Oberhaching:Ausflug in den Märchenwald

Oberhaching, Deisenhofen, Radtour bis zum Deininger Weiher, Klettergarten

Urtümliche Landschaft: Im Gleißental erwartet man fast, auf Elfen und Kobolde zu treffen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Joachim Burghardt hat den Wanderführer "Rund um München" mit 54 Touren geschrieben. Eine davon ist der Weg durch das Gleißenthal. Der Autor schätzt die Schotterebene mit ihrer Stille und Weite

Von Iris Hilberth, Oberhaching

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche..." Der als Osterspaziergang bekannte Monolog aus Goethes Faust, er passt so wunderbar zu einer kleinen Wanderung durch das Gleißental. Und das hat nicht allein etwas mit dem Frühling zu tun. Mächtige Ströme des Isargletschers haben einst mit ihren Schmelzwassern das Tal ausgewaschen.

Das Tor des Eglinger Gletscherfingers befand sich dort, wo heute die Straße von Großdingharting zum Deiniger Weiher am südlichen Ausgang des Gleißentals vorbeiführt. Längst ist der Einschnitt zwischen Deisenhofen und dem Deininger Weiher ein Trockental, durch das es sich wunderbar spazieren oder radeln lässt.

Zeugen der Jahrtausende

Und wenn man genau hinschaut, etwa am alten Klettergarten kurz nach dem Oberhachinger Taleingang, dann trifft man auf die natürlichen Zeugen der Jahrtausende: drei Eiszeiten und vier Warmzeiten bilden in dem einstigen Steinbruch verschiedene Trennschichten. Eine faszinierende Landschaft, die mit ihren zerklüfteten, mittlerweile bemoosten Felswänden die Fantasie anregt. So könnte man sich einen Märchenwald vorstellen.

Auch Joachim Burghardt hat diese Wanderung durchs Gleißental zum Deininger Weiher so gut gefallen, dass der sie in seinem Wanderführer "Rund um München" aufgenommen hat, der im vergangenen Jahr im Bergverlag Rother erschienen ist, der übrigens seinen Sitz in Oberhaching hat. Tausend Kilometer ist der Autor insgesamt vom Dachauer Land bis ins Alpenvorland gewandert und schreibt in seinem Vorwort von "einem neuen Blick auf die eigene Heimat".

Wandern im Flachland, geht das? Das hatte sich Burghardt offenbar auch gefragt. "Lohnt sich das denn?", wollte er wissen. Natürlich lohnt es sich. Sucht man nicht die große Herausforderung in steilen Höhen, ist man froh über leichte Touren. Oder man hat schlicht keine Lust, sich in den Stau Richtung Alpen einzureihen.

In dem kleinen roten Büchlein findet man eine Auswahl von insgesamt 54 Touren, die kürzeste dauert eineinhalb Stunden, die längste siebeneinhalb. Einige Routen führen auch durch den Landkreis München. Im der Zeitschrift "Alpinwelt" des Deutschen Alpenvereins (DAV) schreibt Burghardt in einem Beitrag: "Ich bin verblüfft über das Gefühl der Abgeschiedenheit, das die Schotterebene vielerorts vermittelt, ganz nah an der großen Stadt, zugleich weit weg - eine Art Niemandsland im Übergang von der urbanen in die ländliche Welt." Er wisse nun, wie sie wirklich aussehe, diese Gegend, die von den meisten nur achtlos durcheilt werde. Unberührte, menschenleere Wildnis dürfe man zwar nicht erwarten, aber viel Natur,viel Stille und auch viel Weite.

Immer auf dem Talweg bleiben

Die Wanderung durchs Gleißental gilt als leicht zu bewältigende Unternehmung. Sie verläuft auf überwiegend breiten Waldwegen, kann aber durch einen Aufstieg zur Ludwigshöhe noch mit ein paar Höhenmetern angereichert werden. Ausgangspunkt ist der Bahnhof Deisenhofen. Die Route verläuft zunächst Richtung Süden entlang der Bahngleise bis man auf die Stefanienstraße trifft, in die man rechts einbiegt und direkt in das Gleißental gelangt

Wichtig ist es, immer auf dem Talweg zu bleiben und nicht nach links abzubiegen. Bereits kurz nach der Weggabelung befindet sich links jener Steinbruch und späterer Klettergarten, in dem sie einst das Sedimentgestein, den Nagelfluh, abgebaut haben, der sich insbesondere für den Bau von Fundamenten eignete.

Nach etwa drei Kilometern trifft man auf die Verbindungsstraße zwischen Ödenpullach und Kreuzpullach. Auf dieser muss man wenige hundert Meter bergab gehen, um dann sogleich wieder nach rechts auf den Talweg einzubiegen. Nach etwa zwei Stunden erreicht man den Deininger Weiher, den es sich lohnt zu umrunden. Auch eine Einkehr im Gasthaus ist möglich.

Wer nicht den gleichen Weg zurück nehmen will, dem empfiehlt der Rother Wanderführer einen Schlenker über Jettenhausen. Dieser Weg führt vom Gasthaus etwas 70 Meter um das Nordufer herum zum oberhalb des Uferwegs verlaufenden Fahrweg, auf den man nach links einbiegt und die Straße zwischen Kleindingharting und Holzhausen überquert.

An Ebertshausen vorbei geht es über Jettenhausen und Kreuzpullach schließlich nach Oberhaching zurück. Auf die Wegführung achten muss man kurz vor dem Ortseingang Deisenhofen. Da trifft der Waldweg auf die Staatsstraße, die von Oberbiberg kommt. Sogleich biegt man wieder links in den Wald ein und gelangt so auf das erste Teilstück des Hinwegs. Von dort geht es zurück zum Bahnhof Deisenhofen.

Start und Ziel: S-Bahnhof Deisenhofen, Dauer: ca. 4 1/2 Stunden. Der Wanderführer "Rund um München" von Joachim Burghardt ist im Bergverlag Rother erschienen. Er enthält 54 Touren. Vom Dachauer Land bis ins Alpenvorland. Die Routen sind ausführlich beschrieben, jede Tour ist in einer detaillierten Karte eingezeichnet, auch ist ein Streckenprofil angegeben.

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