Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender für gute Werke:Ein Laptop, ein Fahrrad - und ganz viel Freude

Zwei Beispiele zeigen, wie mit Spenden von Lesern an das Hilfswerk der "Süddeutschen Zeitung" im zurückliegenden Jahr Bedürftigen aus dem Landkreis München geholfen werden konnte.

Von Daniela Bode, Planegg

Wenn man mit seinen Eltern und vielen Geschwistern auf engem Raum zusammenlebt, gibt es immer einen gewissen Geräuschpegel. Wenn dann zum Online-Unterricht, wie im Corona-Lockdown, zudem nur ein Handy für mehrere Kinder zur Verfügung steht, wird das Lernen schwierig. Immer wieder erging es den Kindern der Familie Fakher-Ali (Name geändert) in der Corona-Zeit so. Die irakische Familie lebt mit acht von zehn Kindern - zwei Töchter sind mittlerweile ausgezogen - in zwei etwa 28 Quadratmeter großen Appartements einer Unterkunft in Obermenzing, für dessen Betreuung sich die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Stadt und Landkreis München zusammengeschlossen haben. Dank einer Spende des Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung dürfte es zu solch angespannten Lernsituationen nicht mehr kommen. Mehr noch: Die Kinder haben Interesse daran gefunden, an elektronischen Geräten herumzuknobeln.

Denn Familie Fakher-Ali hat einen Laptop, eine MS-Office-Lizenz, einen Drucker und ein Headset bekommen. "Das Headset auch, damit sie ohne Störung lernen können", sagt Erzieherin Hayam Halawa, die die Familie schon lange begleitet und unterstützt, die 2014 wegen des Kriegs im Irak flüchtete und seit 2018 in der Einrichtung lebt. Die Kinder der Familie hatten von Anfang an viel Freude an den Geräten. Es zeigte sich schnell, dass die Spende gut investiert war, wie Halawa sagt. So konnten sie das Auspacken gar nicht abwarten. Wie die Erzieherin erzählt, haben sie so lange herumgetüftelt, bis sie alles aufgestellt hatten und in Betrieb nehmen konnten, bis auf die Software. "Das war ein Erfolgserlebnis für sie", sagt die Erzieherin.

Eine der Töchter hatte sogar so viel Spaß dabei, das sie nun ein Praktikum im Bereich Elektronik machen möchte. Im Alltag nutzt die Familie den Laptop, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, Unterlagen an Sportvereine zu schicken und schnell schreiben zu üben. Gold wert waren die Geräte auch, als ein Familienmitglied erkrankt war und sich die Familie wegen der Ansteckungsgefahr viel in der Wohnung aufhalten musste. So konnten die Kinder Kontakt mit ihren Lehrern und Freunden halten.

In der Einrichtung leben mehr als 50 Familien aus etwa 25 Ländern

Auch die anderen Bewohner der Einrichtung haben dank einer Spende des SZ-Adventskalenders ihre Computerkenntnisse ausbauen können. Denn für den Gemeinschaftsraum wurden ebenfalls ein Laptop und ein Drucker angeschafft. In der Unterkunft leben aktuell mehr als 50 Familien aus etwa 25 Ländern wie Irak und Eritrea, aber auch aus Deutschland. Sie alle haben unter anderem entweder ihre Wohnung verloren oder zwar Arbeit, aber noch kein Dach über dem Kopf gefunden. Das Team in der Einrichtung hilft den Bewohnern in allen Lebenslagen, sei es bei Behördengängen oder bei den Hausaufgaben - alles im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe. So profitieren auch andere von der neuen Technik.

Angela Pfister-Resch, die die Einrichtung leitet, erzählt von Frauen, die sich einmal mit dem Computer auseinandersetzen wollten, etwa um einen Antrag herunterzuladen. Sie berichtet aber auch davon, dass dieses Jahr einige Vorschulkinder keinen Kindergartenplatz erhalten hätten und sie nun an dem Laptop eine "tolle Lernsoftware" nutzen würden. "Wir haben Zeiten etabliert, in denen wir mit den Vorschulkindern daran arbeiten", sagt die Leiterin. Damit ermöglichten sie, "dass sie nicht als Außenseiter dastehen, weil ihnen das letzte Kindergartenjahr fehlt", sagt Pfister-Resch. Auch Auszubildende profitieren von dem Computer, weil sie sich mit Office-Anwendungen vertraut machen und dies auch in ihre Bewerbung schreiben können. Selbst eine "Oma aus Afrika", wie Halawa erzählt, hat ihre Freude an den Geräten: Sie hat offenbar zum ersten Mal in ihrem Leben etwas ausgedruckt. "Seitdem kommt sie jeden Tag."

Auch Roza und ihrer Mutter Miroslava G. konnte der SZ-Adventskalender mit einer Spende helfen. 2020 hatte die Mutter entschieden, mit ihrer Tochter Bulgarien zu verlassen und sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Vom Vater des Mädchens hatte sie sich getrennt. Mutter und Tochter fanden eine Bleibe in einer Obdachlosenunterkunft der Gemeinde Planegg, wo sie auf recht engem Raum in nur einem Zimmer leben. Miroslava bekam zwar in Deutschland schnell einen Reinigungsjob, verlor ihn aber wegen der Corona-Pandemie bald wieder. Beide wünschten sich etwas Rückzugs- und Freiraum, vor allem während der Corona-Zeit.

Dank der Spende konnte Miroslava ihrer Tochter, die mittlerweile die zweite Klasse besucht, viele kleine Freuden bereiten. "Sie hat das Geld verwahrt und Roza immer wieder etwas Schönes gekauft", erzählt Tanja Fees von der Wohnungsnotfallhilfe der Arbeiterwohlfahrt, die die Familie begleitet, denn auch die Eltern der Mutter leben in der Obdachlosenunterkunft. So kaufte die Frau ihrer Tochter ein rosafarbenes Fahrrad, später ein Bastelset oder Puppen. Manchmal kommt Roza auch zu Fees, sucht sich dort mit ihr am Computer etwas aus und erzählt, "dass die Mama mir dann das Geld gibt", wie die Awo-Mitarbeiterin schildert. Mittlerweile hat das Mädchen auch einen Schreibtisch, den Fees über Spenden organisiert hat und an dem die Zweitklässlerin nun Hausaufgaben macht, aber auch gut ihr Bastelset nutzen kann. Ihr eigener kleiner Wohlfühlbereich ist geschaffen.

So können Sie spenden

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