Warum hat sich Vincent van Gogh sein Ohr abgeschnitten? Wie sah eigentlich Edvard Munch aus? Und ist Banksy ein Mann oder eine Frau? Das sind die Fragen, die Valentina Eckel von ihren drei Töchtern gestellt bekommt, wenn sie sich gemeinsam mit Marlene, Theresa und Victoria mit Kunst und vor allem auch mit bekannten Künstlern und Künstlerinnen beschäftigt. Das darf man sich aber keineswegs so anstrengend und mitunter für Grundschulkinder unglaublich langweilig wie bei einem Museumsbesuch vorstellen. Am Anfang ging es bei den Eckels zu Hause in Oberhaching nur um das Ausmalen eines Van-Gogh-Motivs. Daraus entstanden ist jetzt ein Kunstbuch für Kinder, das kürzlich im Rowohlt-Verlag erschienen ist. Es ist ein Buch, das nicht nur kindgerecht weltberühmte Künstler vorstellt. Es animiert vor allem auch zum Mitmachen: Malen wie Klimt, sprayen wie Banksy.
"Kunst hat mich schon immer interessiert", sagt Valentina Eckel. Einen Beruf wollte sie zwar nicht daraus machen, auch weil die Eltern sie drängten, erst einmal etwas Gescheites zu lernen. Also studierte die heute 41-Jährige Betriebswirtschaft und war lange in der Finanzbranche tätig. Mit ihren drei kleinen Mädchen, die heute zwischen drei und zehn Jahre alt sind, nahmen der Wasserfarbkasten, die Buntstifte, Kleber und Schere wieder einen festen Platz in ihrem Leben ein. "Sie haben unheimlich gerne und viel ausgemalt, und es gibt ja auch Tausende Vorlagen", sagt Eckel. Darunter eben auch Van Goghs Sonnenblumen. Und so begann sie auch von dem Maler zu erzählen, und natürlich auch von dessen Ohr.
Das Interesse der Töchter an den Künstlern spornte Valentina Eckel an, immer mehr über die Lebensläufe nachzulesen und altersgemäß für ihre Kinder aufzubereiten. Die Mädchen begannen nicht mehr nur die ausgedruckte berühmte Vorlagen auszumalen, sondern selbst im Stil der jeweiligen Maler oder Malerinnen kreativ zu werden. "Ich habe dann nach Büchern speziell für Kinder gesucht mit solchen Infos von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlerinnen", sagt Eckel. In Museums-Shops gebe es zwar manchmal solche Angebote, allerdings bezögen sich diese Bücher meist auf nur einen Künstler. So reifte der Gedanke: Dann schreibe ich es eben selbst.
Mit ihren Töchtern und deren Freundinnen hatte Eckel ja kleinen Expertinnen an ihre Seite, um zu wissen: Was genau interessiert die Kinder und wie muss eine Anleitung aussehen, damit man sie im Grundschulter umsetzen kann? "Sie wollten immer wissen, wie der aussieht, ob er auch Kinder hat und in welchem Museum seine Bilder hängen", sagt Eckel. So ist ein Buch über elf unterschiedliche Künstler und Künstlerinnen entstanden, in dem man eben nicht nur jeweils ein berühmtes Bild zum Ausmalen findet, sondern immer auch ein kurzes Portrait und die Beschreibung, wie man selbst ein Bild in Stile des Künstlers hinbekommt nebst Materialliste und Fotos sowie Videos per QR-Codes von der Umsetzung.
Pumpkins heißt das Werk von Yayoi Kusama, an dem sich die Bastelanleitung im Kunstbuch für Kinder orientiert.
(Foto: privat)Ursprünglich hatte Valentina Eckel ihr Buch im Eigenverlag veröffentlichen wollen. Doch ist sie bei den Bildrechten als Laiin schnell an eine Grenze gestoßen, an der sie alleine nicht weiterkam. "Bildrechte fallen erst weg, wenn die Künstler 70 Jahre tot sind", weiß sie inzwischen. Doch damit hätte sie alle modernen Vertreter ausschließen müssen. Gerade das wollte sie aber nicht. Und so wandte sie sich an eine Freundin in Berlin, von der sie wusste, dass sie Kontakte zum Verlagswesen hatte.
Über Florian Illies, Journalist und Schriftsteller, der vor allem durch seinen Bestseller "Generation Golf" dem breiten Publikum bekannt ist, gelangte ihre Idee mit dem Kinder-Kunstbuch schließlich beim Rowohlt-Verlag auf dem Tisch. Dort habe man schon länger in dieser Richtung etwas herausgeben wollen, sagt Eckel. Die Sache mit den Bildrechten klärten damit die Profis für sie, was auch von Gustav Klimt über Yayoi Kusama und Roy Lichtenstein bis hin zu Gabriele Münter, Frida Kahlo und Jeff Koons bestens klappte. Man findet Damien Hirst in dem 96 Seiten starken Buch genauso wie Piet Mondrian, Edvard Munch, Banksy und eben Vincent van Gogh. "Nur Andy Warhol haben wir nicht bekommen", bedauert Eckel.
Porträts von Lotte und Carla, die sich an Frida Kahlo orientiert haben.
(Foto: privat)Zunächst einmal 5000 Exemplare wurden gedruckt. 12 000 könnten es schon werden, schätzt der Verlag. Ihre erste Lesung hat Valentina Eckel vor zwei Hamburger Schulklassen auch schon hinter sich und die Buchvorstellung im Oberhachinger Hort. Sie hat auch bei ihren eigenen Kinder festgestellt: Die sind nicht nur begeistert über ihr eigenes Porträt im Stile von Frida Kahlo oder den Luftballonhund nach dem Vorbild von Jeff Koons.
"Sie finden sich auch cool, wenn sie die Künstler kennen oder wiedererkennen", sagt Valentina Eckel. Auch, weil sie jetzt wissen, dass Gustav Klimt 14 uneheliche Kinder gehabt haben soll, dass Damien Hirst einst tote Schafe, Rinder und einen Hai ausgestellt hat und dass Edvard Munchs Bild "Der Schrei" 2012 für mehr als 90 Millionen Euro versteigert wurde. Nur bei der Frage, ob Banksy ein Mann oder eine Frau oder gar eine Künstlergruppe ist, muss auch Eckel zugeben: "Das wissen wir nicht". Sprühen wie Banksy macht aber trotzdem einen Riesenspaß.
Das "Große Kunst-Mitmach-Buch für Kinder" von Valentina Eckel ist im Verlag Rowohlt Taschenbuch erschienen, empfohlenes Alter: ab 7 Jahre, ISBN: 978-3-499-00985-3. Die gebundene Ausgabe kostet 16 Euro.