Die Meldung über erhöhte Nitratwerte im deutschen Trinkwasser hat diese Woche viele Bürger aufgeschreckt. Die EU-Kommission hat Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt, weil die Grenzwerte überschritten und somit gegen die Nitratrichtlinie der EU von 1991 verstoßen wurde. Nitrat rückt deshalb in den Fokus der regelmäßigen Untersuchungen, da es sich im menschlichen Körper in Nitrit umwandelt, das als krebserregend gilt. Als Hauptverursacher gilt die Landwirtschaft, die durch Dünger und Gülle mehr Stickstoff auf die Felder bringt, als die Pflanzen verarbeiten.
Im Landkreis München können die Menschen allerdings weiter bedenkenlos den Hahn aufdrehen und ihr Trinkwasser genießen, ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen befürchten zu müssen. Auch für die Zubereitung von Babynahrung ist es geeignet. Das Wasserwirtschaftsamt München bestätigte der SZ, dass in der Trinkwasserversorgung der Gemeinden "keinerlei Überschreitungen" des Nitrat-Grenzwertes gibt. Den hat die EU auf 50 Milligramm pro Liter (mg/l) festgelegt.
So können Gemeinden, die ihr Wasser von den Stadtwerken München (SWM) beziehen wie Hohenbrunn, Neubiberg, Ottobrunn, Neuried und Unterhaching mit 6,4 mg/l sich ganz besonders entspannt bei einem Glas frischem Wasser zurücklehnen. Etwas weiter im Süden und Osten, wo die Gemeinden ihre eigenen Brunnen unterhalten, sieht es etwas anders, aber immer noch unbedenklich, aus: In Oberhaching wurden im Sommer 20,3 mg/l gemessen, in Taufkirchen und in Höhenkirchen-Siegertsbrunn 17,1 und in Putzbrunn 16,5. In Brunnthal waren es 15,9 mg/l, in Haar 15,1 und in Pullach 14,5. In Aying hingegen, wo man wegen der Landwirtschaft höhere Werte vermuten könnte, liegt der Nitratgehalt nur bei 9,1 Milligramm pro Liter.
Auch wenn das viel beworbene Münchner M-Wasser wegen der Förderung der Öko-Bauern durch die Stadtwerke im Einzugsgebiet der Münchner Wassergewinnung den niedrigsten Nitratgehalt aufweist, so liegen auch die anderen gut im grünen Bereich. Die Bauern im Landkreis fühlen sich durch die jüngsten Schlagzeilen daher zu unrecht in der Kritik. "Es betrifft vor allem die großen Flächen in Niedersachsen. In Oberbayern sieht das ganz anders aus", sagt der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Anton Stürzer. Im Norden Deutschlands gebe es viel mehr Schweinezucht, auch würden die Bauern dort die Gülle aus dem benachbarten Dänemark auf ihre Felder kippen.
Der Landkreis München hingegen sei von Grünland geprägt, es gebe nur einige Viehbetriebe. "Sollten die zu viel Gülle haben, können sie diese leicht an andere Bauern abgeben, die kein Vieh haben", erklärt Stürzer. Seit einem Jahr werde jetzt die Düngeverordnung in der EU verhandelt, es gehe um Verschärfungen, die für die Bauern im Süden Deutschland aber überhaupt nicht relevant seien. Und so ärgert er sich natürlich auch, dass sich die Klage gegen Deutschland richtet und nicht gegen einzelne Regionen. "Wir wollen doch eh die Umwelt schützen und Richtlinien einhalten", sagt er, "schon allein deshalb, weil daran unsere Ausgleichszahlungen hängen."