Obere Eierwiese:Bloß nichts verändern

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Der Grünwalder Gemeinderat stimmt gegen Sportstätten

Von Claudia Wessel, Grünwald

Grünwald wird keine zusätzliche Sportanlage bekommen. Das hat der Gemeinderat am Dienstagabend nach einer ausgiebigen Diskussion beschlossen. Den Antrag hatte die FDP-Fraktion im April gestellt, weil die Tennisfreunde Grünwald noch immer keine eigenen Plätze haben, auf denen sie spielen können. Ihr Versuch, einen Teil der Plätze im Freizeitpark zu bekommen, war gescheitert, da der Gemeinderat den Vertrag des dortigen Pächters Elter Sports verlängert hat. Die Tennisfreunde und ihre Fans, aber auch andere Bürger, waren am Dienstagabend zahlreich anwesend.

Während der Diskussion war Antragsteller Michael Ritz von der FDP auf sich allein gestellt. Er hatte die Errichtung einer Tennisanlage mit fünf Plätzen sowie den Bau eines Fußballstadions beantragt, sprich zweier Fußballplätze mit Tribüne. Niemand aus den anderen Fraktionen unterstützte ihn gegen die Argumente aus der CSU, die zahlreich waren und alle in etwa denselben Tenor hatten: Die Obere Eierwiese sei eines der letzten unbebauten Grundstücke in Grünwald, eine Erholungsfläche für die Bürger und überdies eine Reserve für nachfolgende Generationen. Außerdem gebe es in Grünwald bereits ausreichend Sportstätten.

Das Grundstück mit gut 44 000 Quadratmetern auf der Oberen Eierwiese hat die Gemeinde 2009 vom Freistaat erworben, nachdem dieser sich jahrzehntelang geweigert hatte, es zu verkaufen, erklärte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Als der Freistaat schließlich doch erwägte, das Grundstück zu veräußern, gab es "nur ein schmales Zeitfenster", so Neusiedl. Auch musste man in dem Kaufvertrag plausibel begründen, wofür man es brauche. Damals wurde der Bau des Gymnasiums erwähnt, aber auch die Möglichkeit, Tennis-oder Golfplätze zu errichten, jedenfalls eine sportliche Nutzung. Auf diese Absichten berief sich Ritz.

Laut Neusiedl habe es sich damals aber lediglich um Möglichkeiten gehandelt. Auch habe man ja eine sportliche Nutzung verwirklicht, nämlich den Bewegungshain. Baurecht gebe es auf der Oberen Eierwiese nicht, betonte Neusiedl, nur einen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1987. Michael Ritz erklärte, dass die FDP den Antrag gestellt habe, weil ihr "die Tennisspieler besonders am Herzen liegen." Schon in den Siebzigerjahren habe es Pläne für Sportstätten auf der Oberen Eierwiese gegeben. Auch habe die Gemeinde erst vor wenigen Jahren ein Grundstück nahe dem Wertstoffhof gekauft, um die Zufahrt zur Eierwiese öffnen zu können. Als weiteren Grund nannte er die Tatsache, dass der Fußballplatz an der Keltenstraße nicht mehr den Anforderungen entspreche, erst recht nicht für eine Mannschaft, die nun in der Landesliga spiele. "2009 wurde sehr viel Geld für das Grundstück bezahlt", sagte er. Und das nur für einen Bewegungshain?

Nicht erbaut von dem Antrag war unter anderem Christine Paeschke, CSU-Gemeinderätin und bis vor Kurzem Vorsitzende des TSV Grünwald: "Ich finde es einen ganz ganz schlechten Stil von Ihnen, ohne Absprache mit dem TSV diesen Antrag zu stellen. Ich habe 18 Jahre den Verein geführt. Jetzt ist die Mannschaft aufgestiegen, aber muss ich ihnen deshalb gleich ein Stadion hinstellen? Das ist wohl übertrieben. Ich muss mich verwehren dagegen, dass Sie mit solchen Argumenten kommen." Fast alle ihre Fraktionskollegen aus der CSU pflichteten ihr bei.

Während die Mitglieder der CSU-Fraktion an diesem Abend so viel sprachen wie selten in einer Gemeinderatssitzung, schwiegen die Vertreter der anderen Parteien so viel wie sonst nie. Weder die Grünen, noch die Parteifreien oder die SPD konnten dem Antrag zustimmen. Achim Zeppenfeld (SPD) wünschte mehr Informationen, auch gerne einen Entwurf eines Architekten, wie es aussehen könnte. Oliver Schmidt (Parteifreie Bürgerd) konnte aus ähnlichen Gründen nicht zustimmen. "Ein neuer Anlauf wäre nötig. So kann ich mir das Gesamtkonzept nicht vorstellen."

Thomas Lindbüchl (CSU) fasste zusammen, was ihm Bürger mit auf den Weg gegeben hatten: "Lasst uns bloß da oben nichts verändern." Sein Fraktionskollege Wolfgang Kuny sagte: "Vor 30 Jahren war das Thema auch schon mal im Gemeinderat, nämlich eine Bebauung an der Oberen Eierwiese. Es gab einen Aufstand der Bürger, man hat Abstand davon genommen. Ich würde davon abraten, da oben einen Tennisplatz zu machen." Dieser Meinung war dann auch die Mehrheit, sogar Ingrid Reinhart von den Grünen stimmte mit der CSU gegen den Antrag.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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