Oberhaching:Kleinkunst-Brettl verliert seine Bühne

Gasthaus Weißbräu in Oberhaching, 2018

Am Stammtisch ist die letzte Runde getrunken: Der Weißbräu in Oberhaching steht demnächst leer.

(Foto: Stefanie Preuin)

Weil sich der Wirt und die Chefin des Hotels zerstritten haben, schließt die Gaststätte "Weißbräu" in Oberhaching Ende des Monats. Damit verliert auch die Kleinkunst-Reihe Massl-Maker ihr Zuhause.

Von Udo Watter, Oberhaching

Werner Reischl hat die für ihn schlechte Kunde wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. So jedenfalls beschreibt der Veranstalter der Kleinkunstbühne "Massl-Maker" seine Reaktion auf die Nachricht vor wenigen Tagen, dass er seines Veranstaltungsortes verlustig gehen würde: Die Gaststätte "Weißbräu" im Oberhachinger Ortsteil Deisenhofen - in der seit Februar 2017 unter seiner organisatorischen Ägide regelmäßig Kabarettisten, Comedians, Zauberer, Poetry Slammer oder Liedermacher erfolgreich aufgetreten waren - wird seine Pforten in ein paar Tagen schließen.

Der Grund: Die Verpächter - Familie Köhle, die in vierter Generation das zum Gebäudekomplex gehörende Hotel "Weißbräu" betreibt - hat Wirt Manuel Contreiras gekündigt. Der gebürtige Portugiese, der das Wirtshaus dreieinhalb Jahre lang geführt hat, wird bis spätestens 30. Juni den Ort seines bisherigen professionellen Wirkens verlassen haben.

Reischl muss sich nun für seine bereits geplanten Veranstaltungen im Herbst wohl einen neuen Schauplatz suchen - oder sie absagen. Ein für 19. Juli geplantes Konzert mit der Gruppe "Kopfeck" im Biergarten des "Weißbräu" hatte er schon vorsichtshalber ausfallen lassen, da ihm vor einiger Zeit zumindest erste Verwerfungen zwischen Contreiras und Cathrin Köhle, der Geschäftsführerin des Hotels, zu Ohren gekommen waren. Da hatte er freilich noch gedacht, dass sich der Konflikt beheben lassen würde. Dem war aber nicht so.

Oberhaching, Deisenhofen, Gasthaus Weißbräu schließt, Foto: Angelika Bardehle

Die Nähe täuscht: Zwischen dem Wirt und der Betreiberin des angrenzenden Hotels, der auch das Gasthaus gehört, gibt es keine Gemeinsamkeit mehr.

(Foto: Angelika Bardehle)

"Er hat nicht unsere Erwartungen erfüllt", sagt Köhle über den Wirt. Vor knapp einem Jahr hat sie das Hotel von den Eltern übernommen, viel Geld in die Renovierung gesteckt und auch neues Klientel wie Messebesucher angelockt. Die aktuelle Trennung sei keinesfalls überraschend, sondern habe "sich angebahnt", wie die Hotelkauffrau erklärt.

Kürzlich habe es noch mal einen "gravierenden Punkt" gegeben, der zur Kündigung führte. Wirklich konkret will sie nicht werden, legt aber dar, dass man in puncto kulinarisches Angebot - der "Weißbräu" hat eine große Karte mit bayerischen sowie portugiesischen Speisen, Meeresfrüchten und Grillspezialitäten - und auch was das Ambiente angeht, unterschiedliche Ansichten vertrat.

Deswegen wolle man nun auch das Gasthaus "auf Vordermann bringen", sprich im größeren Rahmen renovieren und quasi eine stilistisch-atmosphärische Einheit zwischen Hotel und Gaststätte erschaffen, die es aus ihrer Sicht so vorher nicht gab. "Wir sind nicht auf einen Nenner gekommen. Er wollte mit dem Hotel nix zu tun haben."

Wirt Manuel Contreiras fühlt sich hingegen herzlos abserviert: "Ich bin eiskalt rausgeschmissen worden." Die Spannungen hätten begonnen, nachdem Cathrin Köhle das Hotel übernommen habe. Seiner Ansicht nach habe er auch zu viele Nebenkosten zahlen müssen und überdies sei er immer wieder mit Rechnungen von Arbeiten konfrontiert worden, die er gar nicht in Auftrag gegeben habe.

Nur 15 Tage Kündigungsfrist

"Die Kastanien im Biergarten haben sie abschneiden lassen. Ich wusste davon nichts und musste 5000 Euro zahlen." Der nach Eigeneinschätzung "impulsive" Wirt hat sich dann von seiner Frau Maria immer wieder beruhigen lassen und die empfundene Ungerechtigkeit hingenommen. "Aber das war die falsche Taktik", fügt er hinzu. Dass die im Pachtvertrag fest gelegte Kündigungsfrist nur 15 Tage beträgt - welche Köhle zumindest auf 30 Tage ausgeweitet hat - erstaunt. "Man lernt dazu", sagt Contreiras, "so einen Vertrag unterschreibe ich nicht mehr."

Der Wirt, der in Oberhaching 600 Meter entfernt vom Weißbräu lebt, beklagt auch, dass er wohl einige Sachen im Gasthof zurücklassen müsse, weil er in der Kürze der Zeit keine Räume gefunden habe, wo er sie abstellen könnte. Hinzu komme, dass nach seinen Angaben 15 Mitarbeiter arbeitslos seien. "Ich fühle mich wie ein Kaugummi. Der Geschmack geht verloren, dann wird man ausgespuckt." Immerhin scheint die schmerzhafte Kündigung aber für ihn doch nicht so überraschend gekommen zu sein, dass er sich nicht nach Alternativen umgeschaut hätte und fündig geworden wäre: Von 1. September an wird er wieder ein Wirtshaus betreiben, ebenfalls in der Region um Oberhaching.

Die Gaststätte "Weißbräu" wird von Juli an erst einmal geschlossen bleiben und renoviert. Einen Küchenbetrieb fürs Hotel werde es aber weiter geben, so Cathrin Köhle. Ob ein neuer Pächter sie künftig betreibe oder sie gar wieder zurück in familiäre Hände gehe, wisse man noch nicht. Dass die Kleinkunstbühne Massl-Maker dort jemals wieder stattfindet, ist unwahrscheinlich, auch wenn Köhle sagt: "Wir sind offen." Reischl jedenfalls sucht derzeit fieberhaft nach einem neuem Veranstaltungsort (info@werner-reischel.de) im östlichen S-Bahn-Bereich München. "Ich werde alle meine Kontakte nutzen. Eigentlich bin ich Optimist, aber es wird schwierig."

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