Oberhaching:Mordkomplotte und Brandstiftungen

Ein 48-Jähriger muss sich wegen mehrerer Feuer vor dem Landgericht in München verantworten.

Von Andreas Salch, Oberhaching

Innerhalb von knapp 48 Stunden soll Andreas F. Anfang Mai vorigen Jahres im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sowie in Oberbiberg auf vier Anwesen Feuer gelegt haben. In Oberbiberg, wo der Kfz-Mechaniker nachts eine Feldscheune in Brand gesteckt haben soll, griffen die Flamme auf das nahegelegene Heim des Burschenvereins über.

Glücklicherweise wurde in keinem der Fälle jemand verletzt. Der entstandene Sachschaden ist allerdings beträchtlich: knapp über 214 000 Euro. Die Staatsanwaltschaft am Landgericht München II ist davon überzeugt, dass der 48-Jährige, der im südlichen Landkreis München lebt, die Taten begangen hat. Ein Motiv kennen die Ermittler jedoch nicht.

Seit Freitag muss sich Andreas F. vor der 7. Strafkammer am Landgericht München II verantworten. Ärzte gehen davon aus, dass der 48-Jährige an einer hochgradigen paranoiden Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis leidet - und auch schon zur Tatzeit erkrankt war. Deshalb könnte der Kfz-Mechaniker bei einer Verurteilung nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.

Eine dubiose SMS von Münchner Rockern

Für die Richter bedeutet dies, darüber zu entscheiden, ob Andreas F. in eine geschlossene psychiatrischen Klinik eingewiesen werden muss. Der 48-Jährige und seine mutmaßlichen Opfer kennen sich. Einer war sein ehemaliger Chef, die anderen sind Nachbarn und Bekannte. Sie hätten, davon ist Andreas F. überzeugt, ein "Mordkomplott" gegen ihn geschmiedet. Die Taten, die ihm zur Last gelegt werden, streitet der Angeklagte ab. Als ihn der Vorsitzende Richter fragt, ob er Angaben zu den Vorwürfen machen wolle, beginnt der 48-Jährige zu erzählen. Es sind wirre und zusammenhangslose Angaben. Etwa von einer dubiosen SMS, in der ihm Münchner Rocker angeblich ankündigten, er sei "zum Abschuss freigegeben" worden. Außerdem behauptet F., mit der Polizei und dem Bundesnachrichtendienst in Kontakt gestanden zu sein. Obwohl die Richter alle FFP-2-Masken tragen und aus ihren Gesichtern nur schwer abzulesen ist, was sie von dem halten, was der Mann im schwarz-blau-weißen Sportanzug vor ihnen erzählt, scheint es so, als seien sie zumindest konsterniert.

Ob er versucht habe, seinen Nachbarn Paroli zu bieten, da sie ihn doch angeblich töten wollten, will das Gericht wissen. Aus den Akten gehe hervor, er habe sich eine Schusswaffe "am besten mit Schalldämpfer" besorgen wollen. Zeugen wollen auch Benzinkanister im Auto gesehen haben, und zwar just in der Zeit, als es auf den Anwesen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und in Oberbiberg brannte.

Begonnen hatte die Brandserie in den frühen Morgenstunden des 4. Mai 2020 in Dietramszell. Dort soll F. Baumstämme auf einem Anwesen angezündet haben. Zwei Tage später soll er binnen eines Tages in Gelting Mülltonnen in Brand gesetzt haben, in Egling Auto-Batterien und schließlich kurz vor Mitternacht eine Scheune in Oberbiberg. Der Prozess wird fortgesetzt.

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