Kulturspielzeit:Morgendämmerung auf der Bühne

Kulturspielzeit: Birgit Minichmayr liest auf dem "Jazz-Festival" in Oberhaching.

Birgit Minichmayr liest auf dem "Jazz-Festival" in Oberhaching.

(Foto: Reinhard Maximilian Werner)

Oberhachings Kulturreferent Volker Böhm plant die neue Saison mit Kabarett, Jazz-Festival und Opern-Festspielen. Doch die Frage bleibt: Kehrt das Publikum in Massen zurück?

Von Udo Watter, Oberhaching

Es hatte vermutlich nicht die Wucht eines Erweckungserlebnisses. Und die knapp 200 Besucher verwandelten den Bürgersaal beim Forstner auch nicht gleich in einen Hexenkessel. Aber die Atmosphäre beim Auftritt von Kabarettist Max Uthoff am 12. Februar war dergestalt, dass sich Oberhachings Kulturamtsleiter Volker Böhm eines lange vermissten Gefühls wieder entsann. "Das hat gute Laune gemacht", sagt er, "es war fast so, als sei der Saal voll, ein richtig schönes Veranstaltungserlebnis."

Eine Erfahrung, die Lust auf mehr macht. Immerhin lockt ja eine kulturelle Morgendämmerung inklusive neuer Freiheiten. "Diesmal scheinen die Chancen ja ganz gut zu stehen, dass die Veranstaltungen wirklich stattfinden können und deshalb einige Künstler, die mit ihren Projekten seit teils zwei Jahren in der Verschiebungsschlaufe hängen, aus dieser Situation erlöst werden", erklärt Böhm.

Dazu gehört das Oberhachinger Jazzfestival, das nach zwei Verschiebungen nun endlich am 20. und 21. Mai über die Bühne gehen soll. Festivalleiter und Jazz-Pianist Bernd Lhotzky ist Improvisation zwar gewohnt und schätzt vermutlich eine versiert gespielte Verzögerung, aber seine Vorfreude ist kaum zu bändigen: "Zweimal schon kam uns Corona in die Quere - aber nun wollen wir endlich die 15. Ausgabe des Jazz-Festivals feiern. Mit einem Programm, das mir besonders am Herzen liegt", so der 51-Jährige, der in Oberhaching aufwuchs und in Riemerling lebt.

Der vielfach ausgezeichnete und international renommierte Pianist tritt dort mit seiner neuen Band Because of Swing auf, bei der die Sängerin Nina Plotzki eine herausragende Rolle einnimmt. Am zweiten Festivalabend wird die Schauspielerin Birgit Minichmayr scharfzüngige Short Stories der Schriftstellerin Dorothy Parker lesen, die in den 1920ern Mittelpunkt der New Yorker Boheme war und die oberen Zehntausend der Stadt mit viel Sarkasmus bedachte. Wie die Österreicherin die Texte umsetzt, lässt Lothzky, der mit Louis Mazetier an zwei Flügeln den Abend musikalisch flankieren wird, ins Schwärmen geraten: "Unfassbar, was sie daraus zaubert. Was für eine Energie!"

Der Oberhachinger arbeitet häufiger mit Minichmayr zusammen: Im vergangenen Jahr haben die beiden, unterstützt vom Weltmusik-Ensemble Quadro Nuevo mit dem in Baierbrunn lebenden Saxofonisten Mulo Francel, ein Album eingespielt, auf dem von Lhotzky vertonte Shakespeare-Sonette zu hören sind. Es wurde vielfach in den Feuilletons besprochen und unter anderem im Juni 2021 vom BR zum "Jazzalbum des Monats" gekürt. Für die beiden Festival-Veranstaltungen gibt es Tickets im freien Verkauf (unter anderem über die Gemeindehomepage respektive Reservix).

Das gilt auch für andere Veranstaltungen, die in den Zeitraum der kommenden Monate verschoben wurden, nicht zuletzt weil jetzt offiziell wieder mehr Plätze belegt werden dürfen - dazu gehören Auftritte der Kabarettisten Christian Springer (9. März), Martin Zingsheim (26. März) und Matthias Tretter (12. Mai). Generell sei es "noch ein bisschen ein Durcheinander, was die Buchungen betrifft", so Böhm. Verständlich, da sich die Modalitäten und die Rahmenbedingungen (Art der Platzzuweisung, erlaubte Auslastung, Abstands- und G-Regeln, Rückabwicklung) ja immer wieder änderten. Gleichwohl ist jetzt die Hoffnung da, dass die Säle und Hallen irgendwann wieder zu 100 Prozent besetzt werden dürfen.

Der Vorverkauf für die Frühjahrs-Sommer-Saison mit komplett neuen Vorstellungen startet an diesem Donnerstag, 24. Februar, um 17 Uhr, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet. Zu den Highlights dürften der Auftritt der französischen Klezmer-Jazz-und Folk-Band Tram des Balkans am 19. März zählen, der Klavierabend "Musik und Meze" mit der griechischen Pianistin Danae Karamit (28. Mai) und Kabarett mit Django Asül am 24. Juni.

Kulturspielzeit: Die Oberhachinger Eigenproduktion der "Zauberflöte" in Ödenpullach war schon vor zehn Jahren ein großer Erfolg.

Die Oberhachinger Eigenproduktion der "Zauberflöte" in Ödenpullach war schon vor zehn Jahren ein großer Erfolg.

(Foto: Claus Schunk)

Der kulturelle Höhepunkt aus lokaler Perspektive ist freilich Anfang Juli: Die "Opernfestspiele Ödenpullach". In der Maschinenhalle des kleinen Ortsteiles wird ein besonderer Publikumsliebling als Eigenproduktion erneut aufgeführt: Das Kammerorchester Oberhaching, Oberhachinger Chöre und Solisten bringen unter der Regie von SZ-Tassilo-Preisträgerin Ricarda Geary und der musikalischen Leitung von Gerold Huber nach zehn Jahren erneut Mozarts "Die Zauberflöte" auf die Bühne. Karten hierfür sind indes erst von 19. Mai an erhältlich. "In der Hoffnung, dass bis dahin die Beschränkungen aufgehoben werden und unser Publikum wieder frei seine Sitzplätze im Saalplan buchen kann", so Böhm. "Denn gerade sind wir noch nicht ganz frei, und eine Umstellung während des laufenden Vorverkaufs ist sehr kompliziert."

Ob das Kulturpublikum aber überhaupt wieder in Massen zurückkehrt und die Säle so füllt wie vor der Pandemie? "Es gibt im Moment noch verschiedene Gründe, warum die Leute etwas verhalten sind", sagt Böhm. Auch zu Uthoff waren ja bei aller Freude über die Atmosphäre fast ausschließlich Leute gekommen, die ihre Karten schon vor vielen Monaten gebucht hatten, spontane Ticketkäufe gab es kaum. Böhm hofft freilich, dass sich die Leute bald wieder daran gewöhnen, dass der Besuch einer kulturellen Vorstellung "zur Lebensart gehört".

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