Kleinkunstbühne Oberhaching:Das Sprungbrettl

Deisenhofen, Kleinkunstbühne

Die Lust an der Brettlkunst ist ungebrochen: Die erste Auflage der Kleinkunstbühne "Massl-Maker" im Deisenhofener Weißbräu war ausverkauft.

(Foto: Veranstalter)

Die neue Kleinkunstbühne in Deisenhofen bietet unbekannten Akteuren ein Podium.

Von Nadja Tausche, Oberhaching

Der Massl-Maker will Glücksmomente nach Deisenhofen bringen. Der Massl-Maker, das ist Werner Reischl, der sich als Veranstalter diesen bairisch-jiddisch-englischen Künstlernamen gegeben und jetzt eine Kleinkunstbühne gegründet hat: Im Deisenhofener Gasthaus Weißbräu sind erst einmal vier Veranstaltungen angesetzt, bei denen Künstler Kabarett und Musik machen, Texte lesen und Gedichte vortragen.

Die erste der vier hat großen Anklang bei den Oberhachingern gefunden. Der Saal des Wirtshauses war bis auf den letzten Platz gefüllt bei der Premiere am 10. Februar, manche Interessierten ohne Reservierung musste er sogar abweisen - die hatten quasi nicht so viel Massel (jiddisch: Glück) wie die anderen.

Warum die Premiere so erfolgreich war? Womöglich, weil der Oberhachinger Ortsteil Deisenhofen der richtige Ort für so ein Projekt sei: "Deisenhofen hat etwas Ländliches und etwas Städtisches", sagt Reischl. Das Angebot in punkto Kleinkunstbühnen sei in München zwar gut, im Landkreis aber eher nicht. Das kann man zwar auch anders sehen - immerhin wartet Oberhaching mit einem vielfältigen Kulturangebot auf - aber Reischl weist nicht zu Unrecht darauf hin, dass es für unbekanntere Künstler schwer sei, in die großen Säle in der Stadt hineinzukommen. Und genau denen will er eine Bühne bieten: Künstlern, die noch nicht so bekannt sind. "Jeder fängt mal klein an", sagt er. Reischl war vor einigen Jahrzehnten mal Volleyballtrainer in Oberhaching, deshalb kennt er Deisenhofen überhaupt.

Eine Herausforderung

Eigentlich wohnt er in Erding, und in der Kleinkunstszene ist er auch neu. Reischl ist gelernter Finanzwirt. Im Ruhestand wollte er dann etwas Neues ausprobieren: "Ich habe eine Herausforderung für mein Rentner-Dasein gesucht." Weil ihn Kleinkunstbühnen schon immer interessiert haben, hat er sich entschlossen, selbst eine zu gründen.

Die Künstler dafür findet er über Facebook. Dort postet er in geschlossenen Gruppen, ob jemand Interesse hat, bei ihm aufzutreten. So hat er auch Birgit Hufnagl gefunden. Sie schreibt Reime, Gedichte und Bücher und tritt damit auf. Als sie Reischls Post in einer der Facebook-Gruppen sah, hat sie ihm eine Nachricht geschrieben und der hat sie für die Premiere eingeladen. Gefallen habe es ihr gut, sagt Hufnagl, und sie hat sich auch gleich eine Inspiration für ihre eigene Show geholt: Viele Plakate aufzuhängen und diese so besser zu bewerben. Die Plakate muss Reischl drucken lassen, genauso wie die Tickets. Außerdem muss er die Technik bezahlen. Sonst hat er aber nicht viele Ausgaben, sagt er, die Produktionskosten seien niedrig.

Den Künstlern zahlt er Essen und Trinken und die Fahrtkosten. Was nach diesen Abzügen noch übrig bleibt, bekommen sie zusätzlich. Eine feste Summe kann er ihnen vorher aber nicht versprechen. Das Geld sammelte Reischl bei der Premiere noch mit dem Hut ein, beim nächsten Mal zahlen die Besucher dann Eintritt: Zwölf Euro an der Abendkasse, zehn Euro im Vorverkauf.

Wenn Reischl erzählt, spricht er meistens in der Wir-Form. Der andere im Team, das ist Hans Waldmann. Er ist Tontechniker und für Reischl "ein richtiger Glücksfall": Denn Waldmann sei schon lange in dem Bereich tätig und habe Insiderwissen. Reischl hat Waldmann durch die Vermittlung einer Künstlerin gefunden. "Es waren viele glückliche Zufälle", sagt er über sein Projekt. Viel vor hat er allemal. Im Sommer soll Programm im Biergarten stattfinden und auch für den Herbst hat er schon Künstler gefunden. Er will aber aufpassen, sich gerade am Anfang nicht zu übernehmen. "Wir haben jede Menge Pläne, aber wir wollen Schritt für Schritt vorgehen."

Kleinere Künstler

Das nächste Mal Brettlkunst gibt's am Freitag, 17. März, im Weißbräu: Bayern-3-Moderator Matthias "Matuschke" Matuschik wird kommen, zudem treten "Da wuide Bäda" und die Kabarettistin Christina Baumer auf. Mit Rudi Vietz sowie Ralf Dee sind auch Musiker dabei. Dass dabei - wie eben Matuschik - nicht alle unbekannte Anfänger in der Szene sind, ist Reischl klar: Er will zwar kleinere Künstler fördern, freut sich aber, auch mal bekanntere präsentieren zu können.

Wichtig ist Reischl, dass sich im Weißbräu an den Brettlabenden bayerisch-kabarettistische Lebensfreude entfaltet, auf der Bühne und im Publikum. Deswegen nennt er sich Massl-Maker. Den Namen hat er sich schützen lassen.

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