Neues Café:Eierschecke für alle

Das neue Café "Das Grün" leidet unter der verspäteten Fertigstellung des Hauses der Begegnung. Trotz verlockenden Angebots fehlt es an Gästen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Eine Mandarinentorte, eine Käse-Sahne-Torte, eine Dresdner Eierschecke und eine Schwarzwälder Kirschtorte stehen in der Vitrine. Diese Kuchen haben keine weite Reise hinter sich, sondern sie wurden nur wenige Meter entfernt liebevoll gebacken: von Konditorin Johanna Wallner in der kleinen Küche des Cafés "Das Grün" im Haus der Begegnung, Tobrukstraße 2. Drei dieser süßen Verlockungen sind noch unberührt an diesem Mittag, und ob sie noch an diesem Tag verzehrt werden, ist zweifelhaft. Denn auch nach vier Stunden Aufenthalt werden insgesamt nur vier bis fünf Gäste gesichtet. Und genau das ist ein kleines Problem für das ansprechende Café, in dem eine nagelneue Einrichtung und sehr nette Kellnerinnen und Kellner der Besucher harren.

Die Kolping- Ausbildungszentren München gemeinnützige GmbH sind von der Gemeinde Grünwald als Betreiber des Cafés in dem neuen Haus der Begegnung ausgewählt worden, und "wir sind sehr dankbar für alles, was die Gemeinde für uns tut", sagt Café-Leiterin Heike Mattauch. Trotzdem beginnt man langsam, sich auch ein wenig Sorgen zu machen, wie die Geschäftsführerin der Ausbildungszentren Kathrin Raps bestätigt, die an diesem Tag zufällig anwesend ist, um sich mit zwei Fachleuten um den Telefonanschluss zu kümmern. "Wir hatten eigentlich einen anderen Plan", sagt sie. Denn sie waren davon ausgegangen, dass das Haus der Begegnung bereits am 1. September 2017 belebt sein würde und damit auch ihr Café reichlich Gäste haben würde.

Dass sich der Einzug der Bewohner in die 56 Wohnungen bis zum Frühjahr verzögern würde, erfuhr Raps bei der Teileröffnung der Einrichtung am 12. Oktober aus der Rede von Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Inzwischen gibt es das Gerücht, unter anderem von Gästen im Café, die in diese Wohnungen einziehen werden, dass es sich bis August oder September verzögern wird. "Gemeinnützig oder nicht", sagt Raps. "Wir brauchen Umsatz. Man zahlt ja sonst drauf." Auch Mattauch sagt: "So lange können wir nicht warten."

An den Betreibern liegt es nicht, dass dieser noch immer ausbleibt. Sie haben gerade Postkarten als Werbung drucken lassen, die sie im Ort verteilen werden. Sie haben eine kleine, aber feine Speisekarte, die sie allerdings aufgrund des mangelnden Zuspruchs reduzieren mussten. So gibt es nur noch ein Mittagsgericht, nicht mehr zwei wie am Anfang. Auch die Kuchen werden mit Vorsicht hergestellt, so etwa backt die Konditorin jetzt eher kleine als große. Ein Frühstück anzubieten, lohnt sich noch nicht, guten Kaffee von einer kleinen Rösterei in Mammendorf gibt es allerdings schon. Die Sache mit dem Einkaufen von Waren habe der Koch Dirk Wisgalle sehr gut im Griff, freut sich Mattauch. "Er ist seit 20 Jahren Koch." Die Waren werden von Tag zu Tag eingeplant, eine Lieferung gibt es zweimal die Woche.

Wünschenswert wäre öffentliches Wlan

Einige erfreuliche Aufträge gab es aber auch schon, sagt Mattauch. Grünwalder Vereine haben bereits im Café ihre Weihnachtsfeiern ausgerichtet, zwei Tagungen fanden statt und man hat auch schon einiges außer Haus geliefert. Auch die Tagespflege für Demente im Haus bestelle immer häufiger Essen im Café. Die Hoffnung, dass alles richtig ins Rollen kommt, ist also durchaus vorhanden. Dabei helfen würde es, wenn im Ort endlich Schilder angebracht würden, wie Neusiedl bereits in der Novembersitzung des Gemeinderats auf Anfrage von Grünen Gemeinderätin Ingrid Reinhart in Aussicht gestellt hat.

Mattauch würde sich wünschen, dass neben dem Hinweisschild auf die Evangelische Gemeinde auch ein Schild aufs Haus der Begegnung hinweisen würde, dazu am liebsten auch ein Hinweis auf "Das Grün". Ganz wichtig wäre ein solches Schild auch in der Oberhachinger Straße in beiden Richtungen an der Einbiegung zur Tobrukstraße. "Wir sind doch hier etwas abgelegen", sagt Mattauch. Außerdem denken viele Menschen, dass das Café etwas Internes nur für das Haus der Begegnung sei. "Es ist öffentlich und für alle Bürgerinnen und Bürger gedacht", betont die Leiterin. Wünschenswert fände sie auch, wenn die Gemeinde öffentlichen Wlan einrichten würde.

Ein paar Stammgäste gibt es aber schon, sagt Mattauch. "Wer da war, war immer begeistert. Wir haben zwar noch nicht die Masse der Gäste, aber immer wiederkehrende." Ihnen habe das Essen immer gut geschmeckt, freut sich die Chefin. Ob Karotten-Apfelsuppe oder Isartaler Schinkenbrot, Linseneintopf oder Cannelloni, Fischrisotto oder Zwiebelfleisch. Jeden Monat gibt es auch eine Spezialität, im Januar etwa Grünkohl mit Bremer Pinkel.

Im Februar steht der Fasching erst einmal im Mittelpunkt. Spätestens vom Unsinnigen Donnerstag an gibt es von der Konditorin hergestellte Faschingskrapfen, am Aschermittwoch kann man hier zum Mittags-Fischessen kommen. Im Februar wird man an manchen Tagen auch Praktikanten aus Förderschulen, die das Kolping Ausbildungszentrum besonders fördert, antreffen. Alles in allem kann man einen Besuch gerade jetzt empfehlen, denn man wird von den netten Kellnern besonders zuvorkommend behandelt. Und wenn das Wetter erst einmal richtig schön wird und die beiden Terrassen, vor und hinter dem Haus, eröffnet werden, dann kann man es sich hier so richtig gut gehen lassen. Und dabei zusehen, wie hoffentlich auch langsam die Häuser bezugsfertig werden.

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