Wer im Internet nach Informationen zu Andrea Schick sucht, stößt bald auf Filmaufnahmen einer Künstlerin, die mit Gesang und verschiedensten Percussion-Instrumenten eine Show auf die Bühne bringt, die das Publikum sichtlich mitreißt. Bis 2019 war Schick zehn Jahre lang mit zwei Kolleginnen als Rhythmus- und Gesangsgruppe Wonnebeats auf deutschen Kleinkunstbühnen unterwegs, durchaus mit Erfolg. Inzwischen hat sie die Seiten gewechselt, wenn man so will, und bucht nun ihrerseits vielversprechende Künstlerinnen und Künstler, seit vergangenem September als Leiterin des Kulturamts für Oberhaching.
Ebenso beschwingt, wie sie in aktiven Zeiten auf der Bühne wirkte, hat sich die 55-Jährige in Oberhaching in die Arbeit gestürzt. Das Programmheft für den Kulturherbst und -winter in Oberhaching durfte sie schon präsentieren, obgleich es – den langen Vorlaufzeiten bei Kulturveranstaltungen geschuldet – noch von ihrem Vorgänger Volker Böhm geplant worden war. Das kommende Frühjahrs- und Sommerprogramm, für das am 20. Februar der Vorverkauf beginnt, hat Schick bereits mitgestaltet. „Ich hatte den großen Luxus, dass mein Vorgänger Volker Böhm mich schon einige Monate in die Amtsgeschäfte eingeführt hat“, sagt Schick. Die vergangenen Monate hat sie vor allem damit verbracht, sich in die Gemeinde und ihr Kulturleben einzuarbeiten, Akteure kennenzulernen und mögliche Kooperationen auszuloten.
„Ich freue mich auf die Herausforderung und diese neue Spielwiese“
Bewährtes soll aber auf jeden Fall seinen Platz behalten. „Ich bin hier in Oberhaching auf eine wunderbare Basis gestoßen“, betont Schick. In mehr als 25 Jahren ist das Oberhachinger Kulturprogramm auf ein beachtliches Niveau gewachsen. Ins Leben gerufen hatte es einst die spätere SPD-Landrätin Johanna Rumschöttel, Eva Hofmann und zuletzt Volker Böhm hegten und pflegten das Angebot. Eine Besonderheit sind sicherlich die hochklassigen lokalen Akteure wie Jazzpianist Bernd Lhotzky und seine Frau, die Pianistin Isabel Lhotzky, wie auch die hochmusikalische Familie um Kammerchor-Begründerin Ricarda Geary, die ihren Heimatort mit bemerkenswerten künstlerischen Projekten bereichern. „Das ist wirklich ein Glücksfall für Oberhaching“, sagt Schick. „Es ist toll, wenn von kuratorischer Seite so eine Kraft da ist. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“
Freilich will Schick aber auch eigene Akzente setzen. Der studierten Literaturwissenschaftlerin, die zuletzt sieben Jahre das kulturelle Begleitprogramm für die Münchner Pinakotheken, das Museum Brandhorst und die Sammlung Schack mitentwickelt hat, liegt etwa der zeitgenössische Tanz sehr am Herzen. „Wir werden sehen müssen, wo ein geeigneter Ort dafür sein könnte“, sagt die 55-Jährige. Auch Möglichkeiten, örtliche Tänzerinnen und Tänzer einzubeziehen, will sie ausloten.
Außerdem möchte die neue Kulturamtsleiterin versuchen, neben dem Stammpublikum jüngere Menschen noch stärker in die Kulturveranstaltungen zu locken. „Mir schwebt eine junge Reihe vor“, sagt sie, möglicherweise mit Musikveranstaltungen oder mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Bereich Kabarett und Comedy. An dieser Idee will Schick noch feilen. Bereits fest steht, dass das Kinoangebot in Oberhaching erweitert werden soll. „Wir wollen unser Spielfilm-Programm um eine Doku-Reihe ergänzen“, sagt Schick. In Zusammenarbeit mit dem Dok-Fest München sollen im Bibliothekssaal künftig auch ausgewählte Dokumentarfilme laufen. „Das ist ein Format, das im Gedächtnis und im Gefühl bleibt“, ist Schick überzeugt.
In der anstehenden Frühjahrs- und Sommersaison freut sich Schick vor allem auf das Opernprojekt in Ödenpullach, das sie erstmals live miterleben wird: Im Juli inszeniert Ricarda Geary in einer Scheune mit Talenten aus Oberhaching, unterstützt von professionellen Gästen und Dirigent Gerold Huber, eine ganze Oper – mit „Carmen“ heuer einen Klassiker des Genres. Bereits Ende März lädt Bernd Lhotzky befreundete Musikerinnen und Musiker von Weltrang zum Jazz-Festival beim Forstner ein. Schick sieht diesen persönlichen Premieren und allen, die noch in Oberhaching folgen werden, mit Spannung entgegen. „Ich freue mich auf die Herausforderung und diese neue Spielwiese“, sagt sie.