Alternative Energie:Gemeinsamer Schub für die Windkraft

Alternative Energie: Könnte Standort für bis zu sechs Windräder werden: der Forstenrieder Park.

Könnte Standort für bis zu sechs Windräder werden: der Forstenrieder Park.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Forstenrieder Park könnten bis zu sechs Rotoren aufgestellt werden. Pullach und Neuried haben sich bereits zusammengetan, um das Projekt voranzubringen. Weitere Kommunen im Kreis München und Starnberg sollen folgen.

Von Michael Morosow

Der Luftstrom streicht laut dem Bayerischen Windatlas in 160 Metern Höhe mit durchschnittlich 18 Stundenkilometern über die Flure im Münchner Umland. Er wirbelt hier ein wenig Staub auf, rüttelt dort an Zweigen und Ästen und beglückt im Sommer en passant die hier lebenden Menschen mit seiner kühlenden Frische. Diese wissen das zu schätzen, gerade an brütend heißen Tagen, deren Häufigkeit im Zuge der klimatischen Veränderungen stetig zunimmt.

Nach dem erklärten Willen der Gemeinden Pullach und Neuried soll der Wind bald treibende Kraft sein im Kampf gegen den Klimawandel, indem er im Forstenrieder Park bis zu sechs Rotoren am Laufen hält, die sauberen Strom für annähernd 15 000 Haushalten generieren können. Die beiden Kommunen haben dazu bereits eine Arbeitsgemeinschaft (Arge) gegründet und versuchen nun, möglichst viele Mitstreiter ins Boot zu holen. Nach aktuellem Stand zeigen Schäftlarn und Baierbrunn Interesse an einem Beitritt zur Arge, denkt man im Landratamt München nur noch über die Form einer Beteiligung nach, während man in der Stadt und im Landratsamt Starnberg sowie in Gauting offenbar noch in Wartestellung ist.

Noch stehen Fragezeichen hinter der Verwirklichung des geplanten Windparks in einem Bannwald entlang der Garmischer Autobahn. Bereits unter Dach und Fach ist ein Standortsicherungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten, die sich lange geziert haben. Vor allem aber stehen noch eine Wirtschaftlichkeitsprüfung und eine artenschutzrechtliche Untersuchung aus. Und nachdem die Windräder in einem Landschaftsschutzgebiet platziert werden sollen, muss dafür von der Unteren Naturschutzbehörde noch eine Ausnahmegenehmigung eingeholt werden.

Susanna Tausendfreund (Grüne), Pullachs Bürgermeisterin und Vorsitzende der Arge Windkraft, blickt dennoch vorsichtig optimistisch nach vorn. Eine grobe Voruntersuchung habe ergeben, dass der ins Auge gefasste Standort sehr geeignet und das Projekt wirtschaftlich und ökologisch gut vorstellbar seien, berichtet sie. Als überaus vorteilhaft betrachtet sie die Unterstützung durch den "Windkümmerer" Peter Beermann, der seit er im Zuge der im Jahr 2019 von Bayern Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) initiierten Windenergieoffensive "Aufwind" die Arbeit aufgenommen hat, den beteiligten Rathauschefs beratend zur Seite steht und die öffentlichen Debatten begleitet, um den komplexen und voraussichtlich konfliktreichen Ausbau der Windkraft einen Schub zu geben.

Wie in der vergangenen Woche, als er in einer im Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln dem Gremium und den Besuchern das Projekt vorstellte, dabei aber auch klar zum Ausdruck brachte, dass die Windräder im Forstenrieder Park noch lange nicht in trockenen Tüchern sind. Alle Träger öffentlicher Belange müssten noch angehört werden und außerdem ausgelotet werden, wie die Bevölkerung auf die Windräder reagiere, die weit über die Baumgrenze hinausragten.

