für das Ziel kämpfen, dass der Alte Bahnhof in gemeinnütziger oder öffentlicher Hand renoviert und zu einem Ort der Begegnung umgestaltet werden kann", sagt der Vereinsvorsitzende Andreas Hofmann. Vabosh sei bereits bei der Deutschen Bahn als Interessent für einen Kauf registriert. Unterstützung erhofft sich der Verein dabei von der Gemeinde. Eine Ausweisung von 100 000 Euro im Gemeindehaushalt war bei den Etatberatungen zwar abgelehnt worden, dennoch hoffe man "vor dem Hintergrund der breiten Unterstützung der Bevölkerung, dass die Gemeinde sich an der Rettung des Gebäudes beteiligt".

Der Vereinstitel Vabosh für "Verrückter alter Bahnhof Oberschleißheim" macht sich einen kleinen Wortwitz zunutze und spielt auf die einzigartige historische Besonderheit des Gebäudes an, dass es Ende des 19. Jahrhunderts bei einem damaligen Gleisausbau in Gänze nach Osten verrückt wurde. Neben diesem Kuriosum dürfte der Oberschleißheimer Bahnhof auch eines der ältesten Bahnhofsgebäudes in Altbayern sein.

Aktiv war er bis 1972, als mit der Eröffnung des Münchner S-Bahn-Netzes ein neuer Halt weiter nördlich errichtet wurde. Nach diversen Nutzungen in den Folgejahren verfällt das Gebäude seither ungenutzt. Erst vor wenigen Wochen hat die Bahn auch hier umgesteuert und den Komplex als Lager vermietet.

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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