SZ-Serie: Fade Zeit:Mit der Kraft der Nostalgie

SZ-Serie: Fade Zeit: Philipp Rauschnabel legt in der Weihnachtszeit gerne alte Schallplatten auf.

Philipp Rauschnabel legt in der Weihnachtszeit gerne alte Schallplatten auf.

(Foto: Claus Schunk)

Philipp Rauschnabel von der Bundeswehr-Uni in Neubiberg weiß, wie sich in der Adventszeit Stress vermeiden lässt.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Während andere in der Adventszeit Plätzchen backen und Weihnachtslieder singen, ist Philipp Rauschnabel in diesen Wochen traditionell damit beschäftigt, Daten zu analysieren und sie in einen Kontext zu setzen. Denn in dieser Zeit untersucht der Professor für digitales Marketing an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg seit ein paar Jahren die Gewohnheiten der Deutschen zu Weihnachten. Auch in diesem Jahr hat er über ein Marktforschungsinstitut mehr als tausend Teilnehmer zu solchen Dingen befragen lassen und etwa eruiert, was sie sich wünschen und wie sie das vergangene Weihnachten erlebt haben. "Es geht mir darum, den Leuten die Ergebnisse mitzugeben, wie man den Weihnachtsstress reduzieren kann", sagt der 37-Jährige.

Blickt er auf die Dinge, die sich die Menschen an Weihnachten immer wieder am meisten wünschen, haben sie oft mit Nostalgie zu tun. Rauschnabels Tipp für eine schöne Adventszeit und Heiligabend ist also: "Statt Weihnachtslieder über Spotify lieber Schallplatten von der Urgroßmutter anhören." Es gehe darum, sich einfach mal hinzusetzen und der Musik zu lauschen, die einem als Familie wichtig ist. Er selbst beherzigt das und legt auf einem seiner mehreren Plattenspieler in dieser Zeit immer einmal Elvis-Scheiben aus dem Fundus der Verwandtschaft auf.

Überhaupt rät er dazu, zu entschleunigen und gerade für Weihnachten "die Erwartungen nicht zu hoch zu hängen". Denn die Studie zeigt immer wieder, dass die Menschen bei der Frage, woran sie sich im vorigen Jahr an Heiligabend erinnern, an den Stress denken, den sie hatten: dass die Dekoration perfekt ist, dass die Kinder schön angezogen sind, dass es ein tolles Essen gibt. Daher empfiehlt der Professor für eine entspannte Vorweihnachtszeit genau das: sich zu überlegen, woran man sich gerne erinnert, und alles andere "getrost zu ignorieren". Wenn er daran denke, dass er tolle Spiele gespielt habe, dann "mache ich genau das dieses Jahr wieder".

Ein Auslöser für Stress und Ärger ist häufig das Weihnachtsmahl, weiß Rauschnabel. Es soll schließlich besonders gut sein. Deshalb hätten viele Studienteilnehmer die viele Arbeit im Kopf, die die Zubereitung im vorigen Jahr gemacht hat. Rauschnabels Familie hat für sich die Lösung gefunden: Es wird etwas geben, das erst dann richtig gut schmeckt, wenn es einige Zeit vorher zubereitet worden ist. Also etwas, das man gut vorbereiten kann und das so an Heiligabend Druck rausnimmt. Die Familie setzt auf Kartoffelsalat und Suppe.

Die stade Zeit ist dieses Jahr eine fade Zeit. Mit dieser Serie versucht die SZ, jeden Tag wenigstens ein bisschen Licht in den Advent zu bringen.

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