Eingeschleppte Art:Tigermücken auch im Münchner Umland nachgewiesen

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Zwei Exemplare der Asiatischen Tigermücke wurden in Oberhaching nachgewiesen. (Foto: James Gathany; CDC/dpa)

Das Insekt aus dem asiatisch-pazifischen Raum gilt als Überträger gefährlicher Krankheiten und breitet sich zunehmend aus. Nach mehreren Funden rät das Landratsamt München zu Vorsichtsmaßnahmen.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Zu den heimischen Stechmücken gesellt sich zunehmend eine neue eingewanderte Art, vor der man sich besonders in Acht nehmen sollte. Sie ist kaum einen Zentimeter groß, schwarz-weiß gemustert und ziemlich aggressiv: die Asiatische Tigermücke ( Aedes albopictus). Sie sticht nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber und gilt laut Umweltbundesamt als Überträger von Krankheiten wie Dengue-, Chikungunya-, Zika- und West-Nil-Fieber. Das Insekt hat sich nicht nur schon länger über sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus ausgebreitet, mittlerweile sind auch Exemplare der Mücke im Münchner Umland nachgewiesen worden.

Wie das Landratsamt München mitteilt, wurde bereits im August 2022 eine Mücke in der Further Bahnhofstraße in Oberhaching von einer Bürgerin gefunden und an den "Mückenatlas" geschickt - ein deutschlandweites Citizen-Science-Projekt zur Erforschung der Ausbreitung von Stechmücken. Die Forscher bestätigten, dass es sich um eine Tigermücke handelte. 2023 wurden daher nahe dem Fundort durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Rahmen eines Stechmücken-Monitorings während der Sommersaison hinweg insgesamt fünf Fallen betrieben. Dadurch wurde im Herbst 2023 ein zweites Exemplar gefunden.

Ursprünglich stammt die Tigermücke aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Durch den internationalen Handels- und Tourismusverkehr gelangte sie auch in nördliche Breiten. Laut Landratsamt wurde sie in Deutschland erstmals im Jahr 2007 in der Rheinebene nachgewiesen. Mittlerweile sind in mehreren bayerischen Kreisen und Städten gesicherte Funde der Tigermücke bekannt. Wie das Umweltbundesamt berichtet, spielen bei der interkontinentalen Verschleppung der Mücken insbesondere der Handel mit Gebrauchtreifen und Glücksbambus eine wesentliche Rolle, wohingegen die Ausbreitung über Land offensichtlich durch den Kraftfahrzeugverkehr bedingt ist.

Durch geänderte Klimabedingungen hat die Tigermücke zunehmend günstige Bedingungen, um sich auch in Deutschland anzusiedeln und überwinterungsfähige Populationen zu bilden. Das Risiko einer Infektion durch den Stich einer Tigermücke wird von den Behörden derzeit noch als gering erachtet, da die Erkrankungen hierzulande bisher nicht endemisch vorkommen, sondern nur über Reiserückkehrer eingetragen werden. Laut Umweltbundesamt wird die Tigermücke mitunter auch mit einer meist größeren und weitaus häufigeren einheimischen Stechmückenarten, der Ringelschnake, verwechselt.

Stehende Gewässer in Tonnen, Eimer oder Vasen sind ideale Brutstätten für die Stechmücken. (Foto: Johannes Simon)

Bürger und Bürgerinnen könnten aktiv bei der Bekämpfung der Tigermücke mithelfen, betont das Landratsamt. Da diese Stechinsekten zu den sogenannten Container-Brütern gehören, legen sie ihre Eier in Kleingewässern ab. Wasseransammlungen in Grabvasen, Untersetzern von Blumentöpfen, Vogeltränken, Regentonnen oder ähnlichen Gefäßen können als Brutstätte dienen und sollten daher vermieden oder regelmäßig erneuert werden. Regentonnen sollte man mückensicher abdichten, etwa durch Mückennetz oder Deckel. Das LGL empfiehlt zudem, unbenutzte Behälter zu entfernen oder umdrehen, um so eine Regenwasseransammlung zu vermeiden. Auch sollten Behälter regelmäßig gereinigt werden, um Stechmückeneier zu entfernen. Da der Flugradius der Tigermücke mit etwa 200 Metern eher gering ist, erleichtert dies die Bekämpfung.

Die Behörden setzen auf die Mithilfe der Bevölkerung

Für eine erfolgreiche Eliminierung sind die frühe Erkennung vorhandener Tigermücken sowie schnelle und gezielte Monitoring- und Bekämpfungsmaßnahmen wichtig. Hierfür ist auch die Mithilfe der Bevölkerung von großer Bedeutung. Wer eine Stechmücke entdeckt, die ihm auffällig vorkommt, kann das Exemplar an das LGL senden: (Landesinstitut für Tiergesundheit II Sachbereich TG 6.3 Veterinärstraße 2, 85764 Oberschleißheim). Wichtig ist, dass die Insekten möglichst im Ganzen versandt und nicht zerquetscht werden. Geeignetes Verpackungsmaterial sind etwa eine Streichholzschachtel oder ein Plastikröhrchen. Die Stechmücken sollten trocken gelagert und verschickt, also nicht in Flüssigkeiten wie Alkohol eingelegt werden. Alternativ können die Insekten auch an den Mückenatlas geschickt werden, eine Kooperation von Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

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