Nächster Halt: Schlagerberg. Ein bis zweimal in der Stunde fährt der 224er-Bus auf seinem Weg von Unterhaching nach Höllriegelskreuth diese Stelle in Oberhaching an. Wie der Schlagerberg zu seinem Namen kam, wissen selbst Oberhachinger mitunter nicht. Wer sich aber dafür interessiert, bekommt direkt neben dem Aushang des Fahrplans eine kurze Erklärung geliefert. Von wegen Schlagersingen. Mit Hits hat diese Erhebung, die den Anfang der westlichen Hangkante bildet, nichts zu tun. Das erfährt der Busreisende ganz nebenbei, während er die Abfahrtszeiten studiert. Und wenn er will, bekommt er noch mehr über das "Fräulein Schlager" erzählt. Der Schlagerberg ist Teil des Oberhachinger Hörpfads.
Dieser Audioguide ist als erster Hörpfad im Landkreis bereits 2011 entstanden. Neu allerdings ist die Station am Schlagerberg, und mit ihr die Möglichkeit, per QR-Code direkt auf der Hörpfad-Tonspur zu landen. QR steht für "Quick Response". Die "schnelle Antwort" erhält der Nutzer auf sein Smartphone, indem er das Gerät direkt auf diese quadratische Matrix aus schwarzen und weißen Vierecken richtet und diese einscannt. Der Code ist auf den Aushang an der Bushaltestelle mit aufgedruckt, um ihn nutzen zu können, benötigt man einen QR-Code-Reader auf dem Smartphone.
Dann erfährt der Hörpfad-Nutzer, dass das "Fräulein Schlager" tatsächlich etwas mit Musik zu tun hatte. Sie war einst Kirchenmusikerin in Oberhaching und wohnte bis 1979 in dem alten Haus Ecke Pfarrer-Socher-Straße/Grünwalder Weg, wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt. Das "Drei-Mädel-Haus" nannten die Oberhachinger einst das Gebäude, weil Josefine Schlager dort gemeinsam mit ihrer Freundin und ihrer Haushälterin wohnte. Auch die Proben des Kirchenchores soll sie dort abgehalten sowie Geigen- und Klavierunterricht gegeben haben. So wird in dem Beitrag berichtet.
16 weitere Stationen hat der Oberhachinger Hörpfad. An der Kirche St. Stephan etwa erfährt man etwas über den traditionellen Stefaniritt, bei dem Ross, Reiter und Fuhrwerk stets am Zweiten Weihnachtsfeiertag die Kirche dreimal umrunden. Am Gut Laufzorn, das um 800 erstmals urkundlich erwähnt wurde, kann man akustisch auf dessen abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Fehlen darf auf einer solchen Tour natürlich auch nicht der Kandler-Wirt in Oberbiberg, das alte Wirtshaus, das als Kulisse zahlreicher Filme diente. Stolz sind die Oberhachinger zudem auf ihr Ortsbild. Daher gibt es auch eine Hörpfad-Station, bei der erklärt wird, dass sich die Gemeinde Anfang der Siebzigerjahre ganz bewusst für einen eigenen, identitätsbewahrenden Weg entschieden hat, indem sie sich gegen die Bauwut der damaligen Zeit stemmte und einer nachhaltigen und ländlichen Entwicklung verschrieb. Und freilich gibt es auch Informationen über den Viecherlturm im alten Trafohäuschen nahe der Kugleralm und über das Gasthaus und den bekannten Biergarten selbst.
Um sich all diese Beiträge über Orte, Begebenheiten und Persönlichkeiten Oberhachings anzuhören, kann man sich den Hörpfad über die Webseite der Gemeinde abrufen oder als App-Version für das Smartphone kostenlos herunterladen. Im Straßenbild sichtbar ist der Hörpfad bislang nur am Schlagerberg. Das soll bald aber anders werden. Nach und nach will die Gemeinde auch die anderen Stationen so weit aufrüsten, dass Passanten oder Besucher der Orte aufmerksam gemacht werden und einen QR-Code vorfinden, um direkt die Informationen abzurufen. "Das ist ja ein offenes Projekt", erklärt Alexander Maierhöfer von der Rathausverwaltung. So sei es nicht nur möglich, weitere Stationen einzurichten, sondern auch das vorhandene Angebot zu erweitern. Bis zur Sommerpause sollen nun die Hinweistafeln an den Oberhachinger Sehenwürdigkeiten, die seit 1999 in der Gemeinde stehen, erneuert, mit Holzrahmen von der Oberhachinger Jobwerkstatt aufgehübscht und mit dem Code für den Hörpfad ergänzt werden.