Wenn Städte wie ein riesiger Schwamm funktionieren würden, der Regenwasser aufsaugt und speichert, bevor es in der Kanalisation verschwindet, wäre das ein geeignetes Mittel, dem Klimawandel zu begegnen. So lautet das Konzept der "Schwammstadt", über die Christian Hierneis, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen und Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, in Neuried informiert hat. Die Veranstaltung "Schwammstadt - Die Stadt der Zukunft" war Teil der Vortragsreihe "Klimaanpassung jetzt" der örtlichen Grünen.
Das Prinzip beruht darauf, so viel Wasser wie möglich in den Städten zu halten und so die Folgen von Trocken- und Hitzeperioden sowie von Starkregen mit Hochwasser und Überschwemmungen zu mildern. Möglichst viele Grünflächen, Bäume, Pflanzen und Dachbegrünungen können als solche Schwämme fungieren. Darüber hinaus gelten das Offenlegen von Bachläufen und getrennte Abwassersysteme als wichtige Maßnahmen. Als positiver Nebeneffekt entstehen so Lebensräume für Pflanzen und Tiere.
Hierneis nannte als Beispiel für einen gelungenen Beitrag zur Schwammstadt die Planungen zur Entwicklung des ehemaligen Euro-Industrieparks im Münchner Norden. Durch den Bau eines mehrgeschossigen Parkhauses etwa lasse sich ein Großteil der asphaltierten Fläche für Parkplätze entsiegeln und gleichzeitig auch neuer Wohnraum schaffen.
Die Neurieder selbst haben bereits aus Fehlern gelernt. Das zeigte Dieter Maier, Klimaschutzreferent und Dritter Bürgermeister (Grüne), auf. Bei dem 2005 errichteten Grundschultrakt fanden Aspekte des klimaangepassten Bauens keine Berücksichtigung. Das hat zur Folge, dass die Klassenräume im Sommer derart überhitzen, dass nachträglich eine Frischluftanlage eingebaut werden muss. Im neuen Bebauungsplan zur Ortsmitte Nord, wo ein Wohngebiet mit Geschäften entstehen soll, sind Maier zufolge dagegen verschiedene Schwammstadt-Elemente wie Versickerungsmulden und Gründächer berücksichtigt.