Oberhaching:Dem Naturbad auf die Sprünge helfen

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Andreas Greitmann ist im Further Naturbad künftig fürs Große und Ganze zuständig. (Foto: Claus Schunk)

Der neue Chef-Bademeister Andreas Greitmann möchte die von einem Verein betriebene Anlage im Gemeindeteil Furth attraktiver machen. Dazu plant er Events und will sie für Kurse öffnen.

Von Michael Morosow, Oberhaching

Alles neu macht der Mai, heißt es. Auf das Further Naturbad könnte dieses Sprichwort gleich in mehrfacher Hinsicht zutreffen. Wenn die Badegäste, so es die Pandemielage zulässt, in wenigen Wochen mit Handtuch und Badehose aufs Gelände strömen werden, dürften viele eine Zeit brauchen, um alle Veränderungen seit ihrem letzten Besuch vor einem Jahr zu bemerken. Die neue Rutsche wird ihnen vielleicht zuerst ins Auge stechen, der von der Gemeinde renovierte Kiosk und seine neuen Betreiber, spätestens, wenn sie hungrig oder durstig sind. Und am neuen Bademeister führt eh kein Weg vorbei. Andreas Greitmann heißt dieser, mit 50 Jahren ist er bereits ein alter Hase im Geschäft, mit einer zusätzlichen Ausbildung, seit der er sich "Meister für Bäderbetriebe" nennen darf.

Für den gebürtigen Unterhachinger war es kein Sprung ins kalte Wasser, als er am 1. März in Furth anheuerte. Im inzwischen geschlossenen Allacher Sommerbad hatte Greitmann in den Jahren zwischen 2005 und 2008 die ersten Erfahrungen am Beckenrand gemacht, von 1990 bis 2005 war er Bademeister im Unterhachinger Freibad gewesen. Nach einem langen Intermezzo als Facilitymanager einer großen Hausmeisterfirma ist er nun zurückgekehrt zu seinem "Traumberuf", wie er seine alte neue Aufgabe bezeichnet. Nur einmal, so erinnert sich der Vater einer 18 Jahre alten Tochter, habe ihn dieser Job keine Freude bereitet. Das war zu seiner Allacher Zeit, als er nachts aus dem Bett gerissen wurde, weil der Chlorgasfüller kaputt war, der ABC-Zug anrückte und er selbst auf dem Weg zum Unfallort fünf Mal geblitzt wurde. "Das war eine andere Hausnummer", sagt Greitmann.

Kicker bei der SpVgg Unterhaching

Ein ähnlicher Unfall ist im Freibad Furth freilich nicht denkbar. Hier kommt das Badewasser nicht aus dem Hahn, wird vor allem nicht chemisch behandelt, sondern durchläuft natürliche Filteranlagen - Kies und Pflanzen. "Hier kann mal die Pumpe kaputtgehen, mehr nicht", sagt der neue Chef, der im Further Bad sichtlich in seinem Element ist. Hier hat er im Vorjahr auch seinen Rettungsschwimmer gemacht, obwohl in Notfällen Saisonkräfte den Badespaß im naturtrüben Wasser verfolgen und gegebenenfalls zu Hilfe eilen. Greitmann ist für das Große und Ganze zuständig, also für alles außer Schwimmaufsicht. Vor allem will er ein guter Ansprechpartner für die Besucher sein. "Ich glaube, ich kann ganz gut mit den Leuten", sagt der 50-Jährige, der in seiner Jugend bei der Spielvereinigung Unterhaching Fußball gespielt hat und heute gerne in die Berge geht.

Zum Großen und Ganzen gehören aber auch Pläne, das seit der Zwangsschließung verwaiste Naturbad nicht nur mit neuem Leben zu füllen, sondern noch attraktiver zu machen, als es in guten Zeiten bereits war. Die Klientel in Oberhaching sei eine andere als etwa in Münchner Freibädern, glaubt Andreas Greitmann, der die Leute daher auf der "Eventschiene" zusammenbringen will und dabei unter anderem auch an Volkshochschulkurse auf dem Badgelände denkt, "Yoga, Fitness oder vielleicht Malen am Wasser" schweben ihm vor. Selbst ein Lagerfeuer am Sankt-Martins-Tag mit Kaffee und Kuchen schließt er nicht aus. In jedem Fall soll mehr Bewegung ins Naturbad kommen, das Greitmann als Schmuckkästchen bezeichnet.

Peter Franke, der neue stellvertretende Vorsitzende des Vereins "Freunde Further Bad", hält große Stücke auf den Meister für Bäderbetriebe. "Wir haben einen Glückstreffer gelandet", schwärmt Franke von dessen Engagement vom ersten Tag an. Inzwischen hat er alle Maulwurfhügel auf den Liegewiesen beseitigt, gefährliche Holzsplitter von den hölzernen Sitzen entfernt und alles Unkraut aus den Ritzen zwischen den Steinbodenplatten gezupft. Bevor in Greitmanns "Schmuckkästchen" neues Leben erwacht, gilt es jetzt noch, zwei hartnäckigen Spaßverderbern Einhalt zu gebieten, den ekligen Zerkarien und den Coronaviren.

Ersteren rückt die Gemeinde aktuell zusammen mit spezialisierten Biologen und einem Planungsbüro für Naturfreibäder zu Leibe, für den Kampf gegen die Pandemie gilt weiter das Prinzip Hoffnung. Wenn das Virus rechtzeitig bis zum Ramadama am 27. April deutlich geschwächt, wenn schon nicht ganz untergetaucht sein wird, dann öffnet tags darauf das Further Naturbad. Andreas Greitmann jedenfalls wäre bereit für seinen Traumberuf.

© SZ vom 29.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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