Die Einhaltung der 10-H-Regel, wonach der Abstand zwischen einem Windrad und der nächsten Wohnsiedlung das Zehnfache der Höhe der Anlagen betragen muss, sei im Forstenrieder Park mit einer Fläche von 37 Quadratkilometern aber gewährleistet. Bis die Bagger anrollten, werde es aber noch dauern, allein die arten- und naturschutzrechtlichen Untersuchungen sowie die Windmessungen dauerten jeweils ein Jahr, könnten aber parallel stattfinden, sagte Beermann zur SZ. Als Windkümmerer stehe er von Anfang an in engem Kontakt mit Gemeinde-, Stadt- und Kreisgremien, bis Ende 2021 will er alle Gespräche geführt haben, "dann sieht man klarer".

Bis dato stehen nur Pullach und Neuried als Arge-Mitglieder fest. Eher ein Ausrufezeichen als ein Fragezeichen steht hinter dem Beitritt der Gemeinden Schäftlarn und Baierbrunn. Für Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst (CSU) ist dies auch deshalb ein wichtiger Schritt, um bei den Planungen mitreden zu können. Die Frage, ob und in welcher Höhe sich seine Gemeinde an einer Finanzierung beteiligen werde, sei aber erst interessant, wenn das Planungsverfahren abgeschlossen ist. Baierbrunns Rathauschef Patrick Ott (ÜWG) sagte, es sei klar, dass seine Gemeinde beitreten werde, man warte noch auf klarere Fakten.

Der Landrat rührt seit jeher die Werbetrommel

Dass sich der Landkreis München einbringen wird, steht fest. Landrat Christoph Göbel (CSU) rührt seit jeher die Werbetrommel für das Projekt und bittet sogar kommunale Entscheidungsträger, Kontakt mit Nachbarkommunen aufzunehmen. Das Projekt soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen am 16. November erneut auf der Tagesordnung stehen. Dabei werden sich laut Landratsamtssprecherin Christine Spiegel die Kreisräte auch damit befassen, wie der Landkreis das Projekt unterstützen werde. Pullachs Bürgermeisterin Tausendfreund geht davon aus, dass der Kreis zwar nicht der Arge beitritt, trotzdem einen wesentlichen Teil der Gutachterkosten tragen wird.

Nicht sehr wahrscheinlich, aber dennoch weiter im Gespräch ist eine Beteiligung von Stadt und Kreis Starnberg sowie der Gemeinde Gauting. Windkümmerer Beermann sei bereits bei ihm gewesen, berichtete Landrat Stefan Frey (CSU). Das Projekt sei interessant, aber wenn man sich daran beteiligen werde, dann müssten der Landkreis und die beiden Gemeinden davon auch profitieren und nicht nur Zaungast sein. "Wenn wir einen Mehrwert für uns sehen, dann können wir weiterreden", dann würde man das Thema im Umweltausschuss des Landkreises besprechen, sagte Frey. Beermann wolle in der Sache noch einmal zu ihm kommen.

Neurieds Dritter Bürgermeister Dieter Maier (Grüne) sei bereits bei ihm vorstellig geworden, berichtet Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik. Er habe ihn über das Vorhaben informiert, aber die Stadt sei nicht explizit zum Mitmachen aufgefordert worden. Dass Gauting auf den Zug aufspringen wird, das glaubt Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) nach einem Besuch in der Nachbarkommune nicht mehr. Die finanzielle Lage der Gemeinde sei nicht rosig, und den Gautingern sei ihr Geothermieprojekt wichtiger, so Zipfel.

Wie hoch die Kosten für die Windräder im Forstenrieder Park sein werden, darüber will Windkümmerer Beermann nicht spekulieren. Die drei im Höhenkirchner Forst geplanten Windräder kämen laut Gutachten auf 20 Millionen Euro. Eines aber steht fest: Wer auch am Ende Mitglieder der Arge sein wird, die Bürgerinnen und Bürger sollen sich an dem Projekt finanziell beteiligen dürfen.

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