Folgt man als Radfahrer im Landkreis München der gelben Beschilderung, wundert man sich mitunter, welche Umwege man in Kauf nehmen muss, um das angezeigte Ziel zu erreichen. Das war durchaus auch so gewollt, als der Erholungsflächenverein vor 20 Jahren in den Landkreisen rund um München jede Menge dieser gelben Wegweiser für Radfahrer aufstellte. Denn damals war es weniger darum gegangen, die Nutzer über die schnellste Verbindung von A nach B zu lotsen, sondern ihnen eine landschaftlich besonders schöne Radtour zu ermöglichen. Heute jedoch versuchten immer mehr Kommunen mit einer flotten und damit für Pendler attraktiven Ausweisung von Radwegen ihre Verkehrsprobleme zu lösen, sagt Christoph Hessel, Experte für Verkehrssteuerung, der für Oberhaching so ein neues Konzept entworfen hat.
Der Umweltausschuss hat den Plänen am Dienstag zugestimmt und hofft nun auf ein positives Votum im Kreistag, um das Konzept auch überörtlich einheitlich und flächendeckend zu verwirklichen. Alexander Maierhöfer, persönlicher Referent von Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), ist zuversichtlich, dass es gelingen wird, den Landkreis mit ins Boot zu holen, zumal der inzwischen auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (ADFK) sei. Im Januar wird sich der Mobilitätsausschuss des Landkreises mit diesem Thema beschäftigen. "Es wird wohl so kommen, dass wir dann eine fortlaufende, weitergehende Beschilderung haben", glaubt Maierhöfer. Im Landkreis Starnberg sei das Konzept bereits flächendeckend umgesetzt, sagte Verkehrssteuerer Hessel.
Oberhaching gilt beim Thema Radnutzung als Vorreiter. Bürgermeister Schelle hat nicht nur mit den Nachbargemeinden im Hachinger Tal eine baldige Verwirklichung eines Radschnellwegs nach München angestoßen, seine Kommune hat auch als erste im Landkreis ein neues Wegweiser-Konzept auf den Weg gebracht, das eine Vereinheitlichung der Beschilderung vorsieht und Alltagsradler direkt zu ihren Zielen führen soll. Oberhaching war bislang nicht gerade arm an Hinweisen für Radfahrer. Im Gegenteil: Die unterschiedlichsten Schildertypen in allen erdenklichen Farben und Formen wiesen die Leute zu diversen Orten. Insgesamt ein eher unüberschaubarer Schilderwald, teilweise mit Routenführungen, die plötzlich irgendwo endeten.
Mit dem neuen Konzept sollen nun einheitliche weiße Schilder mit grüner Schrift den Radfahrern den Weg zu 22 inner- und überörtlichen Zielen nennen. Damit will Oberhaching die Ziele nicht nur reduzieren, um die Beschilderung übersichtlicher zu gestalten. Auch richtet sich die Vereinheitlichung der Schildtypen nach den Vorgaben des bayerischen Innenministeriums für die "Wegweisende Beschilderung an Radwegen in Bayern". Themenradwege wie der M-Wasser-Weg, die Via Julia und die Strecke München-Venezia werden ebenfalls auf diese Weise beschildert, indem Piktogramme an den weiß-grünen Schildern auf diese besonderen Fernrouten hinweisen. Wegweiser soll es nur noch an Entscheidungspunkten geben, deutlich kleinere Schilder dazwischen dienen nur noch der reinen Linienführung. Vorrangig werden Bahnhöfe ausgewiesen, aber auch besonders bekannte Ziele, wie etwa die Kugler-Alm, die Sportschule, der Deininger Weiher und das Naturbad in Furth werden in das Konzept aufgenommen. Dort, wo die Radfahrer auf der Straße fahren und bereits Autowegweiser die nahen Ziele anzeigen, werden keine zusätzlichen Schilder aufgestellt.
Der Umweltausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, für die neue Beschilderung 35 000 Euro in den Haushalt einzustellen. Allerdings erhofft sich die Gemeinde eine Förderung durch den Bund. Der könnte bis zu 50 Prozent der Kosten übernehmen, wenn das Konzept als "Klimaschutzprojekt" anerkannt wird.