Oberhaching:Musikalische Ökumene

Oberhaching: Besonders die musikalische Vielfalt begeistert Leiterin Helga Schmetzer (Mitte links, mit offenen roten Haaren) an ihrem Chor "Mix'n Free". Außer Werken von Bach sind auch afrikanische Sprechgesänge im Repertoire, zum Jubiläum haben die Mitglieder Musicalsongs einstudiert.

Besonders die musikalische Vielfalt begeistert Leiterin Helga Schmetzer (Mitte links, mit offenen roten Haaren) an ihrem Chor "Mix'n Free". Außer Werken von Bach sind auch afrikanische Sprechgesänge im Repertoire, zum Jubiläum haben die Mitglieder Musicalsongs einstudiert.

(Foto: Privat)

Der Chor "Mix'n Free" feiert mit einem Konzert sein 15-jähriges Bestehen. Am Anfang stand die Frage im Raum, ob sich das Ensemble einer Konfession fest verschreibt - und man entschied sich dafür, offen zu bleiben

Von Anna-Maria Salmen, Oberhaching

Wer an einen Kirchenchor denkt, der hat sofort Gesänge wie "Halleluja" oder "Ave Maria" im Ohr. Afrikanischen Sprechgesang, Popmusik oder gar einen Fürbitten-Rap werden die meisten eher nicht damit in Verbindung bringen. Zwar hat der ökumenische Chor "Mix'n Free" aus Oberhaching außer Letzterem auch Werke von Bach oder Mendelssohn im Repertoire, in die klassische Schublade möchten sich die Mitglieder aber nicht stecken lassen. "Wir sind eine bunte Mischung und probieren gern querbeet etwas aus", sagt Leiterin Helga Schmetzer. Zum 15-jährigen Bestehen, das Mix'n Free am Samstag mit einem Konzert in Oberhaching feiert, hat der Chor Lieder aus bekannten Musicals einstudiert.

Hervorgegangen ist Mix'n Free im Jahr 2005 aus dem örtlichen Gospelchor, auch Schmetzer gehörte zu den Gründungsmitgliedern. "Wie die Jungfrau zum Kind kam", so übernahm die heute 59-Jährige von Beginn an die Chorleitung, erinnert sie sich lachend. Zuvor hatte Schmetzer wenig musikalische Erfahrung, dies änderte sie allerdings schnell durch mehrere Fortbildungen: Sie durchlief Ausbildungen zur klassischen Chorleiterin und zur Gitarren-Bandleiterin, lernte Klavierspielen und belegte Kurse für Pop-, Gospel- und Jazz-Chorleiter.

Bereits kurz nach der Gründung wurde Mix'n Free sowohl von evangelischer als auch von katholischer Seite gefragt, ob man nicht der Kirchenchor einer der beiden Konfessionen werden wolle. Derart festlegen wollten sich die Mitglieder jedoch nicht, sagt Schmetzer, und so wurde man zum einzigen offiziell anerkannten ökumenischen Chor im ganzen Landkreis.

In den 15 Jahren seit Bestehen ist zwar eine gewisse Routine eingekehrt, doch mit der Zeit haben sich auch viele besondere Erinnerungen und Geschichten angesammelt. Schmetzer erzählt von der Zusammenarbeit mit einem Chor aus dem niedersächsischen Stade: Ganz zufällig sei im Jahr 2011 der Kontakt zwischen einem Mitglied von Mix'n Free und dem Chor der Stader Evangelischen Familienbildungsstätte zustande gekommen. Letzterer reiste schließlich eigens für ein gemeinsames Konzert in den Münchner Süden, nur wenige Stunden vor Beginn studierte man die Lieder zusammen ein. Jahre später erfolgte der Gegenbesuch in Niedersachsen. "Es ist eine jahrelange Freundschaft daraus entstanden", sagt Schmetzer.

Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme am Oratorium zum 500-jährigen Luther-Jubiläum. In der Olympiahalle inszenierten mehr als 2000 Sänger die Geschichte Luthers - mitten unter ihnen die Mitglieder von Mix'n Free. "Das war schon ein Erlebnis", so Schmetzer, die mit dem Auftritt eine Anekdote verbindet. Eine ihrer Sängerinnen hatte an diesem Tag Geburtstag. "Als wir zum Olympiapark gefahren sind, war die ganze Bahn voll mit Sängern, die an dem Konzert teilgenommen haben. Wir haben dann ein Ständchen angestimmt, und nach kurzer Zeit sang der ganze Zug mit", erzählt die Chorleiterin.

Heute hat Mix'n Free circa 25 Mitglieder, sie treten regelmäßig in Familiengottesdiensten und bei Konzerten auf. Alle Sänger sind gleichzeitig Instrumentalisten. Diese Besonderheit bringt Herausforderungen mit sich: "Jemand, der gerade den Mund am Saxofon hat, kann nicht gleichzeitig singen. Ich muss also immer schauen, dass es nicht zu wenige Stimmen sind", erklärt Schmetzer. Dabei gibt es laut Chorleiterin oftmals auch "verrückte" Instrumente - aktuell etwa ein Didgeridoo, ein traditionelles Blasinstrument der Aborigines. "Viele von uns probieren sich da selber aus", sagt die Musikerin. Gerade die Vielseitigkeit ist es, die den Chor in ihren Augen besonders macht. "Wir setzen immer andere Akzente: mal Sprechgesang, dann wieder Rock oder Jazz." Langweilig, sagt Schmetzer, wird es im Choralltag somit nie.

Seit Bestehen spendet Mix'n Free Teile der Konzerteinnahmen für wohltätige Zwecke. Der Eintritt zum Musical-Konzert am Samstag, 15. Februar, um 18 Uhr in der evangelischen Kirche Zum Guten Hirten ist frei, um Spenden zugunsten des Sozialprojekts "Wings of Hope - Hilfe für kriegstraumatisierte Kinder", für die Renovierung des Gemeindehauses und für die Chorarbeit wird gebeten.

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