Neue Medien:Neugierig auf die Anderen

Neue Medien: Stephanie Theel kennt Feldkirchen durch ihr Engagement bei der Blaskapelle. Aber nicht gut genug, wie sie findet.

Stephanie Theel kennt Feldkirchen durch ihr Engagement bei der Blaskapelle. Aber nicht gut genug, wie sie findet.

(Foto: privat)

Stephanie Theel produziert den Podcast "Feldkirchen, wer bist du?". Dazu sucht sie Personen aus der Gemeinde, die Interessantes zu erzählen haben. Das kommt bei vielen gut an

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Etwa 8000 Menschen wohnen derzeit in Feldkirchen - die Gemeinde ist schon lange kein Dorf mehr, in dem jeder jeden persönlich kennt. Hin und wieder begegnen sich vertraute Gesichter auf der Straße, man hört einen bekannten Namen. Doch wer die Person, die dahinter steckt, wirklich ist, das weiß man nur in wenigen Fällen. "Feldkirchen, wer bist du?" - diese Frage hat sich Stephanie Theel gestellt. Um den Feldkirchnern die Möglichkeit zu geben, mehr über interessante Mitbürger zu erfahren, hat die 36-Jährige kürzlich unter diesem Titel einen Podcast gestartet. Fünf Folgen dieser Audiosendung sind bereits im Internet erschienen, darin stellte Theel die drei Bürgermeisterkandidaten sowie den wiederbelebten Feldkirchner Burschenverein vor.

Sie selbst wohnt zwar nicht in Feldkirchen, hat aber seit ihrer Kindheit einen engen Bezug zum Ort, wie sie sagt. Unter anderem durch die Blaskapelle, dort ist Theel zweite Vorsitzende. Nach dem diesjährigen Neujahrskonzert hatte sie schließlich auch die Idee für den Podcast. "Ich habe da so viele Leute getroffen, die ich nur vom Sehen her kenne - aber wirklich kennen tu ich sie nicht", sagt sie. "Das ist eigentlich schade. Deswegen habe ich mir überlegt, wie ich die Menschen dazu bringen könnte, mir etwas über sich zu erzählen." Ein Podcast, in dem auch andere Interessierte etwas über ihre Mitbürger hören können, schien Stephanie Theel die optimale Lösung zu sein.

Theel hört selbst viele Podcasts aus den verschiedensten Themenbereichen. "Ich dachte mir, wenn das so viele machen, kann's ja nicht so schwer sein", erzählt sie. Mit Tonaufnahmen hatte sie nach eigener Aussage zuvor keine Erfahrungen, aber mithilfe einiger Tipps aus dem Internet arbeitete Theel sich in die Technik ein. Mit der Qualität der aktuellen Aufnahmen ist sie zufrieden, auch Bekannte hätten ihr dafür schon Komplimente gemacht. Dennoch ist Theel überzeugt, ihre Fähigkeiten mit Aufnahmeprogramm und Mikrofon mit der Zeit noch weiter verbessern zu können. "In einem Jahr werde ich wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn ich zurückdenke, wie sich die ersten Folgen angehört haben", sagt sie lachend.

Wie viel Arbeit hinter einem Podcast steckt, war auch ihr zuvor nicht bewusst, sagt sie. Denn es müssen nicht nur die Aufnahme und der anschließende Schnitt erledigt werden - beispielsweise musste Theel auch die Rechte für die Hintergrundmusik klären und eine Plattform finden, um die Sendung zu veröffentlichen. Ihren Podcast einem größeren Publikum zur Verfügung zu stellen, mit dem eigenen Namen als Urheber aufzutreten - das beschreibt Theel als die größte Herausforderung. "Ich bin normalerweise keine Rampensau, ich mache alles gerne im Hintergrund", sagt sie. Man mache sich mit Veröffentlichungen im Internet schließlich auch persönlich angreifbar.

Schlechte Erfahrungen hat Theel mit ihrem Podcast allerdings noch nicht gemacht - im Gegenteil. Lange hat sie ihrer Aussage nach keine Rückmeldungen bekommen, dann folgten ausschließlich gute Bewertungen. "Wunderbare Idee, wunderbar lockeres Gespräch", kommentiert ein Hörer. Ein weiterer bezieht sich auf die Interviews mit den drei Bürgermeisterkandidaten: "Das ist ein super Beitrag im Sinne von demokratischer Meinungsbildung. Ich habe den Link nun vielen Bekannten geschickt." Theel freut sich über derartiges Feedback: "Ich mache den Podcast hauptsächlich für mich selbst. Aber natürlich ist es schön, wenn das Interesse da ist und ich damit die Leute erreiche."

Theel plant, ungefähr jeden Monat eine neue Folge zu veröffentlichen. Auf ihrer Seite heißt es, sie besuche Menschen, die in Feldkirchen eine Rolle spielten, "und wir ratschen über dies und das". Ideen hat sie auch schon einige, ist aber offen für Vorschläge. Sie möchte sich im Ort umhören, um neue Gesprächspartner für den Podcast zu finden. "Ich glaube, es gibt ganz viele Menschen in Feldkirchen, die man auch vom Namen her nicht kennt, die aber ein interessantes Hobby oder eine spannende Lebensgeschichte haben." Theel ist überzeugt: "Eigentlich hat fast jeder etwas zu erzählen."

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