Neuer Kulturreferent:Garching statt Gasteig

Neuer Kulturreferent: Thomas Gotterbarm, der zuletzt als Veranstaltungsmanager am Gasteig gearbeitet hat, versteht sich im Kulturbetrieb vornehmlich als Dienstleister.

Thomas Gotterbarm, der zuletzt als Veranstaltungsmanager am Gasteig gearbeitet hat, versteht sich im Kulturbetrieb vornehmlich als Dienstleister.

(Foto: Robert Haas)

Thomas Gotterbarm tritt in dieser Woche offiziell sein Amt als Kulturreferent der Universitätsstadt an

Von Gudrun Passarge, Garching

Worms, Berlin, Lüneburg, München, Garching. Das sind nur ein paar Stationen aus dem erstaunlichen Lebenslauf des neuen Kulturreferenten in Garching. Thomas Gotterbarm verfügt über sehr unterschiedliche Erfahrungen. Er hat Betriebswirtschaft studiert, Parteiveranstaltungen organisiert, ist mit Unternehmern nach Singapur gereist und hat 18 Jahre lang den Geschäftsbereich Veranstaltungsmanagement im Münchner Gasteig geleitet. "Mein Herz schlug bis vor Kurzem noch zu 100 Prozent für den Gasteig. Aber wenn Sie die Gelegenheit haben, das Stadtleben im Kulturbereich, was das Sahnehäubchen ist, in der Stadt, in der Sie leben, zu gestalten, dann kann man sie nicht an sich vorbeifliegen lassen", sagt Gotterbarm, der am 1. April seinen Posten angetreten hat.

Der 52-Jährige lebt seit 2006 mit seiner Familie in Garching. "Seit meine Kinder hier aufwachsen, fühle ich mich als Garchinger", sagt der gebürtige Wormser. Er übernimmt das Amt von Wolfgang Windisch, der ihn in den vergangenen Monaten eingearbeitet hat. "Wolfgang Windisch hat hohe Maßstäbe gesetzt", sagt Gotterbarm. Wenn er vom Gasteig aus die Kultur im Umland betrachtet habe, sei Garching immer ganz oben mit dabei gewesen. "Zum Teil hatte Garching die gleichen Produktionen, die wir im Gasteig hatten". Deswegen kann er auch gar nicht verstehen, dass die Leute häufig nach München fahren, um Kultur zu genießen. "Ziel muss es sein, dass jeder Garchinger einmal im Jahr mindestens ins Bürgerhaus geht, ungeachtet des Alters oder der Nationalität.".

Gotterbarm kam über Umwege zur Kultur. Nach dem Studium organisierte er in Braunschweig den Wahlkampf einer CDU-Bundestagsabgeordneten, später ging er nach Berlin als Referent des Generalsekretärs der Berliner CDU, dann wechselte er zum Wirtschaftsrat der Partei, für die er mehrere Hundert Veranstaltungen im Jahr realisierte. Er selbst sei aber nie Parteimitglied geworden. Die circa sechs Jahre in Berlin bezeichnet er als super spannende Zeit. "Ich habe meine Aufgabe darin gesehen, die Ideen weiterzubringen an die Menschen." Dabei lernte er unterschiedlichste Charaktere kennen. Politiker, die ihn "fast schon mit Verachtung" behandelten und ihn persönlich nicht ansprachen genauso wie solche, "die eine gewisse Authentizität mitgebracht haben" wie etwa der damalige Wissenschaftsminister Heinz Riesenhuber oder Lothar Späth. Mit Berlin jedoch wurde er nie warm. "Ich habe die Stadt vom ersten Tag an nicht gemocht." Er vermisste dort Ruhe und Geborgenheit.

Der Versuch, sich mit Verbands- und Vereinsreisen selbständig zu machen, misslang. Schon nach einem halben Jahr zog Gotterbarm die Reißleine, wie er sagt. Da sah er die Anzeige. Klein und unscheinbar sei sie gewesen. Gesucht wurde der Leiter des Geschäftsbereichs Veranstaltungsmanagement im Münchner Gasteig. Eigentlich, so dachte er, sei "Europas größtes Kulturzentrum einige Nummern zu groß für mich, aber da kämpfe ich mal dafür". Das erzählt er mit vergnügt blitzenden Augen. Aus gutem Grund. Es hat zwar ein halbes Jahr gedauert, bis die Sache entschieden war, aber er bekam den Job. Wie er das gemacht hat? Mit 35 und null Erfahrung im Kulturbereich? "Ich kann mich in Sachen reinsteigern und begeistern. Ich glaube, dass das rübergekommen ist." Allerdings habe er zwischendurch schon selbst nicht mehr an seinen Erfolg geglaubt.

So aber zog er mit seiner Frau nach München und fing im Gasteig an. Es war kein leichter Start. "Sie fahren mit dem Sportwagen rein und wollen durchstarten, und stellen fest, dass sie einen Vier-Rad-Antrieb brauchen und im Morast feststecken", so Gotterbarm bildlich. Doch nach einer Weile funktionierte es. Gotterbarm erzählt, dass er vom Pförtner bis zum Abteilungsleiter einen respektvollen Umgang mit den Menschen pflege. Anders als mancher Politiker, mit dem er in seiner Berliner Zeit zu tun hatte - ein charakterliches Defizit, was dann auch in deren Auftritten spürbar gewesen sei. Eine weitere Erfahrung aus der Zeit: Veranstaltungen funktionieren nur, "wenn das Herz mitschwingt, der Funke bei den Leuten überspringt." Wird der neue Kulturreferent jetzt auch in Garching mit dem Sportwagen vorfahren? "Nein. Ich bin älter geworden." Er plane dort "eher eine Evolution als eine Revolution." Gotterbarm versteht sich im Kulturbetrieb als Dienstleister. Die Menschen sollen gerne ins Bürgerhaus gehen und hinterher sagen, "das war ein Abend, von dem werde ich noch lange zehren". Um das zu erreichen, will er sich erst mal genau umhören, "herausfinden, was die Menschen wollen". Zuschauer, Kulturschaffende genauso wie Vereine, ältere Menschen, Kinder. Der Neue hat das Glück, dass Windisch schon vorgearbeitet hat und er nicht sofort gestalten muss. Ideen hat er freilich schon. So schwebt ihm für die Bürgerwoche eine Eröffnungsfeier unter dem Motto "Vereintes Garching" vor. Die Stadt, in der so viele Nationen leben, soll sich dort als eins präsentieren mit den Vereinen und Interessengruppen, die dort auftreten können. Auch die Hochschule will Gotterbarm integrieren. Und schon bald soll ein Programmheft einen guten Überblick geben, was in Garching alles so läuft, aber auch, was die Kirchen, die Vereine und andere Veranstalter anbieten. Der Kulturreferent brennt spürbar für seine neue Aufgabe. "Ich freue mich, in meiner Heimatstadt arbeiten zu dürfen und darauf, dass wir gemeinsam etwas Schönes auf die Beine stellen."

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