SchulanfangTechnik kommt fast nicht in die Tüte

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Fast so groß wie die Kinder selbst: Wie der Schulranzen gehört auch die Schultüte zum ersten Schultag - so auch in Oberhaching.
Fast so groß wie die Kinder selbst: Wie der Schulranzen gehört auch die Schultüte zum ersten Schultag - so auch in Oberhaching. (Foto: Sebastian Gabriel)

Was ist drin in der Schultüte? Eine Umfrage unter Eltern und Erstklässlern in Oberhaching zeigt, dass Klassiker wie Süßigkeiten, Spiel- und Schulsachen überwiegen.

Von Elisabeth Marx, Yannick Rummel, Oberhaching

Dienstagmorgen, acht Uhr: Eigentlich würde jetzt der Unterricht beginnen. Doch nicht so am allerersten Schultag für die Erstklässlerinnen und Erstklässler der Grundschule Oberhaching. Schick gekleidet, in Tracht oder Anzug, begleitet von Eltern, Familie und Freunden warten die Kinder auf dem Schulhof. Erkennen kann man sie nicht nur am nagelneuen Schulranzen auf dem Rücken. Besonders stolz sind sie auf das, was sie in der Hand halten und das teilweise so groß ist wie die Mädchen und Buben selbst: die Schultüte.

Was da wohl drin ist? Erst nachdem die 66 Kinder in die drei Klassen eingeteilt und von Schulleiterin und Bürgermeister empfangen worden sind, sich in den Klassenzimmern kennengelernt haben und in die Kirche gegangen sind, dürfen sie die Schleifen öffnen und hineinschauen. Aber ihre Geduld wird belohnt: mit Süßigkeiten, Schulsachen oder Spielzeug.

Schultüten gehören zum ersten Schultag wie die Vorfreude und Aufregung: Egal in welcher Generation – in Fotoalben kleben Bilder von stolzen Erstklässlern mit dem kegelförmigen Geschenk im Arm. Die ersten Überlieferungen der Tradition stammen aus dem 19. Jahrhundert, seitdem hat sich die äußere Form der Tüten kaum verändert. Jedoch werden neben Süßigkeiten längst auch individuelle Wünsche der Kinder von den Eltern erfüllt.

Aber ein Handy oder eine Smartwatch? Nein! „Wir wollen ja nicht 10 000 Euro ausgeben“, sagt Mahir Aygün. Dabei ist der Familienvater durchaus spendabel: Es gibt Goldmünzen – allerdings aus Schokolade. Auch in Oberhaching zeigt sich, dass Süßigkeiten nach wie vor in keiner Schultüte fehlen dürfen und die bunten Papierkegel nicht ohne Grund auch Zuckertüte genannt werden. Auf Sohn Cayan warten in seiner Tüte ganz besondere Naschereien wie Esspapier oder Center Shocks.

Matteo Dotzauer haben seine Eltern einen lange gehegten Wunsch erfüllt.
Matteo Dotzauer haben seine Eltern einen lange gehegten Wunsch erfüllt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Auch Familie Dotzauer will die Geschenktüte für Sohn Matteo „bewusst klein halten“. Laut Vater Korbinian gibt es schließlich noch genug andere Feiertage im Jahr. Auf eine Besonderheit zum Schulstart darf sich Matteo aber trotzdem freuen. „Er bekommt ein Käppi. Das wünscht er sich seit Langem“, weiß der Papa. 

Neben Spiel und Spaß gibt es zur Einschulung auch nützliche Geschenke. Familie Neuhaus etwa ist der sichere Schulweg ihres Sohnes wichtig. Jakob findet deshalb Reflektoren in seiner Schultüte. Über die Sicherheit seines Sohnes macht sich auch Norbert Kornsee Gedanken. „Das GPS einer Smartwatch kann schon nützlich sein, wenn er da in Zukunft alleine losmarschiert“, gesteht der Familienvater. Andererseits habe es diese Geräte zu seiner Schulzeit auch nicht gegeben. So schafft es auch bei den Kornsees weder eine Smartwatch noch ein Handy in die Schultüte. 

Zu digitalen Geräten hält auch Familie Tomljenovic Abstand. Mutter Etelka sieht bei der großen Schwester ihrer Erstklässlerin Elena, „dass die Kinder später noch genug mit diesen Technologien zu tun haben“. An deren Schule würden sogar Schulbücher inzwischen durch E-Books ersetzt. In die Schultüte ihrer Tochter hat die Mutter deswegen Schulsachen, Süßigkeiten und kleineres Spielzeug gepackt: „Es darf ja auch nicht zu schwer sein.“ Auf der Schultüte kleben ein Einhorn und ein Regenbogen. Wie die meisten hat Elena ihre Tüte im Kindergarten selbst gebastelt. 

Tilda - hier mit ihrer Freundin Olivia (links) - hat von ihre Tante eine selbst genähte Schultüte bekommen.
Tilda - hier mit ihrer Freundin Olivia (links) - hat von ihre Tante eine selbst genähte Schultüte bekommen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Erstklässlerin Tilda Jaszinski hat von ihrer Tante sogar eine selbst genähte Tüte geschenkt bekommen. In Rosa und Blau gehalten hat sie die Flosse einer Meerjungfrau. Alleine der Stoff war eine Investition von rund 70 Euro. Für die gefüllten Schultüten ihrer Kinder haben die Eltern in Oberhaching jeweils zwischen 50 und 100 Euro ausgegeben. 

Manche Eltern machen ihren Kindern zur Einschulung aber auch größere Geschenke, bringen diese dann allerdings nicht in den Schultüten unter. Bei Familie Bartels etwa war der Tretroller nachvollziehbar zu groß. Und bei Familie Eber hat die Wanduhr fürs Kinderzimmer des kleinen Anton nicht in die Tüte gepasst. Wenig verwunderlich, dass in vielen Tüten deshalb eher Armbanduhren und Wecker zu finden sind. Auch weil es für die Schulanfängerinnen und Schulanfänger künftig heißt: Bloß nicht die erste Stunde verpassen!

Magdalena Hänle hat in ihrer Schultüte auch ein Buch für die Erinnerungen an den ersten Schultag.
Magdalena Hänle hat in ihrer Schultüte auch ein Buch für die Erinnerungen an den ersten Schultag. (Foto: Sebastian Gabriel)

So ausgerüstet kann die Schulzeit beginnen. Und damit der besondere Tag nicht in Vergessenheit gerät, haben etwa Franziska und Sebastian Hänle ihrer Tochter Magdalena ein Erinnerungsbuch in die Tüte gesteckt. In dieses klebt sie sicher auch ein Foto von sich und ihrer Schultüte ein.

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