Oberhaching/Sauerlach:Fahrrad-Landstraße

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Beliebt bei Fahrrad-Ausflüglern: der Radweg durch den Perlacher Forst zur Kugler Alm. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Landkreis baut die Verbindung von München nach Sauerlach aus, ohne alle Standards eines Schnellwegs zu erfüllen

Von Stefan Galler, Oberhaching/Sauerlach

Der Landkreis München drückt bei der Stärkung der Infrastruktur für Radfahrer weiterhin aufs Tempo: Nun gehen die Kreisräte den Ausbau einer Radverbindung im südlichen Landkreis an. Die Strecke soll in drei Abschnitten zunächst München und Oberhaching durch den Perlacher Forst verbinden, dann bis Sauerlach und später bis Holzkirchen weitergeplant werden. "Wir werden hier keinen Radschnellweg bauen können, aber eine Radhauptverbindung", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) kürzlich im Kreisausschuss. "Die Qualität der Schnellwege erreichen wir hier nicht, wir müssen pragmatisch vorgehen."

Erst vor einer Woche hatte der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur die vertiefte Untersuchung einer möglichen tangential verlaufenden Radverbindung, die von Oberschleißheim über den östlichen Landkreis in Hufeisenform bis ins Würmtal im Westen führen soll, in Auftrag gegeben. Das Potenzial des Fahrrads wird offensichtlich im Landkreis mehr und mehr als wichtiger Teil einer verkehrlichen Gesamtstrategie eingeschätzt. Allerdings ist auch klar, dass sich Radschnellwege eben nicht von heute auf morgen realisieren lassen: Die als Pilotprojekt vorgesehene Strecke von der Stadtgrenze im Münchner Norden bei Neuherberg bis Unterschleißheim und Garching wird, obwohl die Planungen weit fortgeschritten sind, nicht vor 2021 fertiggestellt.

Genau wegen der so problematischen Umsetzung der Radschnellwege geht man nun im Süden einen anderen Weg, setzt nicht auf die Luxusvariante, die Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20 bis 30 Stundenkilometer erlaubt, sondern nutzt die bereits vorhandenen Gegebenheiten. "Bisher werden ja schon die Forstwege genutzt, wir müssen diese allerdings etwas ertüchtigen, das ist nicht ganz banal", sagt der Landrat. Allein in den etwa zwölf Kilometer langen und drei Meter breiten noch nicht asphaltierten Streckenteil müssen zwischen 2,8 und 4,3 Millionen Euro investiert werden.

Schon seit Herbst 2015 haben die Kreisgremien diese Radwegverbindung im Visier. Seither hat die Verwaltung zahlreiche Abstimmungsgespräche mit den bisherigen Wegeverantwortlichen und Anliegergemeinden geführt. Ein Planungsbüro erstellte ein Konzept und berechnete die Kosten für den Ausbau zu einem Radschnellweg. Es stellte sich aber heraus, dass die notwendigen Eingriffe, vor allem die Verbreiterung vorhandener Waldwege, einer Rodung gleichkommen würden, die kaum darstellbare Ausgleichsmaßnahmen erfordern würden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die benötigten Wege zum Teil auf gemeindefreiem Gebiet befinden oder in Landschafts- und Wasserschutzgebieten. Nutzungskonflikte, komplizierte Fördermöglichkeiten, Boden- und Baugrunduntersuchungen stellen die Verwaltung des Landratsamtes vor zahlreiche knifflige Herausforderungen.

Auch deshalb kam die Behörde zu dem Ergebnis, die abgespeckte Form zu realisieren. "Es geht jetzt um zwei Dinge", sagte Landrat Göbel im Kreisausschuss: "Die Straßenbaulast sollte der Landkreis übernehmen, der auch die Kosten trägt. Und ich brauche eine Ermächtigung, um mit den Gemeinden die Verträge über die Bestellung der Radwege abzuschließen." Dabei gehe es zum Beispiel um das Einsetzen eines Winterdienstes. Beide Beschlüsse lieferte der Ausschuss einstimmig. "Diese Vorgehensweise sollte beispielgebend für den gesamten Landkreis sein", sagte SPD-Kreisrätin und Landratsstellvertreterin Annette Ganssmüller-Maluche.

Der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle, der auch Fraktionschef der CSU im Kreistag ist, dankte der Verwaltung für deren Engagement: "1800 Fahrradfahrer fahren täglich an der Kugler-Alm vorbei nach München. Das sind zehn Prozent des ausfallenden Verkehrs in Oberhaching", sagte Schelle. "Klar ist, dass wir auf viele Pferde setzen müssen, um den Bedarf an Verkehrsentlastung zu decken." Diese Radverbindung sei kreuzungsfrei eine tolle Alternative. "Aber sie muss ganzjährig verlässlich zur Verfügung stehen", sagte Schelle in Anspielung auf den Winterdienst.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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