Oberhaching:Weiter auf der Suche nach Asyl

Oberhaching, Am Dölling, Eröffnung einer FeelHome-Unterkunft

Feststehende Unterkünfte wie diese in Oberhaching dürfen anerkannte Asylbewerber nicht aufnehmen.

(Foto: Bardehle)

Wohin mit anerkannten Flüchtlingen? In feste Unterkünfte dürfen sie nicht umziehen, die Traglufthallen aber schließen bald.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Der junge Mann hatte den Bus Richtung "Feel Home" schon bestiegen. Doch hatte er sich offenbar zu früh auf eine feste Unterkunft gefreut. Er musste zurück in die Traglufthalle. Der Grund: Sein Asylantrag wurde positiv beschieden. Eine Begründung, die in Oberhaching manchen Helfer irritierte, eine Entscheidung die laut Landratsamt aber korrekt ist.

Zweigeschossig und in Modulbauweise aus Holz - das sind die herausragenden Merkmale der sogenannten Feel-Home-Häuser, die in den vergangenen Wochen und Monaten in einigen Landkreisgemeinden für die Unterbringung von Flüchtlingen errichtet wurden. Jede Wohnung bietet bis zu acht Bewohnern Platz. Je mehr dieser Holzhäuser auf Gemeindegrund aufgestellt werden, umso mehr Asylbewerber können aus Notunterkünften wie Traglufthallen in feste Bauten umziehen. In Taufkirchen auf den Kegelfeldern waren das immerhin 224. Und damit hat sich die ganz in der Nähe auf der Zirkuswiese befindliche Traglufthalle schnell geleert.

In die Traglufthalle zurückgeschickt

Doch nicht überall entstehen gleichzeitig so viele Plätze in Feel-Home-Häusern wie Menschen in Traglufthallen am selben Ort untergebracht sind. Und das kann mitunter zu großen Enttäuschungen führen - wie jetzt in Oberhaching.

Oberhaching, Am Dölling, Eröffnung einer FeelHome-Unterkunft

Die Feel-Home-Unterkunft in Oberhaching Am Dölling bietet Platz für 40 Bewohner.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde plante statt einem großen Standort vier verschiedene Bereiche, um ihr Versprechen der möglichst dezentralen Unterbringen einzulösen. Als erste Unterkunft sind kürzlich die drei Holzhäuser Am Dölling neben dem Sankt-Rita-Altenheim fertig geworden. 40 Flüchtlinge konnten hier einziehen. In der Oberhachinger Taglufthalle leben allerdings mehr als 200. So kam es, dass ein junger Mann im Umzugsbus saß, obwohl er "gar nicht für den Umzug vorgesehen war, weil er inzwischen anerkannt ist", wie das Landratsamt feststellt. Laut Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) hatte er sein Zimmer Am Dölling fast schon bezogen, als man den Fehler bemerkte und den Mann zurück in die Taglufthalle schickte.

Anerkannte Asylbewerber dürfen nicht in andere Unterkünfte umziehen

Für die Oberhachinger, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, war das etwas irritierend, wie Schelle im Gemeinderat berichtete. Schließlich sei mit dem Landratsamt abgesprochen, dass die Menschen aus der örtlichen Traglufthalle auch in den Quartieren in Oberhaching untergebracht werden. "Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der dauerhaften Bewohner aus unserer Halle kommt", sagte der Bürgermeister. Das Problem bei der Sache ist laut Schelle, dass anerkannte Flüchtlinge nach Vorgaben der Regierung von Oberbayern nicht verlegt werden dürfen, Oberhaching aber in der Traglufthalle anerkannte Flüchtlinge untergebracht hat, die verlegt werden müssen. Denn die Halle wird nur noch bis Ende Juli stehen. Dann läuft die Genehmigung aus.

Im Landratsamt kennt man das Problem, verweist aber darauf, dass die Plätze in den Feel-Home-Häuser an diejenigen vergeben werden, "für die wir eine Unterbringungs-Verpflichtung haben", wie Behördensprecherin Christine Spiegel erläutert. Und das sind Asylbewerber, deren Verfahren noch läuft. Anerkannte Asylbewerber sind verpflichtet, sich selbst eine Wohnung zu suchen. Dass das schwierig und meist unmöglich ist, weiß man im Landratsamt.

"Daher haben wir eine gewisse Anzahl an sogenannten Fehlbelegern, also anerkannten Flüchtlingen, von vornherein mit eingerechnet", sagt Spiegel. Das war auch ein Zugeständnis an die Gemeinden, welche die Kreisbehörde bei der Unterbringung der obdachlosen Menschen nicht im Stich lassen wollte. Denn laut Gesetz sind die Kommunen zuständig, Obdachlose unterzubringen. So hätte man ausgerechnet jene Gemeinden vor neue Probleme gestellt, die ihre Quoten erfüllt haben, sagt Spiegel.

Noch weiß man aber im Landratsamt nicht genau, wie es weitergeht, wenn in ein paar Wochen die Traglufthallen wieder abgebaut werden, zumal auch keiner sagen kann, wie die Zahlen sich entwickeln. Derzeit leben im Landkreis noch 2200 Menschen in Notunterkünften, davon 1300 in Traglufthallen.

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