Oberhaching:Erlesene Jugend

Oberhaching: Lesen ist ihr Hobby, Vorlesen ihre Kunst - und die haben die Schülerinnen und Schüler beim Vorlesewettbewerb in Oberhaching unter Beweis gestellt.

Lesen ist ihr Hobby, Vorlesen ihre Kunst - und die haben die Schülerinnen und Schüler beim Vorlesewettbewerb in Oberhaching unter Beweis gestellt.

(Foto: Claus Schunk)

Beim Vorlesewettbewerb kommt es auf den Ton an

Von Laura Geigenberger, Oberhaching

Mit dieser Schimpftirade hatte wohl keiner gerechnet, schon gar nicht aus dem Mund von Marius Menschik. Der kleine, pfiffig wirkende Sechstklässler vom Pasinger Karlsgymnasium sitzt an einem Pult auf der Bühne in der Gemeinde- und Schulbibliothek Oberhaching, schaut für einen Moment auf die Zuhörer unter ihm und legt los. "Klebrigs Bürschal", ruft der Zwölfjährige in den Saal, besetzt mit Kindern, Eltern und Großeltern. "Pfundsau! Kniabiesler! Triefaugerter Mooskarpfen" folgen. Kurz darauf klappt er das Buch zu, aus dem er vorgelesen hat, und hüpft unter Gelächter und Applaus der Zuschauer die Stufen zur Bühne hinunter. Marius hat sich lange Gedanken darüber gemacht, mit welchem Buch er beim Bezirksentscheid des Vorlesewettbewerbs der Börsenvereins des Deutschen Buchhandels antreten möchte. "Wenn etwas witzig, anders ist, man zum Beispiel Stimmen und Betonungen variieren kann, macht es mehr Spaß und es bleibt der Jury besser in Erinnerung", weiß er.

Denn die Konkurrenz ist groß: Neben Marius sind noch 16 weitere Mädchen und Jungen von der Bezirksebene Oberbayern Süd angereist. Sie alle sind zwischen elf und zwölf Jahre alt, besuchen die sechste Jahrgangsstufe einer Mittelschule, Realschule oder eines Gymnasiums. Und sie alle haben sich bereits in drei vorhergegangenen Runden auf Klassen-, Schul- und Kreisebene als die besten Vorleser ihrer Landkreise hervorgetan. Nun geht es für sie um die Qualifikation für den Landesentscheid, der am 27. Mai in München ausgetragen wird, und vielleicht sogar um die Chance, im Juni beim Bundesfinale in Berlin vorlesen zu dürfen.

Ihre Nervosität lassen sich die jungen Vorleser nicht anmerken. Alle lesen in beiden Runden mühelos und flüssig, pausieren an den richtigen Stellen, ahmen Akzente und Tonfälle nach, manch einer gestikuliert wild. Kurzweilig gestaltet sich auch die Buchauswahl der Teilnehmer. Es ist alles dabei, die Klassiker "Der kleine Prinz" und "Peter Pan", zeitgenössische Fantasy-Werke, Kinder-Krimis im Eberhofer-Stil und gewitzte Schulgeschichten. Aber auch aus Romanen über Krebs und den Krieg in Syrien lesen die Kinder vor. "Die Auswahl ist Gefühlssache", sagt Fidel Schwichtenberger, 12, der mit Mark Twains "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" aus Bad Tölz angereist ist. "Ich mag, dass es so lebendig und schön geschrieben ist."

Petra Wallbrunn, Bibliotheksleiterin in Oberhaching, zeigt sich begeistert darüber, "wie viel Herzblut und Professionalität die Kinder in die Veranstaltung einbringen". Ziel des Turniers sei es ja vorrangig, den jungen Teilnehmern Spaß am Lesen zu vermitteln. "Die Entscheidung ist uns extrem schwer gefallen", sagt Jury-Mitglied Melanie Krellmann. Als Siegerinnen gingen Hannah Steinle vom Münchner Dante-Gymnasium und Hanna Braun vom Gymnasium Bad Aibling hervor. Auf die Mädchen wartet nun der Landesentscheid. Die Vorbereitung darauf sollte für sie aber kein Problem sein. Sie besteht aus dem, was sie eh am liebsten tun: lesen, lesen, lesen.

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