Oberhaching:Die Mauer ist weg

Oberhaching: Einen Monat lang war der Durchgang zwischen Tisin- und Karlstraße durch eine Bretterwand versperrt. Nun ist er wieder frei.

Einen Monat lang war der Durchgang zwischen Tisin- und Karlstraße durch eine Bretterwand versperrt. Nun ist er wieder frei.

(Foto: Claus Schunk)

Nach Zugeständnissen der Gemeinde Oberhaching reißt Grundbesitzer Maximilian Müller die Bretterwand wieder ab, die Fußgängern und Radfahrern den Weg versperrte.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Kaum ein Thema hat in den vergangenen Wochen in Oberhaching so großes Aufsehen hervorgerufen wie die gut zwei Meter hohe Holzwand von Maximilian Müller. Der Grundstückseigentümer hatte den Verbindungsweg zwischen der Tisin- und der Karlstraße kurzerhand mit Brettern zugenagelt, weil er sich seit Jahren über Passanten und Hundebesitzer ärgert, die seinen Vorgarten verschmutzen und vermüllen. Der "Mauerbau von Oberhaching" war der vorläufige Höhepunkt eines Streits zwischen Müller und der Gemeinde, in dem es vor allem um den Verlauf des Weges über das Müllersche Grundstück geht.

Jetzt ist nach gut einmonatiger Sperrung der Verbindung wieder Bewegung in die Sache gekommen. Die Gemeinde und der Eigentümer haben sich auf ein weiteres Vorgehen zur Beseitigung der Probleme und auch der Blockade verständigt. Die Wand ist erst einmal weg.

Ein Ortstermin verlief konstruktiv

Wie Oberhachings Bauamtsleiter Gerhard Jäger bestätigt, hat es bei einem Ortstermin ein intensives Gespräch zwischen Müller und Vertretern der Gemeinde gegeben, bei dem zwar die unterschiedlichen Auffassungen aufeinandertrafen, man dennoch bemüht war, sich aufeinander zuzubewegen. Müller war ja deshalb so sauer auf die Verwaltung, weil der Weg, den viele als Abkürzung Richtung Schulen, Kindergärten und Rathaus nutzen, vor vielen Jahren nicht dort errichtet worden war, wo er in der Vereinbarung über ein öffentliches Gehrecht vorgesehen war.

Das führte dazu, dass Spaziergänger, Schüler und auch Hunde jahrzehntelang quasi mitten durch Müllers Vorgarten liefen und sich dort nicht immer wirklich anständig verhielten. Oft hatte der Eigentümer sich im Rathaus darüber beschwert: Zuletzt hatte er Ende vergangenen Jahres in drei Schreiben an die Verwaltung ein "Konzept" für die Nutzung des Durchgangs gefordert und mit Konsequenzen gedroht. Als nichts passierte, die Leute aber weiterhin das Areal verschmutzten, machte Müller Ende Dezember kurzerhand dicht. Zum Ärgernis mancher, die nun Umwege gehen mussten. Die Gemeinde wollte die öffentliche Wegeverbindung möglichst schnell wieder herstellen und machte Zugeständnisse.

Die Gemeinde prüft, ob der Weg verlegt wird

Die Verwaltung prüft jetzt, ob es möglich ist, den Weg nach Norden zu verlegen. Dann könnten laut Jäger die Häuser eine separate Zufahrt bekommen. Auch ein Zaun wäre dann möglich, um die Passanten vom Grundstück fernzuhalten. Vergangenen Freitag war bereits ein Vermesser da. "Jetzt müssen wir sehen, was das Ganze kostet", sagt Jäger. Er rechnet damit, dass in zwei bis drei Wochen Ergebnisse vorliegen, über die die Gremien der Gemeinde dann etwa Mitte März beraten könnten.

Zudem wolle die Verwaltung Schilder aufstellen, die auf den Privatweg hinweisen und Rücksichtnahme anmahnen. Gerne hätte Müller ein Durchgangsverbot für Hunde durchgesetzt. "Das geht auf keinen Fall", stellt Jäger klar, "wir können nicht Leute mit Hunden ausschließen." Allerdings sollen die Tiere angeleint und von den Freiflächen ferngehalten werden. Die Gemeinde versprach zudem, für die vereinbarte Reinigung des Weges zu sorgen, " zwei bis dreimal pro Woche", sagt Jäger.

Bruderkuss und Ulbricht-Spruch

Die Holzwand von Oberhaching hatte einer erstaunlichen Berühmtheit erlangt. Verschiedene Fernsehsender waren an den Kyberg gereist, um über das eigenwillige Bauwerk zu berichten. Einer Boulevardzeitung war der Grenzzaun mitten im Dorf sogar eine ganze Seite wert. Dabei hatte zu diesem Zeitpunkt nichts weiter als ein naturbelassener Bretterzaun bestanden.

Erst später war ein Künstler auf die Idee gekommen, diesem einen politischen Anstrich zu verpassen: Er bemalte die Oberhachinger Bretterwand großflächig mit einem Bild vom Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker und überschrieb dieses mit den ersten Worten von Walter Ulbrichts bekanntem Mauer-Zitat von 1961: "Niemand hat die Absicht . . . "

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