Oberhaching:Eine Woche autofrei

Oberhaching: Auch Autos kann man teilen: Bürgermeister Stefan Schelle (links) und Markus Lange-Stuntebeck vom Münchner Unternehmen Stattauto nehmen am Donnerstag die erste Leihstation in der Gemeinde Oberhaching in Betrieb.

Auch Autos kann man teilen: Bürgermeister Stefan Schelle (links) und Markus Lange-Stuntebeck vom Münchner Unternehmen Stattauto nehmen am Donnerstag die erste Leihstation in der Gemeinde Oberhaching in Betrieb.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde will mit Aktionstagen im Mai ihre Bürger zum Umsteigen auf Fahrräder bewegen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Einfach mal das Auto stehen lassen oder gleich ganz darauf verzichten: Die Gemeinde Oberhaching will ihre Bürger schon seit einigen Jahren zum Umdenken beim Thema Mobilität bewegen. Inzwischen gibt es Rad-Aktionspläne, einen Ortsbus und ein Freibad fast ohne Parkplätze. Zwar ist Oberhaching seit vergangenem Jahr zertifizierte fahrradfreundliche Kommune, doch noch ist es Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), seiner Verwaltung und dem Gemeinderat nicht gelungen, alle Oberhachinger in den Fahrradsattel zu hieven. Mit einer Aktionswoche Anfang Mai geht die Gemeinde erneut in die Offensive: Sie fordert ihre Bürger dazu auf, sieben Tage lang das Auto gar nicht zu nutzen.

"Ohne Auto mobil" ist der Slogan des Selbstversuchs, mit dem Oberhachinger testen sollen, ob Einkaufen, Termine der Kinder und der Weg zur Arbeit auch zu bewältigen sind, wenn das Auto mal eine Woche lang nicht bewegt wird. Die Fahrzeuge sollen so lange auf einer eingezäunten Fläche bei der Gemeinde- und Schulbibliothek abgestellt werden. Wer durchhält, kann zwei Jahresabos für Leihräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), eine Ballonfahrt oder eine kostenlose Mitgliedschaft für ein Jahr beim Carsharing-Anbieter Stattauto gewinnen.

"Wenn dann da 50 Autos stehen, wäre das super, fünf wären aber auch schon nicht schlecht", sagte Bürgermeister Schelle am Donnerstag bei der Präsentation des Programms der Aktionswoche. Von 3. bis 10. Mai macht die Gemeinde jede Menge Angebote rund ums Radfahren. Neben verschiedenen Radtouren gibt es Infoveranstaltungen zum neu in Oberhaching installierten MVG-Rad. Auch kann man sich das E-Lastenrad der Gemeinde kostenlos zum Ausprobieren ausleihen. Ein Radsicherheitscheck und eine Fahrradcodierung, die vor Diebstahl schützen soll, werden ebenfalls angeboten. Auch gibt es Frühstückstüten für alle, die morgens Rad statt Auto gefahren sind.

Allein mit dem Umstieg auf das Fahrrad ist es aber nicht getan. "Wir wollen das Auto nicht verbieten, sondern alternative Angebote machen, die so attraktiv sind, dass die Leute auf ein eigenes Auto verzichten", so Bürgermeister Schelle. Daher gibt es seit Donnerstag in Oberhaching auch ein Carsharing-Angebot. Die Firma Stattauto hat am Deisenhofener Bahnhof eine Station mit einem Fahrzeug eingerichtet.

Insgesamt hat das Unternehmen inzwischen einen Fuhrpark von 450 Fahrzeugen an 120 Standorten, darunter in direkter Nachbarschaft zu Oberhaching auch in Unterhaching, Ottobrunn und seit vergangener Woche in Taufkirchen. Anmelden kann man sich zum Carsharing im Bürgerbüro des Rathauses, gebucht wird das Fahrzeug dann per Web und App. Die Buchungsdauer beträgt mindestens eine Stunde und maximal vier Wochen. "Das ist für die Mobilität eine tolle Ergänzung", findet Schelle. Er sieht ein solches Leihfahrzeug nicht nur als Angebot für Familien ohne Auto, sondern auch als Alternative zu einem Zweit- oder Drittwagen.

Die Gemeinde hatte sich nach einer Bürgeranfrage schon länger um einen Anbieter bemüht, doch andere Carsharing-Firmen hatten abgewunken, weil sie die Marktlage in Oberhaching nicht als groß genug sahen. Stattauto ist laut dessen Leiter Markus Lange-Stuntebeck bislang aber ganz zufrieden mit der Nutzung in den Nachbargemeinden. Und die Kunden dort können nun auch das Auto in Deisenhofen leihen und die Oberhachinger umgekehrt in Taufkirchen oder Unterhaching den Motor starten. "Das ist vor allem interessant, wenn wir dann zum MVV-Innenraum gehören", findet der Bürgermeister.

Vor sieben Jahren hatte Oberhaching schon mal den Versuch gewagt, ein Auto allen interessierten Oberhachingern leihweise zu überlassen und ein Elektro-Fahrzeug am Rathaus platziert. Allerdings wurde das Angebot nicht besonders gut angenommen, sodass es nach drei Jahren wieder eingestellt wurde. Schelle vermutet, dass dies zum einem damals an der Technik lag, der viele noch nicht so recht trauten. Auch sei das Carsharing noch nicht so populär gewesen wie heutzutage. "Es ziehen auch viele Familien aus der Stadt zu uns, die das längst kennen und gewöhnt sind." Vorgestellt wird das Angebot am Montag, 6. Mai, von 19 Uhr an im großen Sitzungssaal des Rathauses.

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