Lange war der Plan, auf den beiden unbebauten Flächen an der Lilienthalstraße in Unterbiberg weiteres Gewerbe anzusiedeln. Die Neubiberger Gemeinderäte und der Investor dachten an Büro- und Forschungsgebäude, früher auch an Einzelhandel. Doch daraus wird mangels Nachfrage nichts. Nun gibt es neue Pläne: Westlich der Firma Securetec und südlich des Kreisverkehrs soll ein Quartier mit Wohnungen für alle Altersgruppen entstehen, „das von Anfang an funktionieren soll“, wie es Thomas Jebsen, Geschäftsführer der Bauland GmbH, bei der Vorstellung der Ideen im Neubiberger Planungsausschuss formulierte.
Dem Gremium gefielen die Pläne des Investors, es fasste einen einstimmigen Grundsatzbeschluss, sie weiterzuverfolgen. Auf einer weiteren Fläche an der Lilienthalstraße etwas östlich der Firma Securetec, die ebenfalls der Bauland GmbH gehört, wird unterdessen wie geplant Gewerbe angesiedelt. Die Firma Securetec möchte dort einen repräsentativen Firmensitz bauen, dafür wurde vergangenes Jahr der Bebauungsplan geändert.
2014 hatte der Gemeinderat entschieden, die freien Flächen an der Lilienthalstraße erst dann für Wohnnutzung umzuwidmen, wenn die Ansiedlung von neuem Gewerbe westlich der Autobahn A 8 festgezurrt ist. Das ist mit der Aufstellung des Bebauungsplans für den Technologie-Campus nördlich von Infineon mittlerweile geschehen.

Was nun für die freien Flächen an der Lilienthalstraße vorgesehen ist, ist laut Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) eine „Entwicklung, die sich sehen lassen kann“. Sowohl auf dem kleineren Grundstück nördlich der Straße als auch auf dem größeren südlich des Kreisverkehrs sind längere Gebäudekörper entlang der Straße anvisiert. Dahinter sind jeweils locker angeordnete einzelne Gebäude geplant. Die Häuser sollen sich von der Höhe her unterscheiden und zwischen drei und – in einem Fall – acht Stockwerke erhalten. Insgesamt könnten etwa 280 bis 300 barrierearme Wohnungen in verschiedenen Größen entstehen, die für Senioren, Studenten oder Familien geeignet sind.
Wie Sina Schönau von der Bauland GmbH erläuterte, weiß man von der Universität der Bundeswehr, dass weitere Wohnungen gebraucht würden, zum Beispiel auch für Gastprofessoren. Für die Gemeinde sollen ebenfalls Wohnungen vorgesehen werden; sie braucht bezahlbare Unterkünfte für Mitarbeiter etwa von Kitas oder der Feuerwehr.
Das gesamte Quartier soll so gestaltet werden, dass die Bewohner dort bis ins hohe Alter wohnen bleiben können. Man ist laut Schönau bereits in Gesprächen mit möglichen ambulanten Pflegediensten. Auch die nötige Versorgung soll im Quartier integriert sein: Auf dem größeren Grundstück ist etwa an ein Café gedacht, in dem hohen Gebäude an einen Supermarkt. Auch eine Arztpraxis könnte es dort geben und auf dem kleineren Grundstück Fitnessangebote. „Das Wohnen muss funktionieren und dafür braucht es auch ein gewisses Maß an Gewerbe“, so Schönau, damit das Viertel nicht zu einer „Schlafstadt“ werde.
Durch die unterschiedlichen Höhen und die Vor- und Rücksprünge wird laut Architektin Michaela Weiss Orientierung geboten. Von einer Senioreneinrichtung, die Hartmut Lilge (CSU) anregte, riet Architektin Weiss ab. Schon jetzt fehle Personal in den Pflegeheimen. „Der Knackpunkt ist ein Quartiersmanagement“, sagte sie. Man brauche Räume, wo man sich treffen könne.
In dem Viertel soll für den Verkehr Tempo 30 gelten
Um eine hohe Aufenthaltsqualität zu erreichen, soll viel Grünfläche erhalten und wenig versiegelt werden. Auch soll etwa bei dem kleineren Grundstück von der Gebäudeanordnung her eine Öffnung zum Grünzug hin bestehen. Was die Verkehrsentwicklung angeht, sind die Investoren zuversichtlich. Im Vergleich zum bestehenden Baurecht könne bei der nun beabsichtigten Bebauung nach einer ersten Prognose von einer ähnlichen Kfz-Belastung ausgegangen werden, sagte Schönau. Man strebe eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde an.
Im Gemeinderat kamen die Ideen der Investoren an. Jürgen Leinweber (Grüne) gefällt, dass etwas in die Höhe gebaut, dafür aber nicht so viel Fläche versiegelt werden soll. Stephanie Konopac von Neubibergs Freien Wählern lobte die lockere Bebauung. Es wurde aber auch deutlich, dass vieles bisher noch vage ist und noch einige Gespräche geführt werden müssen. Wenn der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss bestätigt hat, soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden.