Oberhaching:Goldfische und Gefahren im Netz

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Digitalministerin Gerlach stellt in der Klasse 4a die vielfach ausgezeichnete App vor. (Foto: Claus Schunk)

Die Digitalministerin Judith Gerlach stellt an der Grundschule Oberhaching eine Erweiterung der App "Wo ist Goldi? - Sicher Surfen im Netz" vor, mit der Kinder spielerisch Medienkompetenzen erwerben.

Von Laura Richter, Oberhaching

"Haben Sie schon mal so eine ruhige Klasse gesehen?", fragt der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle (CSU). Die Schüler der 4a haben Kopfhörer auf den Ohren und tippen auf Tablets herum, um Memory- oder Multiplikationsaufgaben zu lösen. Diese sind in der App "Wo ist Goldi?" in eine größere Geschichte eingebettet, mit der die Kinder über Gefahren im Netz aufgeklärt werden sollen. "Wer hat schon alles den Goldfisch gefunden?", fragt Digitalministerin Judith Gerlach (CSU), woraufhin alle Schüler die Hand heben. "Unser Leben wird immer digitaler, und das unserer Kinder erst recht", sagt die Ministerin der Klasse.

Beim Spielen übernehmen die Grundschüler einen Avatar, aus deren Sicht sie den Schulalltag nachspielen. Dabei müssen sie ihren Mitschülern helfen, sichere Passwörter zu finden, Phishing-Mails oder Fake News zu erkennen. "Wir wollen, dass ihr Spaß am Spielen habt aber auch zeigen, dass es neben lustigen Videos im Internet auch Menschen gibt, die es nicht so gut meinen", sagt sie den Kindern. Die 4a tüftelt derweil an zwei neuen Rätseln, die in dieser Woche erschienen sind. "Wiebke chattet mit einem Jungen, der in echt nicht der ist, der er vorgibt zu sein", erzählt die zehnjährige Leni, die das Kapitel zum Thema "Cybergrooming" spielt. Damit wird die gezielte Manipulation meist minderjähriger Opfer bezeichnet, bei der Täter sexuell übergriffig werden, indem sie zum Beispiel Nacktbilder fordern oder intime Fragen stellen. "Vielleicht ist die zwölfjährige Lena, mit der ich chatte, in Wirklichkeit der 56-Jährige Karl-Heinz", sagt die Ministerin. In der App wird diese Gefahr kindgerecht demonstriert, indem Wiebke beim ersten realen Treffen von ihrer Internetbekanntschaft mit Farbbomben beworfen wird.

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Tablets und Laptops im Unterricht

"Die Kinder in unserer heterogenen Klasse haben die App super angenommen", erzählt Klassenlehrerin Stefanie Schipfer. Nach dem Spiel bespreche sie das jeweilige Kapitel und wiederhole die Hauptaussagen gemeinsam mit den Kindern, so Schipfer. Für die Viertklässler der Grundschule Oberhaching ist die digitale Goldfischsuche Teil des "Medienführerscheins", der ihnen einen verantwortungsbewussten Umgang im Internet bescheinigt. Um die Kinder früh an die Lebensrealität der digitalen Welt heranzuführen, seien in allen Klassen Tablets und Laptops vorhanden, die die Kinder für ihre Recherchen unter Befolgung von Regeln nutzen könnten, sagt Claudia Besson, Direktorin der Grundschule.

Als die Kinder vor dem Bildschirm sitzen, ist es im Klassenzimmer völlig still. (Foto: Claus Schunk)

"Corona hat sich positiv auf die Digitalisierung an den Schulen ausgewirkt", sagt Bürgermeister Schelle, "hier wird das iPad als modernes Lehrmittel eingesetzt." Laura hat ihr erstes Handy im Alter von vier Jahren bekommen. "Das habe ich fürs Fotografieren und Musikhören benutzt", sagt die Viertklässlerin. Vor zwei Jahren brauchte sie wegen des Online-Unterrichts ein Smartphone, mit dem sie aber noch nicht chatten darf. Eine persönliche Konfrontation mit den Themen hätten die wenigsten ihrer Schüler bereits erlebt, sagt die Klassenlehrerin. Deshalb sei es wichtig, die Kinder früh für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren, bevor Probleme wie Cybermobbing aufträten. "Das wird vor allem an den weiterführenden Schulen ein Thema", so Schipfer.

Die Anfang des Jahres erschienene App des Ministeriums wurde bereits mehrfach national und international ausgezeichnet. "Wo ist Goldi?" verfügt zudem über einen Elternbereich, in dem Mütter und Väter sich über Medienkompetenz informieren können. "Wenn ihr das Spiel durchgespielt habt, dann seid ihr richtig gut gerüstet", sagt die Ministerin den Schülern. Dann könnten sie ihren Eltern zeigen, was sie alles wüssten. "Wichtig ist, dass die Eltern ihrem Kind signalisieren, dass sie bei allen Fragen rund um das Internet zu ihnen kommen können", sagt Gerlach.

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