Neue Warn-App:"Die Leute laufen gegen Straßenlaternen"

Lesezeit: 2 min

Die 15-Jährige Clara Salih entwickelt eine Warn-App für Handynutzer

Interview von Daniela Gorgs, Unterschleißheim

Blick aufs Handy - und rasch noch über die Straßenkreuzung. Immer mehr Fußgänger sind durch ihr Smartphone abgelenkt und geraten in Gefahr. Clara Salih, Schülerin an der Bavarian International School in Haimhausen, hat jetzt die Idee eines Telefon-Radars entwickelt. Dieser Radar soll ähnlich dem Auto-Frühwarnsystem funktionieren und durch Warnsignale den Menschen vor Kollisionen im Straßenverkehr schützen. Ihre Geschäftsidee stellte die 15-jährige Amerikanerin aus Unterschleißheim auf dem Bildungsgipfel ihrer Schule vor - und wurde prompt prämiert.

SZ: Wie kommt man auf so eine Idee? Hattest du mal einen Unfall, weil du mit den Gedanken nicht auf der Straße, sondern am Handy warst?

Clara Salih: Ja, war aber nicht so schlimm. Ich wollte schnell meinen Eltern schreiben, wann ich nach Hause komme. Ich habe nach unten auf mein Smartphone gesehen, getippt - und bin in einen Mann hineingerannt. Er hatte zum Glück keinen heißen Kaffee in der Hand.

Und dann?

Dann habe ich bei Mitschülern gefragt, ob ihnen so etwas auch schon einmal passiert ist. Und ich habe Menschen im Alltag beobachtet, auf der Straße, in Geschäften, Restaurants. Sie tippen Textnachrichten ein, jagen Pokemons, fotografieren, während sie gehen. Natürlich sind sie abgelenkt. Sie stolpern auf Treppen, werden von Autos angefahren oder laufen gegen Straßenlaternen. Laut einer Studie der Universität Ohio hat sich die Zahl der Fußgängerunfälle wegen Handynutzung innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Okay. Und dann hast du dir überlegt, wie du das Leben für Fußgänger, die nicht auf die permanente Handynutzung verzichten wollen, sicherer machen kannst.

Ja, mit einer App. Ich hatte die Idee, als mein Vater mit dem Auto eingeparkt hat. Der Einparkassistent erkennt durch Sensoren Hindernisse, Stoßstangen zum Beispiel, und weist darauf mit optischen Signalen oder Vibration hin. Man könnte doch ein ähnliches Vibrationssystem in Smartphones einbauen. Das würde sicher auch blinden und sehbehinderten Menschen helfen durch den Einbau in einen Blindenstock oder als Zusatzgerät. Die Inspiration hierzu kam von den vielen Sehbehinderten um das Sehbehindertenzentrum in Unterschleißheim. Du hast deine Idee auf dem Bildungsgipfel in der Schule vorgestellt. Es waren etwa 100 Leute im Publikum. Das war sehr spannend. Ich war die jüngste Schülerin. Ich habe meine Idee für ein Telefon-Radar als Power-Point-Präsentation auf eine großen Leinwand projiziert. Ich war dann schon stolz, dass es so gut geklappt hat. Ich habe mir gesagt, wenn man etwas Gutes zur Welt beitragen möchte, muss man sich auch raustrauen. Und das hat sich gelohnt. Du hast einen Preis gewonnen. Ich habe 20 Stunden an der European Business School im Wert von 2250 Euro gewonnen. Drei Workshops, Business Start-up, Marketing und Branding sowie Personal Business Coaching. Und ich darf bei Makerspace in der Technischen Universität München in der Hightech-Werkstatt an dem Telefon-Radar arbeiten. Vielleicht kann ich die Idee dort verwirklichen.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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