Der Döner kommt aus Berlin und hat Fans fast überall. Dabei spielt eine untergeordnete Rolle, wo sich der Spieß dreht und in welchem Ambiente das gegrillte Fleisch mit Salat und Soßen im Fladen angeboten wird. Scharf oder nicht scharf, das scheint die wichtigste Frage. Doch in Oberhaching hat sich Baran Erdinc Gedanken gemacht, wie sie den Imbissklassiker den Menschen dort auf besondere Weise näher bringen kann. Das Hachinger Tal ist schließlich nicht Neukölln. Und das Publikum ist anspruchsvoll.
Das Ergebnis ist in der „Hosh-Eatery“ an der Bahnhofstraße zu erleben, die sie mit ihrem Vater Yilmaz Anuk eröffnet hat. Der Laden läuft gut, die Kommentare im Netz sind fast überschwänglich. Erdinc scheint einen Nerv getroffen zu haben.
Schon der Name lässt vermuten, dass die Kundschaft bei der 40-Jährigen nicht nur einen Döner in die Hand gedrückt bekommt, um ihn mit einem Becher Ayran oder einer Cola am Resopaltisch herunterzuschlingen. Das Lokal ist mit wertigen Materialien stylisch eingerichtet. Keine Neonlampe an der Decke, dafür dezentes Licht und dunkle Fliesen. In der Vitrine finden die Gäste angerichtet diverse Salate und ergänzend zum Döner gibt es die derzeit angesagte „Bowl“ in unterschiedlichen Ausführungen mit Halloumi, Grillgemüse oder Falafel. Auf Sonderwünsche wird eingegangen. Wer Glück hat, bekommt ein Glas türkischen Tee dazu. Ein „Grüner Veltliner“ zum Mittagsdöner ist kein Problem. Erdinc fragt: „Wo kriegt man zum Döner in der Hand einen Aperol Spritz?“
Die selbstbewusste Frau erzählt, wie sie sich aufgemacht hat, in Oberhaching den Imbiss aufzuziehen. Sie stammt aus einer türkischen Gastronomen-Familie. Die Großeltern kamen einst als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland. Sie wuchs auf in München-Au, wo seit 1989 das Restaurant „Keko“ am Mariahilfplatz sein Publikum mit türkischer Küche lockt. „Dort durfte ich mit fünf, sechs Jahren das Besteck putzen“, erzählt Erdinc. Ihr Onkel Sinan betreibe das Levante in Schwabing an der Franz-Joseph-Straße. Das Tageslokal auf dem Land sei jetzt etwas Neues, sagt sie, weil sie wegen ihrer kleinen Tochter nicht bis nachts hinter dem Tresen stehen wolle. „Wir wollten etwas Familiäres“, sagt sie. Deshalb sei die Entscheidung auch gewesen, nach Oberhaching zu gehen, wo die Menschen sich kennen und alles etwas persönlicher sei.
Und da will die Chefin eben auch ihrem Publikum entgegenkommen. Sie habe bewusst wertiges Geschirr, schönes Besteck und attraktive Weingläser angeschafft, sagt sie, bis hin zur Siebträgermaschine für den Kaffeegenuss hinterher. „Nicht so 0-8-15“, sagt Erdinc. Dazu passe der Name „Hosh“, sagt sie, der für etwas „Schönes“ und „Freundliches“ stehe. Sie wolle ihren Gästen bei einem Besuch solche besonderen Momente bescheren. Wie allumfassend Erdinc das meint, ist sogar bei einem Besuch auf der Toilette zu erleben, den sie ausdrücklich empfiehlt. Die hohen Wände seien mit einer Tapete mit wunderschönen Fischen verziert, sagt sie und findet: „Die ist einen Blick wert.“