Newcomer Dobré präsentieren Debütalbum:Schöngeist aus Schöngeising

Die Folk-Pop-Band "Dobré" stellt ihr lange erwartetes Debüt vor - ein Sammelsurium ungeschliffener Indie-Pop-Diamanten.

Bernhard Blöchl

Newcomer können Tipps gut gebrauchen. Eigentlich. Die jüngsten Ratschläge, die sich Johannes Dobroschke anhörte, kamen von David Hasselhoff. Der 27-Jährige durfte dem Weltstar vor dessen Konzert im Deutschen Theater begegnen, und natürlich plauderten sie über das, was sie verbindet: Musik. "Wir hatten 20 Minuten", erzählt Dobroschke, "und sein Tipp lautete: Schreibt das neue ,I've Been Looking For Freedom!'" Nun ist der experimentelle Songwriter-Folk von Dobré, wie Dobroschkes Band heißt, von massenkompatiblem Schlager-Pop so weit entfernt wie Hasselhoff von einem Grammy - kein guter Tipp also.

Dobré Pressebild

Zum Gähnen ist bei Dobré nur das Pressefoto. Die Musik, die Johannes Dobroschke (2.v.li.) und seine Bandkollegen machen, ist ziemlich spannend.

(Foto: Dobré)

Dobré gehen ohnehin eigene Wege. Selten die geradlinigen, nie die ausgeschilderten - mit ersten Erfolgen: Kürzlich haben die Schöngeister aus Schöngeising den Publikumspreis der "On3-Startrampe" gewonnen, einer Einrichtung für Newcomer aus Bayern, die das Treffen mit Hasselhoff sowie das erste Video ("Wrong Road") ermöglichte. Und nach fünf Jahren Bandgeschichte erscheint am 6. Mai ihre lang erwartete Debüt-CD: "Do The Dobré" ist ein Sammelsurium ungeschliffener Indie-Pop-Diamanten, produziert von Michi Kamm (Nova International), der schon bei ihrer EP vor zwei Jahren seine Finger im Spiel hatte.

Zunächst aber sitzt Johannes Dobroschke im Stadtcafé und reicht dem Reporter das CD-Heftchen nach, das eben erst fertig geworden ist. Neben den Texten der elf englischsprachigen Songs findet sich darin eine Bastelanleitung für Papierschiffchen. "Wir legen Wert auf Handgemachtes", sagt der Musiker und linst durch seine runde Brille, während er einen Finger in seine Haare dreht. Verspielt, sympathisch, handgemacht - das deckt sich mit dem Hörerlebnis: Dobrés Musik ist Kirmes, Nostalgie und Gefühlsgewirr; ist süß, morbide und schrullig. Ein "Abenteuerspielplatz Pop", wie sie selbst sagen.

Mit Sixties-Orgel, Flaschengeklimper, Synthesizer und Piratenchören. Über all den lieblichen Melodien und wilden Taktsprüngen liegt Dobroschkes markante Stimme, dieses leichte Quengeln, dieses Hochhinaus, diese extrovertierte Phrasierung. Sein Markenzeichen. Der Dylan aus Schöngeising. Er schreibt die Songs, er spielt Gitarre, er ist der Kopf. Zusammen mit Ludwig Kettenberger am Bass, Michael Schröcker am Klavier, Johannes Brass an der Orgel und Martin Pöner am Schlagzeug sind sie eine Band aus fünf Freunden, die alles selbst macht: die Musik, die Label-Arbeit ("No Bakery Records"), die Promotion, das Booking. Und das ist das Problem. "Wir hätten das Album früher gemacht, wenn Geld dagewesen wäre", sagt Dobroschke. "Drei aus der Band werden Lehrer, einer studiert und hat ein Kind."

Johannes selbst hat Kunstgeschichte studiert und jobbt als Autor, Radiojournalist und Mitarbeiter im Marketing von "Galileo Music". Ergo müssen sie den Spagat zwischen Beruf und Band meistern. Oft fehlt es an Zeit, Budget und der letzten Konsequenz. Das ist das Los der Bands ohne Label, die nicht alles auf eine Karte setzen. "Unser Ziel ist es, uns langsam zu steigern", sagt der Songwriter, der Musik macht, seit er denken kann. Damals als Schüler, im idyllischen Brucker Land, hat er unter anderen mit Jacob Brass musiziert - noch so ein Talent aus Schöngeising, der wie Dobroschke mittlerweile in München lebt. Brass hat sein ebenfalls famoses Debütalbum "A Stubborn Child" in der Tasche, hofft aber auch noch auf den Durchbruch. Von ihm nimmt Johannes Dobroschke jederzeit Tipps an.

CD-Präsentation bei "Munich Rocks!", 21. April, 20 Uhr, Ampere, Eintritt frei.

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