Umfrage zu Weihnachten:Heuer ist wirklich weniger Lametta

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Es geht auch mit weniger Deko. Das hat eine Studie der Bundeswehr-Uni ergeben. Der Handel merkt davon nicht allzu viel. (Foto: Sabine Gudath/imago)

Laut einer Studie der Bundeswehr-Universität in Neubiberg wollen die Deutschen dieses Jahr zu Weihnachten vor allem an der Dekoration und an den Energiekosten sparen.

Von Iris Hilberth, Neubiberg

Schnell noch ein paar neue Kugeln für den Christbaum, vielleicht auch eine zweite Lichterkette, falls die alte ausfällt, und die netten kleinen Rentiere machen sich doch auch ganz adrett in der weihnachtlich geschmückten Wohnung. Doch ganz so locker wie vielleicht noch in den Jahren zuvor sitzt in der Krise das Geld bei den meisten Leuten selbst dann nicht, wenn es ums Fest geht. Gespart wird vor allem an der Dekoration, hat Philipp Rauschnabel, Professor an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg, mit seiner aktuellen Weihnachtsstudie herausgefunden. Demnach wird man Weihnachten 2022 feststellen, was Loriot vor Jahrzehnten schon beklagte: "Früher war mehr Lametta."

Das Zitat aus dem Sketch "Weihnachten bei Hoppenstedts" von 1976, in dem sich der Opa über die spärliche Dekoration beschwert, hat sich längst verselbständigt und wird heutzutage für alles Mögliche verwendet. Doch in diesem Dezember könnte es auch ganz wörtlich passen. Rauschnabel hat in seiner repräsentativen Umfrage 1000 Probanden nach ihren Wünschen, Vorlieben und Plänen für Weihnachten gefragt und unter anderem herausgefunden: 38 Prozent der Deutschen haben vor, bei sich zu Hause an der Dekoration zu sparen. Sie verzichten zum einen auf den Neukauf von Dekoartikeln, geben aber auch an, zu Weihnachten Strom sparen zu wollen.

Professor Philipp Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg präsentiert seit 2018 jedes Jahr eine Weihnachtsstudie. (Foto: Claus Schunk)

Die eine oder andere Lichterschlange bleibt daher diesmal wohl im Karton. Wer früher seinen gesamten Garten beleuchtet hat, begnügt sich mit nur einem Stern oder er lässt es ganz sein. Allerdings geben immer noch 33 Prozent der Befragten an, trotz Krise alles so wie immer zu beleuchten, 24 Prozent gönnen sich auch neue Artikel. Fünf Prozent wollen sogar mehr oder deutlich mehr für Weihnachtsdekoration ausgeben. Und ein Drittel hat das in der Vergangenheit schon nicht interessiert, diese Menschen lassen auch diesmal die Finger von schmückenden Utensilien und leuchtendem Krimskrams.

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Bei Pflanzen Kölle in Unterhaching spürt man nichts vom Willen zum Verzicht

Auch wenn sich im Straßenbild 2022 weitaus weniger Lichterschmuck an den Häusern sichtbar ist, im Verkauf macht sich der Wille zum Verzicht offenbar nicht ganz so bemerkbar. Einer der größten Anbieter von Weihnachtsschmuck in allen Variationen ist Pflanzen Kölle in Unterhaching. Hier hat man nach Aussage eines leitenden Mitarbeiters zu Beginn des Verkaufs doch eine gewisse Zurückhaltung bei den Kunden spüren können. "Viele waren wohl verunsichert", sagt er. Inzwischen laufe das Geschäft mit der Deko für Advent und Festtage aber wie gewohnt. Man biete immer neue Trends an, wie in diesem Jahr das Thema Weihnachten an der Küste mit diversen Artikeln zum Thema Meer - auch mitten in Oberbayern. Für die Jüngeren habe man etwas Flippiges im Sortiment mit auffälligen Farben. Beides laufe ganz gut und animiere die Kunden, sich auch in diesem Jahr eine neue Deko zuzulegen.

Mehr noch als an Lametta, Kugeln und Co. wollen die Deutschen in diesem Jahr Rauschnabels Studie zufolge an Heizkosten sparen. Das zumindest hat die Hälfte der Teilnehmer angegeben, während 32 Prozent zumindest den Kostenrahmen des Vorjahres einhalten wollen, was angesichts der Preissteigerungen auch einen dickeren Pulli beim Familientreffen bedeuten könnte. 13 Prozent hingegen können es sich offenbar nicht vorstellen, bei heruntergedrehter Heizung unterm Baum zu sitzen, und geben lieber mehr als bisher für die Wärme aus. Vorne auf der Hitliste der Einsparmöglichkeiten liegen zudem die Geschenke (33 Prozent), die Restaurantbesuche (31 Prozent) und die Lebensmittel (30 Prozent).

Fünf Prozent können sich vorstellen, für das Fest das Konto zu überziehen

Die Forscher gehen dennoch nicht davon aus, dass die Deutschen deswegen griesgrämig auf ein paar billigen Plätzchen herumkauen und Geschenke auf bessere Zeiten verschieben. Obwohl die Menschen unter der Krise leiden, so Rauschnabel, "lassen sie sich die Laune nicht nehmen", fasst der Professor für Digitales Marketing und Medieninnovation die Stimmung zusammen. "Für das Weihnachtsfest haben sie aber ihre Wege gefunden, diese Krise auch in finanzieller Hinsicht gut zu meistern", hat er festgestellt. Nur wenige verhielten sich dabei offensichtlich unvernünftig.

So können sich lediglich fünf Prozent vorstellen, die Kosten für Weihnachten ganz oder teilweise über einen Dispositionskredit, also eine Überziehung des Kontos, oder eine andere Form von Geldleihe zu finanzieren. Stattdessen auf Dinge verzichten wollen 23,8 Prozent, etwa elf Prozent verdrängen das Problem einfach und geben das Geld trotzdem aus, obwohl sie es besser zusammenhalten sollten. Etwa 13 Prozent machen Preissteigerungen ohnehin nichts aus, die Mehrheit (52 Prozent) aber plant sorgfältiger und achtet mehr als bisher auf Schnäppchen.

Das bedeutet auch, dass viele diesmal eine intensivere Recherche betreiben, um preisgünstige Angebote zu finden (35 Prozent), und auf teurere Last-Minute-Käufe (27 Prozent) verzichten. Ein Viertel der Befragten hat bereits an Aktionstagen wie dem Black Friday und dem Cyber Monday Geschenke gekauft. Zehn Prozent verschenken mehr Selbstgemachtes und etwa ein Prozent will die Weihnachtsgeschenke erst nach Weihnachten kaufen. Möglicherweise kann das aber zu Konflikten führen. Rauschnabel hat auch herausgefunden, dass es bei etwa 23 Prozent an den Festtagen zu Streit kommt, weil der Partner oder die Partnerin sich nicht "weihnachtlich" genug verhält. Und: Frauen finden das weitaus schlimmer als Männer.

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